In dieser Serie konzentrierte sich Dijkstra auf den Moment, in dem sich eine Pose zu bilden beginnt. Zögern und Unsicherheit werden in Haltung und Blick sichtbar und verweisen auf die existentielle Einsamkeit der Heranwachsenden. Die Hintergründe, nur begrenzt durch die Ausschnittwahl, den eher niedrigen Kamerawinkel und die Verwendung eines Füll-Blitzes, schärfen die oft kulturell definierten Einzelheiten in den Bildern.
Erstes Gezeichnetsein, erstes Getanhaben, erstes Erlebthaben von jungen Menschen
«Die Wahl des Postklimax als Ausgangspunkt in drei zentralen Werkgruppen öffnet Rineke Dijkstra ein Feld von feinen, «willenlosen», ergebenen Einblicken ins Menschsein. Sie zeigt erstes Gezeichnetsein, erstes Getanhaben, erstes Erlebthaben von jungen Menschen, und sie zeigt es als erste Tiefe und Reife. Sie kreiert Porträts, die keine repräsentativen Bestätigungsrituale sind, sondern eine Balance von Individuellem, von Gruppenspezifischem (die Badenden, die Mütter, die Soldaten) und Allgemeinem, von universell Menschlichem (angesichts von Geburt und Tod) in der Repräsentation herstellen. Damit schafft sie eine neue, sehr eigene Interpretation eines klassischen Porträts. Rineke Dijkstra erzeugt im Zeitalter der grellen Posen, der schrillen Schreie mit dieser stillen, gefüllten Gegenwart eine neue Form der Monumentalität und eine neue Form der Schönheit im fotografischen Porträt.» (Urs Stahel)
Strandporträts von frischgebackenen Müttern
«Rineke Dijkstra ? Porträts» wird rund 70 Fotografien, ausgewählt aus den wichtigsten Serien, und die beiden zentralen Videos zu einer ersten Gesamtschau des Werkes der 1959 geborenen Holländerin vereinen, neben den Strandporträts die frischgebackenen Mütter, die Stierkämpfer, Mädchen aus dem Buzzclub, Fotografien aus dem Berliner Tiergarten, die Porträts weiblicher und männlicher israelischer Soldaten. (fmw/mc/th)
Die Ausstellung wird vom Stedelijk Museum in Amsterdam in Zusammenarbeit mit dem Fotomuseum Winterthur vorbereitet.