Fluglärm-Index bereits im ersten Jahr ausgereizt

Den Fluglärmindex (ZFI) hat das Zürcher Stimmvolk im November 2007 gutgeheissen, anstelle einer per Volksinitiative verlangten drastischen Beschränkung der Flugbewegungen. Steigt die Zahl Betroffener über 47’000, muss die Regierung Massnahmen treffen. Besonders zugenommen hat die Anzahl der in der Nacht Betroffenen. 15’600 Personen wurden 2007 regelmässig im Schlaf gestört. Im Vergleich mit 2006 ist dies ein Zuwachs von 3’000 Personen oder 23,9%. Die Anzahl der am Tag Gestörten hat um 500 oder 1,8% zugenommen.


Mehr Nachtflüge, mehr Anwohner
Als Hauptgrund für die Zunahme nennt der ZFI die Zunahme der Flugbewegungen. Im Jahr 2007 wurde ein Total von 240’976 An- und Abflügen gezählt. 2006 waren es noch 235’106. Die Hälfte der Flüge geht auf das Konto der Swiss. Mehr geflogen wird vor allem ab zehn Uhr abends: Der ZFI zeigt einen Anstieg von 1’000 auf 9’000 Bewegungen, dies sind 15 Prozent mehr als 2006. Dass die Zahlen derart in die Höhe schnellen, liegt aber auch am deutlichen Bevölkerungswachstum in der Flughafenregion. Während die Bevölkerung im ganzen Kanton Zürich im letzten Jahr nur um 1,6% zulegte, verzeichnen die Flughafengemeinden ein Wachstum von 2,2%.


Knackpunkt der Fluglärmdiskussion
Dies sei wohl der grosse Knackpunkt in der ganzen Fluglärmdiskussion, sagte die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer (SVP) bei der Präsentation des ZFI. «Gegen die Tatsache, dass Menschen gerne hierher ziehen, kann man nur schwer etwas unternehmen.»


Noch keine konkrete Lösung in Sicht
Geht es nach Fuhrer, sollen deshalb insbesondere auch die Gemeinden zur Lösung des Problems beitragen. «In besonders lärmigen Gebieten Baubewilligungen für Wohnungen zu erteilen und sich dann über Lärm zu beklagen, ist nicht besonders ehrlich», sagte Fuhrer. Konkrete Lösungen konnte sie am Dienstag allerdings nicht anbieten. Man werde den ZFI-Bericht nun genauer analysieren. In einem Jahr werde man dann diskutieren, wie man das Problem langfristig lösen wolle.


Sperre bis heute nicht in Kraft
Lösungsansätze sieht Fuhrer unter anderem im Fortschritt bei den Flugzeugen und bei den Rahmenbedingungen für den Flughafen. Für etwas mehr Ruhe würde insbesondere die Nachtflug-Sperre von 23 bis 6 Uhr sorgen, die der Flughafen Zürich bereits 2003 beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) beantragt hatte. Wegen zahlreicher Beschwerden gegen das neue Betriebsreglement konnte die Sperre aber bis heute nicht in Kraft gesetzt werden.


Kritik der Swiss 
Die Fluggesellschaft Swiss kritisiert den ZFI-Bericht. Dies sei kein geeignetes Mittel, um die Interessen der Anwohner und des Flughafens auszugleichen, schreibt sie in einer Mitteilung. Stossend findet sie insbesondere, dass Neuzuzüger genauso als Betroffene gelten wie jene, die seit 40 Jahren dort wohnen.


«Es wird nichts unternommen»
Mit einer gewissen Genugtuung reagieren die Fluglärmgegner des Vereins «Flugschneise Süd Nein». Es sei gut, dass man den Anstieg der Betroffenen so klar sehe, sagte deren Präsident Thomas Morf. Dass die Analyse etwas bringen wird, glaubt er jedoch nicht. «Alle reden von langfristigen Lösungen. Das bedeutet ja nur, dass nichts unternommen wird.» Der ZFI wird aufgrund einer mathematischen Formel ermittelt. Berücksichtigt werden dabei die Bevölkerungszahl, die Zahl der Flugbewegungen, der Flottenmix, die Dauer der Nachtsperre sowie die An- und Abflugrouten. Betroffene werden keine befragt. (awp/mc/pg/26)

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