Ford ist in Fahrt: Neuerlicher Milliardengewinn
Die europäischen Kunden steuerten ihren Teil dazu bei. Im restlichen Jahr und auch darüber hinaus soll der gute Lauf anhalten. «Wir erwarten 2011 noch bessere Ergebnisse», sagte Firmenchef Alan Mulally am Freitag. Im Vorjahreszeitraum hatte Ford knapp 2,3 Milliarden Dollar verdient, was der Konzern aber nur durch eine Umschuldung geschafft hatte. Im Tagesgeschäft schrieb Ford damals Verluste.
Schulden drastisch gesunken
Nun sei jeder einzelne Zweig des Autogeschäfts profitabel gewesen und habe sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz inklusive der zwischenzeitlich nach China verkauften Tochter Volvo stieg um 31 Prozent auf 35,0 Milliarden Dollar; die Schulden sanken drastisch auf noch 27,3 Milliarden Dollar.
Nicht annähernd mit derart guten Zahlen gerechnet
Ford bekam Lob von allen Seiten. Vorbörslich stieg der Kurs um 5 Prozent. Ford ist der einzige der drei grossen US-Autobauer, der die schwere Branchen-Krise aus eigener Kraft überlebt hat. Die heimischen Konkurrenten General Motors (GM) und Chrysler mussten im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden, aus der sie nur mit massiver staatlicher Hilfe wieder herausfanden. Mittlerweile hat sich aber auch bei ihnen die Lage deutlich entspannt, GM bereitet gerade seine Rückkehr an die Börse vor.
Hohe Vorgabe für die zweite Jahreshälfte
«Unsere Geschäftsentwicklung in diesem Jahr und der steigende Erfolg unserer Produkte gibt uns grosse Zuversicht für die Zukunft», sagte Ford-Chef Mulally. Allerdings stellte er selbst in Frage, ob Ford in der zweiten Jahreshälfte das hohe Tempo des ersten Halbjahres halten kann. Im Sommer liegen die Werksferien, das drückt auf den Gewinn.
Entwicklungsschmiede Europa
Auf dem wichtigen Heimatmarkt verdiente Ford im zweiten Quartal operativ 1,9 Milliarden Dollar nach einem Verlust von 899 Millionen Dollar vor einem Jahr. Ford luchst seinen Rivalen weiter Marktanteile ab und konnte überdies höhere Preise durchsetzten. In Europa zogen die Verkäufe langsamer an. Dass der operative Gewinn sich dennoch auf 322 Millionen Dollar versechsfachte, lag in erster Linie an Einsparungen. Die alte Welt hat sich zur Entwicklungsschmiede gemausert: So zählt der kompakte Focus mittlerweile auch in den USA zu den Verkaufsschlagern. Ford bringt gerade den kleineren Fiesta über den grossen Teich.
Umdenken eingeleitet und Töchter verkauft
Das Umdenken im Konzern hatte der vom Flugzeugbauer Boeing gekommene Mulally angestossen. Er liess sparsamere Autos entwickeln, senkte die hohen Gesundheits- und Pensionskosten und brachte die Fabriken auf Vordermann. Die britischen Nobelmarken Jaguar und Land Rover verkaufte Mulally genauso wie die schwedische Tochter Volvo. Die US-Marke Mercury stampfte er ein. (awp/mc/ss/30)