Finanzkrise: «Ist die Schweiz das nächste Island?»
Die internationale Presse zollt dem «ausgefeilten» Schweizer Bankenpaket Respekt. Betont wird auch die Bedeutung und die mögliche Gefahr des Finanzplatzes für das Land – sowie der Umfang der Hilfe, der in Relation zur Grösse höher sei als die US-Staatshilfe. Das Blatt verweist dabei auf den Umfang der Bankeinlagen der beiden Grossbanken, welche rund 7-mal so hoch seien wie das Bruttoinlandprodukt. Dies sei etwas weniger als in Island – aber weitaus mehr als etwa in Grossbritannien.
«Ein Mythos wankt»
«Ein Mythos wankt», schreibt die deutsche «WirtschaftsWoche» zur Hilfe an die UBS. «Die Bedeutung – und im Schadenfall die Bedrohung – der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse für die Volkswirtschaft der Schweiz ist riesig», unterstreicht das Blatt weiter. Mit «mehr Staatshilfe als in den USA» stütze daher die Regierung die beiden.
Lange erwartet, dass man es fast vergessen hat
«Nach langem Hinhalten», so «Le Figaro» aus Frankreich, habe die Schweiz nun ihren Rettungsplan vorgelegt. Man habe es so lange erwartet, dass man es fast vergessen habe, schreibt das französische Wirtschaftsblatt «Les Echos». «Lange wollte die Schweizer Finanzwirtschaft glauben machen, sie komme ohne staatliche Stützung aus», schreibt «Die Welt». «Der Fall UBS straft sie nun Lügen.»
Schweiz ist aufgewacht
«Auch die Schweiz ist aufgewacht», titelt das deutsche «Handelsblatt». Der «Rettungsplan mit Schweizer Präzision» sei «ein grosser Schritt in die richtige Richtung. Trotz gegenteiliger Beteuerungen kann es sich der Finanzplatz Schweiz nicht leisten, beim Kampf gegen die Finanzkrise im Abseits zu stehen», so das «Handelsblatt weiter. Je länger die Regierungen brauchten, um ihren Banken zu Hilfe zu eilen «umso ausgefeilter werden ihre Pläne», urteilt die «Financial Times». In der Deutschland-Ausgabe wird jedoch betont, dass es sich um einen «Kraftakt aus purer Not» handle. Denn «die Schweiz konnte es sich nicht leisten, diese Schlüsselindustrie vor die Wand fahren zu lassen».
«Notoperation» für die UBS
Die «Frankfurter Allgemein Zeitung» sieht nach der «Notoperation» für die UBS die Probleme der Grossbank aber nicht gelöst. «Die echte Wende in der UBS muss von innen kommen. Davon sind bisher nur Ansätze zu sehen.»
Erniedrigender Abstieg
Der «International Herald Tribune» schreibt: «Für die Schweizer, für die die mutmasslich vorsichtigen, diskreten Banken ein internationales Symbol sind wie die Neutralität, das Matterhorn oder das Schweizer Sackmesser, ist die Idee, dass die Regierung das Finanzsystem stützen muss, ein erniedrigender Abstieg.»
Eid der Genossen auf die Schweizer Banken
Einen «Eid der Genossen auf die Schweizer Banken», sieht der österreichische «Der Standard» im Plan. Der x-te nationale Rettungsplan wirft jedoch nicht in allen Zeitungen Wellen. Sowohl «Le Monde» wie auch die «Süddeutsche Zeitung» widmen der Schweiz einen Satz – jeweils in der Rubrik «Finanzkrise in Kürze». (awp/mc/gh/21)