Finanzkrise hinterlässt bei Pensionskassen Spuren

Es gehe den Pensionskassen nicht so schlecht, wie in den Medien kolportiert werde, sagte Complementa-CEO Michael Brandenberger, der am Mittwoch in Zürich den jährlich erscheinenden «Risiko Check-up» zur Lage der Pensionskassen präsentierte. Diese sei «nicht besorgniserregend».


Deckungsgrad aller Kassen verringert sich um 7 %
2008 hat sich der so genannte Deckungsgrad aller Pensionskassen zusammen (per August) um gegen 7 auf rund 103% verringert. Damit stieg der Anteil der Kassen mit Unterdeckung (weniger als 100%) bei den privatrechtlichen Pensionskassen auf rund 13, bei den öffentlichrechtlichen auf 62%. Der Deckungsgrad gibt an, zu wieviel % die Verpflichtungen einer Kasse mit Vermögenswerten gedeckt sind. Wie aus der Studie weiter hervorgeht, lag der durchschnittliche Deckungsgrad bei den privatrechtlichen Kassen per Mitte Jahr immer noch bei über 108%. Damit wäre die Mehrheit laut Studie in der Lage, einen weiteren Einbruch in ähnlicher Höhe zu verkraften.


Die Momentaufnahme basiert auf Modellrechnungen. Sie stützt sich auf die ebenfalls neu präsentierten Angaben zum nach Kassengrössen gewichteten Deckungsgrad per Ende 2007. Er belief sich für alle Kassen auf 109,1% (minus 0,2% gegenüber 2006). Bei den privatrechtlichen Kassen lag der Deckungsgrad Ende 2007 bei 116,6%, bei den öffentlichrechtliche bei genau 100%.


Massive Buchverluste von 30 Mrd. Franken
Der gegenüber 2007 gesunkene Deckungsgrad erklärt sich mit den massiven Buchverlusten in diesem Jahr von rund 30 Mrd CHF. Diese sind vergleichbar mit jenen der Krisen von 2001 und 2002 und entsprechen 5 bis 6% der gesamten Pensionskassen- Vermögen von über 600 Mrd CHF. In den letzten Wochen in den Medien verbreitete Zahlen gingen von weit höhren Verlusten aus.


Situation besser als nach Platzen der Internetblase
Trotz der Einbussen gehe es den Kassen heute besser als beim letzten massiven Einbruch nach dem Platzen der Internetblase, sagte Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbandes ASIP. Die Pensionskassen hätten aus der damaligen Krise gelernt und seinen dank höheren Schwankungsreserven besser aufgestellt. Es gebe deshalb «keinen Grund zur Panik».


«Anpassung an herrschende Realitäten» gefordert
Angesichts der Lage auf den Finanzmärkten sprach sich Konrad für Anpassungen an die herrschenden Realitäten aus. Der Bundesrat muss in diesem Herbst über eine Senkung der Mindestverzinsung von 2,75 auf 2% entscheiden. Zu diesem Satz müssen die Kassen im Minimum die Guthaben der Versicherten jährlich verzinsen. Auch die Anpassung des für die spätere Rente ausschlaggebenden Mindest-Umwandlungssatzes sei wegen tieferer Renditeaussichten und der höheren Lebenserwartung zwingend, fordert der ASIP. Diese Forderung wurde am Mittwoch erfüllt: Der Nationalrat folgte in der Herbstsession seiner vorberatenden Kommission, die eine Senkung von heute 7,1 auf 6,4% bis 2015 vorschlug.  (awp/mc/pg/24)

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