Fiat will Opel-Montagewerke und Marke erhalten

Die drei Endmontagewerke von Opel sind Rüsselsheim, Eisenach und Bochum. Fiat plane die eine oder andere Werksschliessung in Europa, es gebe aber keine «Schliessungen in der Breite», betonte Guttenberg. Der Fiat-Chef legte in dem Gespräch einen Masterplan vor. Er will die Autosparte seines Konzerns ausgliedern und mit dem US-Autobauer Chrysler sowie Opel zusammenlegen. Der neue Konzern soll die weltweite Nummer zwei nach Toyota werden. Es gehe um alle europäischen Partner des US-Mutterkonzerns General Motors (GM), sagte Guttenberg. Die Bundesregierung macht Hilfen für einen Opel-Investor von Bedingungen abhängig.


Übebrückungsbedarf von 5 bis 7 Mrd Euro
Die Italiener wollen laut Guttenberg ohne eigene Schulden bei Opel einsteigen und dafür ein entsprechendes Modell schaffen. Der «finanzielle Überbrückungsbedarf» würde sich dann aus Schulden und Pensionsverbindlichkeiten der der Opel-Mutter ergeben. Dieser Bedarf werde nach bisherigen Schätzungen von Fiat europaweit auf fünf bis sieben Milliarden Euro veranschlagt. Hier könnten staatliche Garantien oder Bürgschaften der europäischen Länder ins Spiel kommen.


Absage an direkte Staatsbeteiligung
Wie gross der Anteil Deutschlands bei einer solchen Lösung werden könnte, sei noch offen, sagte Guttenberg. Auch dem Fiat-Chef lägen noch keine gänzlich gesicherten Zahlen aus der GM-Zentrale in Detroit vor. Eine direkte Staatsbeteiligung lehnte Guttenberg ab. Dies sei das «unsinnigste Instrument». Es gehe um Bürgschaften etwa für Akquisitionsdarlehen. Dies müsste aber auf europäischen Schultern verteilt werden.


Auch andere Optionen abklopfen
Guttenberg sprach von einem «interessanten Konzept» von Fiat. Dies müsse aber auf «Herz und Nieren» geprüft werden. Auch andere Optionen müssten abgeklopft werden. Dies betreffe auch den Fall, wenn es zu einer Zerschlagung von General Motors komme, es keine Investoren für Opel gebe und dann die Filetstücke verteilt würden. «All das ist auf eine Waagschale zu legen in der Bewertung, die wir vorzunehmen haben». Es gehe um langfristige Lösungen, was auch Ziel von Fiat sei.


Gewerkschaften laufen Sturm
Der Betriebsrat des Kaiserslauterer Opel-Werks reagierte mit scharfer Kritik auf die Überlegungen, wonach dem Werk «Konsolidierungsmassnahmen» drohen könnten. «Wir werden uns unter dieser Voraussetzung gegen Fiat massiv wehren. Das können wir nicht hinnehmen», sagte der Kaiserslauterer Betriebsratschef Alfred Klingel dem Audiodienst der Deutschen Presse-Agentur dpa am Montag.


Weitere Gespräche
Guttenberg warnte mit Blick auf den Widerstand gegen Fiat auch in der Koalition, Investoren durch Vorfestlegungen zu verprellen. Er kündigte an, auch das Detailkonzept des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna prüfen zu wollen. Vor einer Entscheidung sei aber eine Einigung von potenziellen Investoren mit dem Opel- Mutterkonzern General Motors abzuwarten. Nach dem Gespräch mit Guttenberg wollte Marchionne mit Kanzleramtschef Thomas de Maizière sowie SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sprechen.


Marchionne plant neue AG
Vor den Gesprächen in Berlin hatte Marchionne der «Financial Times» (Montag) gesagt, Ziel sei eine neue Aktiengesellschaft, die den Namen «Fiat/Opel» tragen könnte. Der Konzern solle sechs bis sieben Millionen Autos jährlich herstellen. General Motors würde dann Minderheitseigner des neuen Unternehmens. Bis Ende Mai solle die Fusion beschlossen werden.


Einvernehmliche Lösung angestrebt
Die Bundesregierung strebt bei den möglichen Hilfen für Opel trotz der Differenzen innerhalb der Koalition eine einvernehmliche Lösung an. Innerhalb der Bundesregierung sei ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, und alle Beteiligten hielten sich daran, sagte Sprecher Ulrich Wilhelm. Die Details der Gespräche würden an diesem Dienstag zusammengeführt. Steinmeier hat laut Medienberichten einen 14-Punkte- Katalog aufgestellt, den ein Investor erfüllen müsse. Im Zentrum stehe der Erhalt aller Opel-Standorte und möglichst vieler Jobs. (awp/mc/ps/29)

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