Die Commerzbank kassierte am Mittwoch ihre optimistischen Ziele für 2008, nachdem sich der Überschuss im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert hatte. Vor gut einer Woche hatte sich die Deutsche Bank von ihrer Gewinnprognose verabschiedet, am Dienstag kündigte die krisengeschüttelte Schweizer Grossbank UBS den Abbau von mehr als 5000 Stellen an.
Negativmeldungen ohne Ende
Und die Serie der Negativmeldungen reisst nicht ab: Milliarden-Belastungen drückten die BayernLB zum Jahresstart tief in die roten Zahlen. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» rutschte auch die HypoVereinsbank (HVB) im ersten Quartal 2008 in die Verlustzone. Dennoch betonen immer mehr führende Banker und Politiker ihre Zuversicht, dass ein Ende der Turbulenzen fast ein Jahr nach ihrem Ausbruch greifbar ist.
Anzeichen für Beruhigung
Die beiden grössten deutschen Banken, Deutsche Bank und Commerzbank, sehen zunehmend Anzeichnen für eine Beruhigung der Märkte. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sagte am Dienstagabend in Frankfurt, es gebe «einige Hoffnungsschimmer einer Wiederbelebung mindestens in einigen Marktsegmenten»: «Was wir jetzt brauchen ist eine Phase der Stabilisierung, der Ruhe. Dann bin ich überzeugt, dass wir eher am Beginn des Endes sind.» Commerzbank-Finanzvorstand Eric Strutz bekräftigte am Mittwoch: «Die Märkte haben sich im April normalisiert.» Unterstützung kommt von jenseits des Atlantiks: «Das Schlimmste liegt wahrscheinlich hinter uns», sagte US-Finanzminister Henry Paulson dem «Wall Street Journal».
Von Rekordwerten weit entfernt
Dennoch rückte das Commerzbank-Management von seinem noch Ende März bekräftigten Ziel ab, den Rekordgewinn des Jahres 2007 von 1,92 Milliarden Euro zu erreichen oder gar zu übertreffen. «Es dürfte aus heutiger Sicht sehr schwer werden, das gute Ergebnis des Vorjahres wieder zu erreichen», sagte der Vorstandsvorsitzende des DAX-Konzerns, Klaus-Peter Müller, laut Mitteilung der Bank. Von Januar bis Ende März 2008 brach der Überschuss der Commerzbank wegen weiterer Abschreibungen im Zusammenhang mit der Finanzkrise auf 280 (Vorjahreszeitraum: 609) Millionen Euro ein. Vor Steuern verdiente das Institut im ersten Quartal 410 (908) Millionen Euro.
Weitere Subprime-Abschreibungen
Die Belastungen infolge der Krise am Markt für zweitklassige US-Hypothekenkredite (subprime) schlugen bei der Commerzbank in den ersten drei Monaten 2008 mit weiteren 244 Millionen Euro zu Buche. Insgesamt summierten sich die Abschreibungen des Instituts auf Subprime-Papiere und andere verbriefte Produkte seit Beginn der Krise auf 827 Millionen Euro. Die Finanzkrise zehrte zudem die stillen Reserven der zweitgrössten deutschen Bank auf.
BayernLB mit Vorsteuer-Verlust von 770 Mio. Euro
Bayerns Landesbank musste im ersten Quartal vor Steuern einen Verlust von 770 Millionen Euro verkraften, wie das Institut in München mitteilte. Bereits Anfang April hatte die BayernLB ihre Belastungen aus der Finanzkrise auf bis dahin 4,3 Milliarden Euro beziffert. Zur Absicherung gegen Ausfallrisiken sollen der Freistaat Bayern und die bayerischen Sparkassen jeweils Garantien in Höhe von 2,4 Milliarden Euro gewähren, weitere 1,2 Milliarden Euro sollen von der BayernLB selbst kommen. Derzeit werde gemeinsam mit den Anteilseignern an der konkreten Ausgestaltung dieses Risikoschirms gearbeitet, erklärte die Bank. Wenn dieses Problem gelöst sei, richte die Bank ihren Blick nach vorne, sagte BayernLB-Chef Michael Kemmer.
Auch HVB in den roten Zahlen?
Die UniCredit-Tochter HypoVereinsbank (HVB) wollte sich zu dem angeblichen Verlust im ersten Quartal nicht äussern und verwies auf die Veröffentlichung der Quartalszahlen m Donnerstag. Es wäre das erste Mal seit drei Jahren, dass die HVB einen Verlust melden muss. Bereits in den vergangenen Wochen hatte sich abgezeichnet, dass die HVB von der Finanzkrise stärker belastet sein würde als erwartet. So hatte HVB-Chef Wolfgang Sprissler kürzlich von «signifikanten Wertkorrekturen» für das erste Quartal gesprochen, ohne allerdings Zahlen zu nennen. (awp/mc/pg)