Finanzchefs haben Optimismus verloren

Dies hat die Beratungsfirma Deloitte in einer Umfrage unter 47 Teilnehmern im Juni ermittelt. Im ersten Quartal 2010 hatten noch mehr als die Hälfte der Befragten Zuversicht bekundet. Der Grund für die tieferen Sorgenfalten liegt vor allem in der europäischen Schuldenkrise und den Sparanstrengungen wichtiger Regierungen. Für 73% ist die unsichere Lage der Euro-Zone ein mittelgrosses Risiko, für 22% sogar ein schwerwiegendes Problem für die Schweizer Wirtschaft.


«Double Dip»-Gefahr nimmt zu
Das Gespenst einer neuen Krise geht wieder um: Die Angst vor einem erneuten Abgleiten in eine Rezession, was Ökonomen auch als «Double Dip» bezeichnen, sei eindeutig grösser als im ersten Quartal, sagte Michael Grampp, Leiter Research bei Deloitte, am Montag vor den Medien. Der wegen der Euro-Krise deutlich stärkere Franken ist für knapp die Hälfte der Befragten ein Problem für die heimische Wirtschaft: Vor allem Finanzchefs aus exportorientierten Unternehmen in der Maschinen- und Elektroindustrie äusserten Bedenken. Gelassener sieht die Finanzbranche die Wechselkursentwicklung.


Eurokurs kaum über 1,40 Franken erwartet
Die Mehrheit der Befragten glaubt nicht, dass der Euro in zwölf Monaten wieder über die Marke von 1,40 Franken steigen wird: 39% der Finanzchefs erwarten, dass der Euro innert Jahresfrist zwischen 1,30 und 1,40 Franken wert sein wird. 26% fürchten gar, dass der Euro dann unter 1,30 Franken gehandelt wird. Die Unternehmen behelfen sich, indem sie ihre Währungsrisiken so weit wie möglich absichern. Die Deloitte-Berater haben beobachtet, dass das Interesse an Absicherungsgeschäften spürbar gestiegen ist.


Schweiz ein Volk von Pessimisten? 
Der Pessimismus sei bei den Schweizer Finanzchefs stärker eingetreten als in anderen europäischen Ländern wie Grossbritannien, wo Deloitte ähnliche Befragungen durchführt, oder den Benelux-Ländern, sagte Michael Grampp. Dies zeige sich am stärksten an der Lagebeurteilungen für das eigene Unternehmen. Die Einschätzungen der Finanzchef hingen stärker vom der öffentlichen Diskussion ab, als gemeinhin angenommen: So hätten die negativen Schlagzeilen um den Euro, die seit dem Akutwerden der Griechenland-Krise auftauchten, die Manager klar beeindruckt, erläuterte Grampp die Umfrageergebnisse.


Zwei von fünf Schweizer CFOs für EU-Beitritt
Inmitten der neu aufgeflammten Diskussion um einen Schweizer EU-Beitritt hat Deloitte die Finanzchefs erstmals nach ihrer Meinung zu diesem Thema befragt: Dabei kam heraus, dass 39% dafür sind, dass sich die Schweiz der europäischen Staatenorganisaton anschliesst. «Ich bin etwas überrascht über diese Zahl, da die Frage genau zu einem Zeitpunkt gestellt wurde, als die EU stark kritisiert wurde», sagte Michael Grampp. Deloitte wolle dieser Frage nun verstärkt Gewicht geben, sagte er. (awp/mc/ps/14)

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