Der Flughafen Zürich wird zu einem kleinen Regionalflughafen, das noch nicht eröffnete Dock E sollte stillgelegt und die Clan-Wirtschaft beendet werden: so tönt der ehemalige Mediensprecher und Journalist des Flughafens Lukas Hässig in seinem Buch «Kloten-Clan».
Flughafen Zürich: leere Hallen, leere Flugzeuge und leere Kassen. (keystone)
Es steht nicht zum Besten um den Zürcher Flughafen, aber der Scherbenhaufen hat sein Gutes, urteilt der Journalist Lukas Hässig in seinem Buch «Kloten-Clan». Er rollt die Geschichte der «Airport-Wirren» auf und fordert den Abschied von Hub-Träumen. Hässig kennt den Flughafen aus nächster Nähe, von 1999 bis Mitte 2001 arbeitete er dort als Mediensprecher. Die Chefs der Flughafenbetreiberin Unique werfen ihm wegen seines Buches eine Verletzung berufsethischer Standards vor.
Der Ego-Trip einzelner Personen
In «Kloten-Clan» schildert Hässig, wie Politiker und Manager ihre Träume von einem Mega-Hub verwirklichen wollten und sich dabei verhedderten. Heute gibt es zuwenig Passagiere und zuviel Lärm. Für den Herbst, wenn die zweite Stufe der einseitigen Verordnung Deutschlands in Kraft tritt, prophezeit Hässig Anarchie.
Flugrouten sind ein Nebenschauplatz
Verantwortlich dafür sei vor allem die Unique-Führung mit ihrem Lobbying gegen den Staatsvertrag. Mittlerweile sähen viele Parlamentarier ein, dass ihr Nein ein Fehler war. Damit verschieben sich die Gewichte in der Flughafenpolitik: Weg vom Zürcher «Kloten-Clan» mit seiner Verzahnung von Politik und Wirtschaft hin nach Bern. Das Problem mit den Flugrouten ist bei weitem nicht das einzige, das auf dem Flughafen lastet. Der falsche Flughafen
«In Kloten wurde der falsche Flughafen gebaut», schreibt Hässig. Eine ganze Reihe von Fehleinschätzungen hätten dazu beigetragen. Zu lange wurde mit zu vielen Fluggästen gerechnet, zu gross war die Abhängigkeit von der Heimlinie Swissair/Swiss und zu lange spielten sich die verschiedenen «Clan-Mitglieder» in die Hände. Korruption habe er bei seinen Recherchen nicht entdeckt, sagte Hässig am Montag bei der Buchpräsentation. Auch gelogen hätten die Verantwortlichen nicht. Zusammenarbeit wird zu Verzahnung
Die Verzahnung zwischen dem Management des Flughafens, der Swissair/Swiss und Zürcher Politikerinnen und Politiker führte jedoch zu Betriebsblindheit und Gigantismus. Hässig fordert ein Ende dieser Verzahnung und einen Verwaltungsrat ohne direkten Einsitz von Regierungsräten. Das böse Erwachen 2005
Hinsichtlich der Verschuldung von Unique wird 2005 laut Hässig zum Jahr der Wahrheit. Die Zinsbelastung liegt dann bei 100 Millionen Franken pro Jahr. Gleichzeitig sei ungewiss, ob genügend Passagiere die nötigen Einnahmen brächten. Statt den geplanten 30 Millionen Passagieren sind es heute bloss 15 Millionen. Zürich ein Regionalfughafen wie Oslo
In «Kloten-Clan» fordert Hässig entschiedene Massnahmen. Beispielsweise müsse geprüft werden, ob das Dock E stillgelegt werden soll. Vorerst einmal steht die Eröffnung an: Unique hat sie auf den 1. September angesetzt. Die Zukunft des Flughafens Zürich ist laut Hässig die eines Regional-Flughafens in der Grössenordnung von Oslo oder Wien. Als mögliches Vorbild nennt er den Flughafen Genf: Dieser konnte sich nach dem Teil-Rückzug der Swissair 1996 behaupten, selbst 2001 schrieb er schwarze Zahlen. (afx/scc/koj)