Finanzbranche hofft auf guten Dialog mit neuer Finma-Präsidentin

«Wir haben die Erwartung, dass Frau Héritier Lachat das Augenmerk auf eine angemessene Regulierungsdichte legt und pragmatische Lösungen sucht», sagte economiesuisse-Geschäftsführer Pascal Gentinetta der Nachrichtenagentur SDA. Die neue Finma-Präsidentin gelte als «ausgewiesene Expertin» auf ihrem Gebiet, sagte Gentinetta weiter.


Klare Kompetenzenregelung…
Die Bankiervereinigung SBVg begrüsst die Wahl von Héritier Lachat in einer Mitteilung vom Mittwoch und verweist auf deren langjährige Erfahrung als Verwaltungsrätin der Finma. Insbesondere pochen die Banken auf ein «noch stärkeres» Engagement bei den internationalen Regulierungen zugunsten des Schweizer Finanzplatzes. Auch fordert die Branche eine klare Abgrenzung der Kompetenzen der Finma, der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und dem Eidg. Finanzdepartement (EFD). Vergangene Woche hatte die SNB mehr regulatorisches Mitspracherecht und mehr Dateneinsicht bei den Banken gefordert.


… und offene Kommunikation gefordert
Der Versicherungsverband SVV erwarte an der Spitze der Finma jemanden, der nicht nur die Banken, sondern auch die Versicherungen kenne, sagte SVV-Sprecherin Selma Frasa der SDA. «Ich glauben, dass die neue Präsidentin mit versicherungstechnischen Eigenheiten vertraut ist», so die Sprecherin. Man hoffe, dass Héritier Lachat glaubwürdig kommuniziere und einen offenen Dialog mit der Finanzbrache im In- und Ausland fördere, sagte Frasa weiter. Für die Schweizer Versicherer gelten ab dem 1. Januar im Rahmen des Swiss Solvency Tests (SST) neue Kapitalregeln, deren endgültige Umsetzung die Finma noch festlegen muss.


Finma-Chefin an ihren Taten messen 
Die Parteien äussern sich nach Héritier Lachats Wahl verhalten. Der einhellige Tenor lautet: Die neue Finma-Chefin soll an ihren Taten gemessen werden. Für Martin Baltisser, Generalsekretär der SVP, ist an der Wahl der 60-Jährigen Lachat insbesondere «das Fehlen eines unternehmerischen Hintergrundes» bemerkenswert. Dies sei aber wohl gerade die Absicht des Bundesrats gewesen, sagte Baltisser gegenüber der SDA. Auch der FDP-Generalsekretär Stefan Brupbacher bemerkt die Tatsache, dass die neue Finma-Präsidentin «das Geschäft nicht aus der Praxis kennt». Zusammen mit der fehlenden internationalen Vernetzung seien dies zwei Nachteile der Wahl Lachats.


SP-Mitglied Héritier Lachat&
Die CVP spricht von einer «freudigen Überraschung», dass neu eine Frau die Oberaufsicht über den Finanzplatz wahrnehme. Dieselbe Unabhängigkeit, die Lachat von den Interessen des Finanzmarktes reklamiere, müsse sie nun auch vom SP-Parteibuch wahren, sagte CVP-Sprecherin Marianne Binder. Das Eidg. Finanzdepartement bestätigte auf Anfrage, dass Lachat Mitglied der Sozialdemokratischen Partei ist. Die SP ihrerseits begrüsst die Wahl der «fachlich sehr kompetenten Juristin», wie die Partei in einem Communiqué mitteilte. Mit Lachat an der Finma-Spitze biete sich die Gelegenheit, ein klares Zeichen der Unabhängigkeit gegenüber dem Finanzplatz zu setzen. (awp/mc/ps/28)

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