Finanzplätze: Frankfurt hinter London – gleichauf mit Paris

Die Mainmetropole hat gegenüber den beiden europäischen Hauptstäden Vorteile bei Standortfaktoren wie niedrigeren Mieten und kürzeren Verkehrswegen. Paris liegt jedoch in der Forschung und als Bankenplatz noch vor Frankfurt. In der deutschen Grossstadt haben nur sieben der 100 grössten europäischen Banken ihren Sitz.


Frankfurt hat «gute Chancen», Paris zu überrunden
Mittelfristig habe Frankfurt aber «gute Chancen», Paris zu überrunden, sagte die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud. Dazu müssten die Investitionen in Forschung und Wissenschaft gesteigert und die Eigenvermarktung des Standorts verbessert werden. «Die ist bei uns noch Kraut und Rüben», meinte Traud. Ausserdem plädieren die Autoren für einen kompletten Umzug der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) von Bonn nach Frankfurt. An der Studie arbeiteten neben der HA Hessen Agentur und der Helaba auch die Goethe-Universität und die HfB Business School of F inance & Management mit.


Börseninfrastruktur ist massgeblicher Standortfaktor
Die Börseninfrastruktur ist gemäss der Untersuchung ein massgeblicher Standortfaktor für einen Finanzplatz. Eine Fusion zwischen der Deutschen Börse und der Vierländerbörse Euronext könnte demnach Frankfurt schaden. Die Alleinstellung der Deutschen Börse sei einem europäischen Modell, bei dem Kernfunktionen abgegeben würden, «deutlich vorzuziehen», betonte Helaba-Vorstandschef Günther Merl. Damit ging der Top-Banker weiter als der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der einen Zusammenschluss grundsätzlich begrüsst, der Deutschen Börse jedoch vorwirft, sich in den Verhandlungen mit Euronext auf zu weit reichende Zugeständnisse eingelassen zu haben.


«Genug Anziehungskraft»
Koch hatte am Mittwoch erklärt, dass Frankfurt den Vergleich mit Paris und London nicht zu scheuen brauche. Angesichts des drastischen Stellenabbaus beim Versicherungskonzern Allianz und seiner Tochter Dresdner Bank in der Stadt müssten die Rahmenbedingungen so günstig gestaltet werden, dass der Standort «genug Anziehungskraft» für neue Jobs aufweise. Politiker und Vertreter der Finanzwirtschaft unterstrichen in den vergangenen Tagen ausserdem die Bedeutung von so genannten Real Estate Investment Trusts (REITs) – börsennotierten Immobilienfonds – für den Standort Frankfurt und Deutschland. Die Einführung von REITs, die es in anderen Ländern bereits gibt, könnte ab 2007 per Gesetz ermöglicht werden, stösst aber in Tei len der SPD noch auf Ablehnung. Kritiker befürchten Nachteile für Mieter. (awp/mc/gh)

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