Félix Vallotton in der Villa Flora in Winterthur

Die ab 1908 von Arthur und Hedy Hahnloser aufgebaute Vallotton-Sammlung umfasst alle von ihm behandelten Gattungen. Des Weiteren gehören auch dazu Landschaften, Porträts, Akte und mythologische Szenen, in denen Vallotton die Geschichten aus der Antike als modernen Geschlechterkampf interpretiert. Einen Höhepunkt bildet ‹La Blanche et la Noire› – das vielschichtigste und in der spannungsvollen Konfrontation eines weissen Aktes mit einer schwarzen Frau auch das provozierendste Werk der Ausstellung.









La Blanche et la Noire, 1913



Tulipes et statuette de Maillol, 1913


La grève blanche, Vasouy, 1913



Quai de Seine au sable rouge, 1901



Place Clichy, 1901



La Mulâtresse, 1913

Fundiertes Sammeln führt zu einem kompakten Werk
Ausgangspunkt der Vallotton-Ausstellung ist die historische Situation der Sammeltätigkeit von Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler. Félix Vallotton (1865 Lausanne – 1925 Paris) war neben Bonnard der wichtigste Künstler der Sammlung, deren Schwergewicht auf der Künstlergruppe der «Nabis» liegt. Zudem war er von Anfang an der künstlerische Berater des Sammlerpaars und blieb zeit seines Lebens ihr intensivster Gesprächspartner. Die umfangreiche Vallotton-Sammlung umfasst sowohl alle Perioden seines Schaffens als auch alle von ihm behandelten Gattungen und ist somit repräsentativ für sein gesamtes Werk. Demzufolge werden in unserer Ausstellung alle Genres in gleicher Weise vorgestellt: Interieurs und Stilleben, Grossstadtbilder und Landschaften, Porträts, Akte und mythologische Szenen.

Das Ganze ist oftmals mehr als seine Teile


Hedy Hahnloser, die sich intensiv für eine Anerkennung und Verbreitung von Vallottons Werk einsetzte, hat auch ihre Verwandten und Freunde zu Ankäufen von Vallotton-Bildern inspiriert. Diese ergänzten häufig in sinnvoller Weise die Werke ihrer eigenen Sammlung, so dass von Vallotton als Pendants oder als Zyklen gedachte Bildgruppen zusammenbleiben konnten. So erwarb Hedy Hahnloser vom Künstler das Werk «Soir antique» (1904), in dem eine Gruppe von Nymphen vor den ihnen nachstellenden Faunen flieht, und ihr Cousin Richard Bühler kaufte in demselben Jahr das Pendant «Penthée», das die Verfolgung von Pentheus durch die ihn später in blinder Raserei zerreissenden Mänaden zum Thema hat. Diese beiden Werke, in denen Vallotton die mythologischen Szenen aus der Antike als modernen Geschlechterkampf interpretiert, werden in unserer Ausstellung seit langem einmal wieder gegenübergestellt.

Die Schönheit der dunklen Haut
Einen Höhepunkt bildet als weiteres Beispiel für die überlegte Koordination der Ankäufe eine Gruppe mit Darstellungen selbstbewusster schwarzer Frauen: aus der Sammlung Hahnloser die Gemälde «La Blanche et la Noire» und «Négresse à la cruche» (1913) sowie die eindrucksvolle Mulattin ‹La Mulâtresse› aus der ehemaligen Sammlung Richard Bühler. Das grossformatige Bild «La Blanche et la Noire» ist das vielschichtigste und in der spannungsvollen Konfrontation eines weissen Aktes mit einer schwarzen Frau auch das provozierendste Werk der Ausstellung. Vallotton stellt die «Schwarze» nicht mehr im hierarchischen Gefälle zur weissen Frau als Dienerin dar, wie dies im 19. Jahrhundert vor allem in der Orientmalerei üblich war, sondern als emanzipierte Frau, die durch das freche Attribut der brennenden Zigarette als moderne Pariserin gekennzeichnet ist. Bei allen kunsthistorischen und gesellschaftspolitischen Bezügen belässt Vallotton der Bildaussage mit den für ihn charakteristischen ironischen Brechungen ihre Offenheit und Vieldeutigkeit. (vf/mc/th)

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