Erstmals stehen Kunstwerke aus Afrika und Ozeanien im Zentrum einer Ausstellung der Fondation Beyeler. Sie wird durch rund 180 herausragende Leihgaben aus 50 öffentlichen und privaten Sammlungen bereichert. Jeder der 13 Ausstellungsräume thematisiert eine Kultur Afrikas oder der Südsee, wodurch jedem Ensemble ein ganz eigener Charakter verliehen wird. Die aussereuropäischen Kunstwerke von höchster Qualität und Weltbedeutung begegnen ausgesuchten Bildern der klassischen Moderne aus der Sammlung der Fondation Beyeler. Der Fokus richtet sich auf die künstlerische Bildmacht, die sich dem Betrachter in ihrer sinnlichen Präsenz erschliesst. So wird auch greifbar, weshalb Menschen aus aller Welt, ungeachtet ihrer kulturellen Zugehörigkeit, von der bildgewaltigen Kraft dieser Werke immer wieder aufs Neue in ihren Bann gezogen werden.
Urformen des Figürlichen
Im Vordergrund steht das Motiv der menschlichen Figur. So treten beispielsweise die afrikanischen Skulpturen der Senufo zwei Porträts von Cézanne gegenüber. Die mächtigen Ahnenbildnisse der Mundugumor Neuguineas treffen auf Picassos Sitzende Frauen der 1930er- und frühen 1940er-Jahre und die beinahe abstrakt anmutenden Figuren des Nukuoro-Atolls in Mikronesien auf ein Gemälde Rousseaus und Brancusis Vogel-Skulptur. Was bei den Werken der Stammeskunst auf den ersten Blick als rein ästhetische Auseinandersetzung verstanden werden könnte, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Ausdruck unterschiedlicher Inhalte, Bildwelten und Sehgewohnheiten. Dabei setzt die Ausstellung bewusst auf überraschende und anregende, zugleich aber offene Konstellationen, wie sie in dieser Weise noch nicht präsentiert wurden.
Als hätte man den Anfang freigelegt
Aus Afrika werden ausserdem Skulpturen der Dogon, der Mumuye und des Kongo zu sehen sein. Die weiteren ozeanischen Exponate stammen vom Korewori-Fluss in Neuguinea, der Insel Neuirland, aus Vanuatu, von den Inselwelten Polynesiens und der Torres Strait. Ihnen beigestellt werden Gemälde, vereinzelt auch Skulpturen, von Claude Monet, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky, Georges Braque, Joan Miró, Henri Matisse, Piet Mondrian, Fernand Léger, Mark Rothko, Alberto Giacometti und Jean Arp. Viele der aussereuropäischen Skulpturen waren in dieser Dichte schon lange nicht mehr oder noch gar nie zu sehen ? so zum Beispiel die Gruppe der Senufo- und der Mumuye-Figuren Afrikas, die neun tino aitu-Statuetten aus Nukuoro, die noch nie in einem Museum ausgestellten malagan-Fische aus Neuirland und die uli-Figuren aus derselben Region.
In Bildwelten wird der unverwechselbare Beitrag der Kunst aus Afrika und Ozeanien zur Weltgeschichte nachvollziehbar ? und zugleich wird ein Gründungsgedanke der Fondation Beyeler mit der Ausstellung gewürdigt. (fb/mc/th)