Finanzmarktkrise und Ölpreise drücken Wachstum in der Eurozone
Die EU-Kommission stimme mit der neuen Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) überein, wonach das Wachstum im kommenden Jahr etwas unter 2 Prozent liegen werde, sagte EU-Währungskommissar Joaquín Almunia am Montagabend in Brüssel nach Beratungen der Finanzminister des Eurogebiets.
«Risiken, die nach unten weisen»
Bisher war die Kommission von 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum in dem gemeinsamen Währungsgebiet mit 320 Millionen Einwohnern ausgegangen. «Wir haben es mit Risiken zu tun, die nach unten weisen.» Die Minister diskutierten die Konjunkturlage mit IWF-Europadirektor Michael Deppler.
Wieder aufflackernde Inflation bereitet Sorgen
Sorgen macht auch die Inflation, die im Eurogebiet wieder aufflackert. «Ja, dieses Risiko existiert», sagte der Vorsitzende der Finanzminister des Euro-Gebiets, der luxemburgische Premier und Finanzminister Jean-Claude Juncker, mit Blick auf die Teuerung. Man müsse dabei aber zwischen zeitweiligen und dauerhaften Elementen unterscheiden.
Steinbrück: Konjunkturzahlen immer noch sehr gut
Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hatte vor der Sitzung gesagt, die derzeitige Teuerung beunruhige ihn nicht. Die Jahresinflation der Eurozone war im November wegen hoher Benzin- und Nahrungsmittelpreise auf 3,0 Prozent geklettert. Steinbrück räumte ein, dass der starke Euro und die hohen Ölpreise Risiken für die Konjunktur bergen können. «Es könnte einen kleinen Dämpfer geben für die wirtschaftliche Entwicklung.» Die Konjunkturzahlen seien aber immer noch sehr gut, sowohl für Deutschland als auch für Europa und die ganze Welt. «Wir erwarten für 2008 gute Zahlen.»
Gespräche über Finanzmarktaufsicht
Die Finanzminister aller 27 EU-Länder wollen am Dienstag über die Finanzmarktaufsicht in der EU sprechen. Das Thema hat angesichts der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten und der Schieflage mehrerer europäischer Kreditinstitute eine besondere Bedeutung. Der italienische Ressortchef Tommaso Padoa-Schioppa schrieb an die amtierende portugiesische EU-Präsidentschaft, die bestehenden Aufsichtsausschüsse der EU für Banken, Versicherungen und Wertpapiere müssten gestärkt und ausgebaut werden. Er forderte ebenfalls, einen «Weisenrat» von unabhängigen Persönlichkeiten einzusetzen, der die EU-Kommission bei diesem Vorhaben beraten sollte. (awp/mc/pg)