Fotomuseum Winterthur: Robert Frank ? Storylines

Geehrt wurde Robert Frank (1924 in Zürich geboren) für sein Beitrag zum Umgang, zum Gestalten, zum Erzählen mit Fotografie unter anderem mit dem Hasselblad Award (1996). Anlässlich seines 80. Geburtstages hat die Tate Modern in Zusammenarbeit mit dem Fotomuseum Winterthur und der Fotostiftung Schweiz eine grosse monographische Ausstellung zusammengestellt.







Aus der Perspektive des Suchers
Die Ausstellung wird über zweihundertfünfzig Fotografien umfassen, zusammen mit Filmen, Videos und Künstlerbüchern, die gemeinsam mit dem Künstler für diese Ausstellung ausgewählt worden sind. Robert Frank ? Storylines wird die Essenz dieses Werkes, das rund 60 Jahre umfasst, herausarbeiten, wird die erzählerischen und seriellen/sequenziellen Aspekte seiner fotografischen Praxis vorstellen und die herausragende Bedeutung dieses Fotografen, Filmemachers und visuellen Künstlers diskutieren.






Robert Frank Political Ralley – Chicago, 1956


Ralley


Der Werdegang einer eigenen Bildsprache
Nach seiner Schulzeit in Zürich und einer Ausbildung zum Fotografen in verschiedenen Schweizer Fotoateliers emigrierte er 1947 nach New York. Mit sich nahm er sein erstes Fotobuch, das den Art Director von Harper?s Bazaar so beeindruckte, dass er ihm einen Job als Studiofotografen offerierte. Robert Frank bereiste anschliessend bis Mitte der 1950er Jahre Südamerika, Europa und die


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USA, und entwickelte dabei seinen eigenen, einzigartigen Stil, der die Sprache der Nachkriegsfotografie nachhaltig veränderte. 1951 porträtierte er die Stadt London in der grossen Spannung zwischen Armut und Reichtum nach dem 2. Weltkrieg. 1953 arbeitete er in Careau in Wales, wo er eine Fotogeschichte über ein Bergwerksdorf, speziell über den Bergarbeiter Ben James und seine Familie entwarf. Zwei Künstlerbücher, Peru von 1948 und Black White and Things von 1952, demonstrieren sein Interesse an einer Mischung aus realer Darstellung, dem erzählerischen Potential von fotografischen Sequenzen und der visuellen Poesie des Alltagslebens. Die Ausstellung wird auch eine Reihe wichtiger Bilder aus dem Buch Les Américains (1958) / The Americans (1959) enthalten, seiner wohl berühmtesten und einflussreichsten Bilderserie.







Erstmals zu sehen
Weitere unpublizierte Fotografien von seinen Amerika-Reisen, Bilder aus der «River Rouge»-Autofabrik von Ford bei Dearborn (Detroit) werden zusammen mit Bildern des Demokratischen Nationalkonvents in Chicago (1956) gezeigt, die für den Auftraggeber Esquire zu hart und zu stark waren, um sie im gleichen Jahr noch zu veröffentlichen.
From the bus.

Robert Frank, From the Bus, 1958


Der Wechesl von der Fotografie zum Film
Eine kleine Foto-Serie, aus den Fenstern der New Yorker Busse fotografiert und ganz einfach From the Bus (1958) betitelt, gibt einen entscheidenden Schritt in seiner Entwicklung wieder. Nach diesen Fotografien erklärte Robert Frank seinen Wunsch, die Fotografie zugunsten des Films aufzugeben. Sein erster Film war Pull My Daisy (1959) mit einer improvisierten Narration von Jack Kerouac. Die erzählerische und filmische Qualität seiner Fotografien wird in der Ausstellung durch die Konfrontation mit seinen halbautobiographischen Filmen Conversations in Vermont (1969), und Home Improvements (1985) betont. In den siebziger Jahren kehrte Frank dann doch wieder zur Fotografie zurück, jedoch nicht zum Einzelbild, sondern zu komplexen Bildkonstruktionen mit Bildreihen, Bildsequenzen, mit Polaroids und handgeschriebenen Texten, mit Stills von Filmen und Videos. Robert Franks neuste Bilder, eingeschlossen Memory for the Children 2001-2002, erkunden die Welt von innen her nach aussen, prüfen in Metaphern das Sehen, Fühlen, Denken ? und auch Verlust, das Trauern und Altern. (fmw/mc/th)


Zur Ausstellung ist das Buch «Robert Frank: Storylines» erhältlich. Gleichzeitig erscheint ein Essayband zu Robert Frank. Herausgegeben vom Fotomuseum Winterthur und der Fotostiftung Schweiz, verlegt bei Steidl.

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