Finnova tastet sich ins Ausland vor
Der Lenzburger, auf kleinere und mittlere Retailbanken spezialisierte Softwarehersteller Finnova lud heute zu einem Presseanlass in Zürich. Einiges von dem, was Finnova-Chef Charlie Matter und sein Technologie-Chef Peter Stalder mit viel Understatement zu erzählen hatten, ist zwar nicht mehr brandneu, aber trotzdem interessant.
Entwicklungsumgebung ermöglicht Offshoring und…
So hat Finnova in Zusammenhang mit dem spektakulären Gewinn des Auftrags für eine neue Kernbankenlösung für die Migros Bank eine Entwicklungsumgebung für Dritthersteller aufgebaut. Dies war eine Bedingung der Migros Bank, die seit Jahren mit dem indischen IT-Dienstleister Polaris zusammenarbeitet. Innert vier Monaten wurde das «Finnova Development Kit» entwickelt und vor allem wurden mehrere Polaris-Fachleute in Lenzburg ausgebildet.
Bis heute benützt erst die Migros Bank, respektive deren indischer IT-Lieferant Polaris, das Entwicklungskit, mit dem man funktionale Erweiterungen zur Kernsoftware bauen kann. Doch die Lenzburger wollen erste Erfahrungen mit Offshore-Entwicklung machen und Polaris einen eng begrenzten Auftrag erteilen. Ob langfristig ein grösserer Teil der Entwicklungsarbeit nach Indien ausgelagert werden wird, ist offen. Matter sagt einerseits, er fühle sich als Schweizer Arbeitgeber, der hier und nicht in Indien Jobs schaffen wolle, erwähnt andererseits aber auch jene Textilindustriellen, die zu lange am Produktionsstandort Schweiz festgehalten haben und untergingen.
? erleichtert die Expansion nach Deutschland
Längerfristiges Ziel der Öffnung von Finnova für Dritthersteller ist eine «Szene» von Firmen, die funktionale Erweiterungen programmieren und vermarkten. Dass Finnova dabei selbst unter Druck durch Partner geraten könnte, die gewisse Module besser machen könnten, scheint den Lenzburgern gerade Recht zu kommen. Noch längerfristigeres Ziel ist es, die Kernbankenlösung auch ausserhalb des in gewissen Segmenten (Kantonalbanken) bald verteilten Schweizer Marktes zu vertreiben. Natürlicher Zielmarkt von Finnova ist Deutschland, ist doch der grosse deutsche Systemintegrator msg systems zu 20 Prozent von Finnova beteiligt.
Hier soll die Entwicklungsumgebung die Lokalisierung, die Finnova wohl nicht aus eigener Kraft schaffen würde, ermöglichen, da sie erlaubt, auch Dritte an an die Software «heranzulassen.»
msg wird Beteiligung erhöhen
Gut scheint die Zusammenarbeit mit dem bayrischen Systemintegrator und Finanzindustrie-Spezialisten msg systems zu klappen. msg beteiligte sich im Oktober 2006 mit 20 Prozent an Finnova. Mittelfristig will man die Mehrheitsbeteiligung der Besitzer-Banken, die als Aktionär wie als Kunde in einem natürlichen Widerspruch der Eigeninteressen gefangen sind, abbauen. Dies scheint zu gelingen. msg werde Ende Jahr seine Beteiligung auf knapp unter 50 Prozent erhöhen. Zusammen mit den kleinen Anteilen des Managements wird msg dann die Mehrheit halten – die Besitzer-Kunden-Banken werden den strategischen Kurs des Software-Herstellers nicht mehr oder nicht mehr entscheidend bestimmen. (Inside-IT/mc)