Im Unterschied zu den Blanko-Tickets der Bahn gelten allerdings eine Reihe von Einschränkungen. Die Konkurrenz beobachtet den Ausgang des Experiments dennoch sehr genau.
Immmer neue Gags
Im Ringen um die Kunden waren die Billigflieger schon bisher um keinen Werbegag verlegen – ob Flüge zum Nulltarif oder Sonder- Angebote zum Muttertag. Auch Überlegungen für den Ticket-Verkauf an der Supermarktkasse gab es in der Branche schon. Nur war die Bahn damit schneller. «Die Idee hätte von uns sein können», sagt Germanwings-Geschäftsführer Joachim Klein. Denn zwischen den Lebensmittelregalen sind neue Kunden zu erreichen, die selten oder gar nicht ins Flugzeug steigen.
Bald vergriffen
Nach dem Erfolg der Bahn bei Lidl erwarten nun alle, dass auch die Air-Berlin-Gutscheine bei Penny bald vergriffen sein werden – zumal es pro Filiale im Durchschnitt gerade mal 50 Tickets gibt. Im Unterschied zur Aktion der Schienen-Konkurrenz ist das Angebot von vornherein auf einen einzigen Tag begrenzt. Ausserdem sind zu denselben Konditionen am Donnerstag noch jeweils 100.000 Tickets in Reisebüros und im Internet zu haben.
Randbedingungnen beachten
Auch deshalb dürften die ganz langen Schlangen in den bundesweit mehr als 2.000 Penny-Filialen wohl ausbleiben. Zudem gilt es vor dem Kauf der 29-Euro-Gutscheine einiges zu beachten: Sie gelten nicht für alle Air-Berlin-Routen, sondern nur für neun europäische Städteverbindungen. Ausserdem können damit nur Flüge gebucht werden, die ohnehin nicht mehr als 79 Euro kosten. Und schliesslich muss der Reisetermin zwischen dem 1. November und 18. Dezember liegen – eine Zeit, in der die Maschinen eher schwach ausgelastet sind.
Ausnahme
Bei Deutschlands zweitgrösster Fluggesellschaft (2004: zwölf Millionen Passagiere, eine Milliarde Euro Umsatz) spricht man denn auch offen von einer «Marketingmassnahme», um neue Kunden zu gewinnen. Der Gang zum Discounter soll eine Ausnahme bleiben. «Eine solche Aktion kann man von Zeit zu Zeit wiederholen», sagt Air- Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel. «Aber wir werden sicherlich nicht dauerhaft Flüge im Supermarkt verkaufen.»
Auch bei andern diskutiert
Bei den anderen Fluggesellschaften klingt das ähnlich. Auch der TUI-Billigflieger Hapag Lloyd Express (HLX) hat bereits Gespräche mit dem Einzelhandel geführt. Der Münchner Konkurrent dba spricht ebenfalls von einem «sehr interessanten Vertriebsweg», und auch Germanwings hat die Idee schon geprüft. Die Tochter der Lufthansa-Beteiligung Eurowings entschied sich dann dagegen – unter anderem, weil Germanwings noch nicht bundesweit vertreten ist. Bei der Lufthansa heisst es, der Einzelhandel sei als Absatzweg «grundsätzlich interessant». Aktuelle Pläne gebe es aber nicht.
Auch Telefonshops als Möglichkeit
Als viel versprechende Verkaufspartner gelten in der Branche neben Supermärkten auch die Shops von Telekommunikationsanbietern und Tchibo, der sein Geld längst nicht mehr allein mit Kaffeebohnen verdient. Im vergangenen Jahr wurden dort bereits mehr als 170.000 Pauschalreisen gebucht. Derzeit sind in 850 Filialen dreitägige Städtetouren mit der Lufthansa für 222 Euro im Angebot. Konkrete Pläne für einen Verkauf von Billigflugtickets gebe es zur Zeit nicht, sagt Tchibo-Sprecher Joachim Klähn. «Aber guten Ideen gegenüber sind wir immer aufgeschlossen.»
easyJet nicht interessiert
Der britische Billigflieger easyJet hält vom Ticket-Verkauf an deutschen Ladenkassen dagegen nicht viel. Allenfalls in Osteuropa könne dies eine sinnvolle Ergänzung sein, weil dort das Internet noch nicht so verbreitet ist. Ausser dem Einzelhandel und den Billigfliegern verfolgt übrigens auch die Bahn die Aktion mit grossem Interesse: Von den Lidl-Tickets wurden schon mehrere zehntausend genutzt. (awp/mc/as)