Flughafen Zürich: Für Montag 546 Flüge annulliert

Dies erklärte eine Flughafen-Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Der gesamte Luftverkehr über der Schweiz bleibt bis mindestens 14 Uhr eingestellt. Die Swiss wird den ganzen Montag keine Flüge durchführen.


Stille am Himmel, Chaos am Boden: Asche legt Europa lahm
Was als Touristen-Attraktion begann, ist zu einer Naturgewalt geworden, die Mensch und Maschinen in Schach hält: Nach dem Ausbruch des isländischen Vulkans am Eyjafjalla-Gletscher am Mittwoch blieb der Luftraum über weiten Teilen Europas auch am Wochenende gesperrt. Eurocontrol in Brüssel registrierte seit Donnerstag 63’000 abgesagte Flüge.


Drehkreuz Frankfurt zeitweise in Richtung Norden offen
Am Sonntagabend wurden in einigen Ländern die Verbote regional vorübergehend etwas gelockert, so in Spanien, Deutschland, Frankreich, Norwegen und Schweden. In Deutschland wurde sogar das Drehkreuz Frankfurt Richtung Norden zeitweise wieder geöffnet. Andere Länder dagegen schlossen ihre Flughäfen bereits bis Montag, so auch die Schweiz, wo das Flugverbot mindestens bis Montag 14 Uhr gilt. Nur der Süden Europas und die Türkei blieben offen. Uneins waren sich die Staaten, ob das Fliegen in elf Kilometern Höhe sicher sei: Einige, darunter die Schweiz, erlaubten es. Weil aber andere Lufträume komplett gesperrt waren, gab es keine Überflüge über den Kontinent.


Gemeinsamer Weg aus Luftfahrt-Chaos
Europa will nun gemeinsam einen Weg aus dem Luftfahrt-Chaos. «Es wird eine europäische Entscheidung in dieser Sache geben», sagte Spaniens Staatssekretär für Europapolitik, Diego López Garrido, am Sonntag in Brüssel. Wie Garrido weiter sagte, will sich die EU auf eine neue Methode einigen, mit der die Gefahr der Aschewolke beurteilt wird. Der Kompromiss sollte bei einem Treffen am Montag in Brüssel beratschlagt werden Die europäischen Verkehrsminister wollen ausserdem am Montag in einer Videokonferenz über die aktuelle Lage sowie mögliche Folgen beraten.


Hoffen auf «Grossreinemachen» am Himmel
Der Vulkan Eyjafialla schleuderte am Sonntag Asche in eine Höhe von rund 8000 Metern. Diese wurde dann Richtung Skandinavien geweht. Wegen des Hochdruckeinflusses veränderte die Wolke ihre Position aber kaum. Erst für Dienstag wurde mit einer Wetteränderung gerechnet: Der Regen soll dann für ein «Grossreinemachen» am Himmel sorgen. Die isländischen Behörden gingen davon aus, dass der Vulkan noch Wochen und Monate riesige Mengen Dampf und Asche in die Atmosphäre schiessen könnte. Am Sonntag nahm der Anteil der für Flugzeuge gefährlichen Gesteins- und Glaspartikel in der Wolke aber leicht ab.


Kritik von Flugggesellschaften
Während am Himmel Stille herrschte, rumorte es am Boden gewaltig: Es habe keine genauen Messdaten über die Aschekonzentration am Himmel, warfen Vertreter einiger Airlines Meteorologen, Vulkanologen und Behörden vor. Sie führten zudem Testflüge in mehreren Ländern an: Diese hätten keine Schäden an den Flugzeugen zu Tage gebracht. Das Flugverbot sei nur wegen Computerberechnungen des «Volcanic Ash Advisory Centre» (VAAC) in London verhängt worden, wurde bemängelt.


Ausfallkosten von 200 Mio Dollar täglich
Das VAAC wies die Kritik zurück: Für die Berechnungen trage es europaweit Wetterdaten, Satellitenbilder, aber auch Beobachtungen von Forschern zusammen, sagte eine Sprecherin. Die Vorhersagen seien zuverlässig. Mehrere Länder erklärten, die Asche habe in ihrem Luftraum nachgewiesen werden können. Die Sicherheit der Passagiere habe Vorrang, schoss beispielsweise der deutsche Verkehrsminister Peter Ramsauer zurück. Ob der Ausbruch die Erholung der Wirtschaft wieder abwürgen wird, war noch nicht absehbar. Schwer getroffen ist die Luftfahrt: Jeder Tag kostet die Branche laut Weltflugverband IATA etwa 200 Millionen Dollar. Wegen der Sperrung strandeten am Wochenende Hunderttausende. Viele schlugen sich mit Zügen, Mietautos, Bussen oder Fähren durch.


Auch Politprominenz von Flugverbot betroffen
Wegen des Chaos› fehlten bei der Trauerfeier für den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski zahlreiche Staatsgäste, darunter Bundespräsidentin Doris Leuthard, US-Präsident Barack Obama und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Merkel gehört selbst zu den Gestrandeten: Für sie endete ihre Rückreise aus den USA zunächst in Lissabon. Am Samstag flog sie dann nach Rom, von wo sie im Auto nach Berlin reiste. (awp/mc/ps/01)

Exit mobile version