Nachem bereits Alcan die Löhne drücken will, zieht jetzt GF nach: Die Lohnkosten bei GF sollen jährlich und ohne zeitliches Limit um 12 Millionen Euro heruntergebracht und bis 2010 mindestens 200 Stellen abgebaut werden. Deshalb wolle der Betriebsrat und die IG Metall in Singen nicht länger hinter verschlossenen Türen mit der Geschäftsleitung verhandeln. Die Arbeitnehmervertreter setzen auf öffentlichen Druck.
Verschiedene Gründe
Rund 1400 Mitarbeiter hat die Firma Georg Fischer (GF) in Singen. Davon 1256 im Bereich Automobilguss. Nun verlangt die Konzernspitze von den Beschäftigten einen Lohnverzicht in Höhe von 12 Millionen Euro jährlich, teilten gestern der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Singen, Johann Blaschke, und der Betriebsrat und Vertrauensmann bei GF, Thomas Fischer, mit. Begründet werde dieser Schritt mit den gestiegenen Kosten für Strom, Koks und Stahl. Ausserdem erwarte die Schweizer Konzernzentrale eine Steigerung der Umsatzrendite von bisher 4,7 auf acht bis zwölf Prozent.
Ein Drittel weniger Lohn
Blaschke und Fischer rechneten vor, dass dieses Opfer im Schnitt jeden Beschäftigten zwischen 800 und 900 Euro kosten werde. Bei einem Bruttolohn von rund 2700 Euro, den ein Grossteil der Arbeiter verdient, würde das ein Drittel weniger Lohn bedeuten, und zwar ohne zeitliche Befristung. Selbst wenn die Belegschaft dieses Opfer auf sich nähme, so wäre damit noch keine Standortgarantie verbunden, sagt Johann Blaschke.
Managment profitiert
Auf der anderen Seite habe der GF-Konzernleiter seine Gesamtentschädigung in einem Jahr verdoppelt. Die Verwaltungsratsmitglieder hätten ihr Salär verdreifacht. Diese Aussage vom 30. März sei bisher nicht dementiert worden, sagte Blaschke.
Manche Ungereimtheiten
In der Personalplanung gebe es manche Ungereimtheiten. Im schlechtesten Fall, so habe GF angedroht, werde das Werk in Singen geschlossen. Im besten Fall solle der Standort erhalten werden, allerdings unter der Voraussetzung, dass mindestens 200 Stellen abgebaut würden. Die Arbeitnehmervertreter sähen zwar die Kostensteigerungen auf dem Energiemarkt. Davon seien aber alle Hersteller betroffen, so dass GF gegenüber der Konkurrenz nicht schlechter gestellt sei.
Bereits Opfer gebracht
Vor dem Hintergrund einer Arbeitsplatzgarantie bis zum 31. Dezember 2007 hat die Belegschaft schon seit 1996 Opfer gebracht, die dem Unternehmen eine Lohnkostenersparnis von rund 13 Millionen Euro eingebracht haben. Das Weihnachtsgeld sei um insgesamt 10 Prozent, dann die Giessereinachtschichtzulage um 10 Prozent gekürzt worden. Zwei Tage Giessereiurlaub seien weggefallen, ebenso die Drei-Schicht-Pause. Jetzt sollen die Mitarbeiter ganz auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten und 40 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich arbeiten. Die Schicht- und Mehrarbeitszuschläge sollen halbiert werden und die Belegschaft soll auf die zweiprozentige Lohnerhöhung verzichten.
Eigentlich Notmassnahmen
Derartige Massnahmen würden nur ergriffen, um einen Betrieb aus den roten Zahlen zu holen, erklärt Blaschke. «Das Vorgehen der Firma Georg Fischer ist einmalig», sagt er. Die IG Metall werde keine Lösung unterschreiben, die zu einer dauerhaften Lohnsenkung führe. Es müssten Lösungen gefunden werden, die in Richtung flexibler Arbeitszeit gehen. (mc/as)