«Noch handelt es sich um ein Problem, das lösbar ist», sagte Knobloch dem «Handelsblatt» (Montagausgabe). Alle Beteiligten sollten sich jetzt zusammensetzen, damit dieses Problem nicht zu einer echten Krise auswachse. Die Chancen stünden gut, dass für den Anleger und den Markt eine neue Perspektive geschaffen werden könnte, sagte der Chef der grössten europäischen Immobilienbank, die bald zur Commerzbank gehören wird. Die Frankfurter Grossbank will die Übernahmen der Eurohypo im Frühjahr abschliessen.
Assetklasse «offener Immobilienfonds»
Um die Assetklasse «offener Immobilienfonds» zu erhalten, müssen nach Ansicht Knoblochs mehrere Schritte unternommen werden. So müsse das Vertrauen der Anleger in die Bewertung der Fonds wiederhergestellt werden. Am besten sei es, wenn man wie in Grossbritannien namhafte Immobilienfirmen mit einer möglichst marktnahen, realistischen und nachvollziehbaren Bewertung der Objekte betraut. Auf Grund des Reputationsri sikos für diese Firmen sei die Qualität der Gutachten erfahrungsgemäss sehr hoch. Bisher bewerten unabhängige Sachverständige die Objekte. Auf eine Glättung von Marktvolatilitäten, wie dies heute oft üblich sei, muss laut Knobloch verzichtet werden.
Höhere Rendite bedeutet erhöhtes Risiko
Die zweite Forderung Knoblochs betreffe die institutionellen Investoren, die die Fonds nach seiner Einschätzung als Parkplatz von Termingeldern benutzt haben. «Offene Immobilienfonds sind ein Produkt, das Kleinanlegern die Möglichkeit geben soll, sich an der langfristigen Wertentwicklung von interessanten Immobilien zu beteiligen», sagte Knoblauch. Daher unterstützt er die BVI-Forderung, dass Grossanleger ab einer Millionen Euro künftig bekannt gegeben werden und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten akzeptieren sollen. Die Banken müssten den Privatanlegern aber auch klar machen, dass offene Immobilienfonds nicht die Sicherheit böten wie das Sparbuch. Die höhere Rendite bedeute ein erhöhtes Risiko.
«Jedes Produkt wird seine eigenen Kunden haben»
Von der BVI-Idee, Immobilienobjekte zwischen verschiedenen Fonds eines Anbieter hin- und herzuschieben, hält der Eurohypo-Chef nichts. Es sei den Anlegern des übernehmenden Fonds nicht zu vermitteln, warum ein Objekt im früheren Fonds eine Belastung und im neuen Fonds eine Bereicherung sein könne. Auch die Anregung, Fonds künftig den Erwerb von Immobilienaktien (Reits), die dieses Jahr eingeführt werden sollen, bis zu einer Höhe von 20 Prozent des Fondsvermögens zu ermöglichen, weist er zurück: «Wir sollten beide Produktgruppen klar voneinander trennen. Jedes Produkt wird seine eigenen Kunden haben.»
Massive Vertrauenskrise
Die unerwartete Schliessung des Immobilienfonds Grundbesitz Invest der Deutsche-Bank-Tochter DB Real Estate (DBRE) Mitte Dezember 2005 hat zu einer massiven Vertrauenskrise geführt. (awp/mc/gh)