Der Opel-Mutterkonzern GM teilte mit, im dritten Quartal 1,96 Milliarden Euro Verlust eingefahren zu haben und gab «noch nie dagewesene Turbulenzen in der Wirtschaft» als Grund an. Die Lage sei so schlimm wie seit 70 Jahren nicht mehr. Konkurrent Chrysler könnte laut Medienberichten bereits im ersten Halbjahr 2009 das Geld ausgehen, so dass das Unternehmen aufgespaltet werden müsste.
Bittgang nach Washington
Alle drei Unternehmen haben bei der US-Regierung um 50 Milliarden Dollar (39 Milliarden Euro) an Krediten gebeten. Auch mit der EU soll es Gespräche über Hilfen geben. In der Branche wird bereits über eine drohende Pleite von Ford und GM spekuliert. Der deutsche Kreditversicherer Euler Hermes, bei dem Lieferanten sich gegen mögliche Zahlungsausfälle ihrer Kunden versichern können, macht inzwischen keine Geschäfte mehr mit Herstellern, die Ford und GM beliefern.
Ford dämmt Verluste ein
Der Automobilhersteller Ford Motor Co. musste im dritten Quartal einen Verlust von 129 Millionen Dollar bzw. 6 Cents je Aktie. hinnehmen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wies Ford einen Verlust von 380 Millionen Dollar bzw. 19 Cents je Aktie aus. Auf operativer Ebene stellte sich ein Vorsteuerverlust von 2,7 Milliarden Dollar ein. Die Ergebnisse sahen sich durch einen Sondergewinn von 2 Milliarden Dollar aus einer Abänderung von Vereinbarungen mit der Gewerkschaft zur Pensions-Gesundheitsvorsorge teilweise kompensiert. Abzüglich von Sonderposten musste Ford in der abgelaufenen Periode einen Verlust von 1,31 Dollar je Aktie hinnehmen. Der Umsatz fiel um 22% auf 32,1 Milliarden Dollar.
Ford: Q3-Cash-burn von 7,7 Milliarden Dollar
Die durchschnittlichen Analystenschätzungen liegen bei einem Verlust von 94 Cents und einem Umsatz von 28 Milliarden Dollar. Wie das Unternehmen am Freitag weiter mitteilte wurden in der abgelaufenen Periode Barmittel in Höhe von 7,7 Milliarden Dollar verbraucht. Der aktuellen schlimmsten Krise seit Jahrzehnten soll mit der Kürzung von weiteren 10% der Gehaltskosten in Nordamerika begegnet werden.
Auch GM geht das Geld aus
Der US-Autobauer General Motors hat sich nach einem Milliarden-Verlust düster über seine Lage und die Situation der gesamten Branche geäussert. Der Opel-Mutter und weltweiten Nummer zwei der Autobranche werde im ersten Halbjahr 2009 das Geld ausgehen, falls es nicht zu weiteren Hilfen oder drastischen Schritten komme, teilte der Konzern mit.
Einführung neuer GM-Modelle verschoben
Um die Krise zu überleben werde GM die Einführung neuer Modelle verschieben, die Produktion herunterfahren und weitere Stellen abbauen. Die Lage sei so schlimm wie seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren nicht mehr. Allein im abgelaufenen Quartal verringerten sich die verfügbaren Geldmittel bei GM um 6,9 Milliarden Dollar (5,4 Mrd Euro). Per Ende September betrug der Bestand noch 16,2 Milliarden Dollar. GM hat wiederholt erklärt, der Konzern brauche ständig elf bis 14 Milliarden Dollar, um die Autosparte am Laufen zu halten und Zulieferer zu bezahlen.
Neues GMSparpaket für Europageschäft
GM hat für sein europäisches Geschäft ein neues Sparpaket geschnürt. Die Konzernführung verlange, dass GM Europa nächstes Jahr 750 Millionen Dollar einspare, sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz der «Financial Times Deutschland» vom Montag. Von diesem Gesamtsparpaket seien geplante Investitionen in neue Modelle nicht betroffen, sagte ein GM-Sprecher der Zeitung. Es stehe auch nicht zur Debatte, hier ein Programm zum Arbeitsplatzabbau zu starten, so der Sprecher weiter. Am heutigen Montag beginnen die Verhandlungen zwischen Management und Arbeitsnehmervertretern.
Chrysler droht Aufspaltung
Dem Autobauer Chrysler geht das Geld aus: Scheitert ein Zusammenschluss mit General Motors oder bleibt eine Finanzspritze aus, dann könnte der Konzern in einzelne Marken aufgespaltet werden. Falls ein Zusammenschluss mit dem Rivalen General Motors scheitere und Regierungshilfen ausblieben, könnten die Reserven zur Finanzierung des Betriebs nicht über das erste Halbjahr 2009 hinaus reichen.
Rücklagen bei Chrysler schmelzen dahin
Die Rücklagen von Ende Juni in Höhe von 11,7 Mrd. Dollar seien unter anderem wegen des Absatzeinbruchs im Oktober und gestiegener Auszahlungen an Zulieferer in den vergangenen Monaten deutlich geschmolzen, sagten mit der Situation vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Neben dem Verkauf der wertvollsten Unternehmenssparte «Jeep» ziehe der Konzern daher auch eine markenbasierte Aufspaltung in Erwägung, verlautete am Freitag aus Unternehmenskreisen. (mc/ps)