France Telecom bietet für TeliaSonera – Wert rund 27 Milliarden Euro

Die vorläufige Offerte bewertet das schwedisch-finnische Unternehmen insgesamt mit rund 252 Milliarden schwedischen Kronen (27 Mrd Euro) oder rund 56 Kronen je Aktie. TeliaSonera bremste den Vorstoss der Franzosen ab und wies das Gebot als zu niedrig zurück. An der Börse setzte die TeliaSonera-Aktie zu einem Höhenflug an und kletterte um 7,4 Prozent auf 57,75 Kronen. France-Telecom-Titel sackten hingegen um 4,5 Prozent auf 18,36 Euro ab. Am Markt wurde die Offerte von einigen Experten als «Eröffnungsangebot» der Franzosen zur Sondierung des Marktes eingestuft.


Wie France Telecom vor Börseneröffnung mitteilte, bestehen 52 Prozent des vorläufigen Kaufgebots aus einer Bar-Komponente von 63,00 Kronen je TeliaSonera-Aktie. Rund 48 Prozent des Preises sollen in FT-Aktien auf Basis eines Umtauschverhältnisses von 3 FT-Papieren für 11 TeliaSonera-Titel gezahlt werden. Damit werde TeliaSonera auf Schlusskursbasis der FT-Aktie vom Mittwoch (19,23 Euro) mit 56,22 Kronen bewertet. Dies entspreche einem Preisaufschlag von rund 25 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 15. April, als das Übernahmegerücht erstmals kolportiert worden sei, hiess es.


Angebot «freundlich»
Das zunächst an den Aufsichtsrat und zwei TeliaSonera-Grossaktionäre gerichtete Kaufgebot sei «freundlich», betonte France-Telecom-Chef Didier Lombard, schloss aber eine Änderung des Bar/Aktien-Verhältnisses aus. Der schwedische und der finnische Staat sind mit 37,3 beziehungsweise 13,7 Prozent Hauptanteilseigner der Gesellschaft und halten damit 51 Prozent der Anteile. In zwei Wochen will Lombard entscheiden, ob ein formales öffentliches Kaufgebot an alle Aktionäre vorgelegt wird. Er versicherte aber, dies nicht ohne die Unterstützung von TeliaSonera zu tun. Rückenwind aus Skandinavien ist derzeit aber alles andere als sicher, denn TeliaSonera hat die Offerte in einer ersten Reaktion als deutlich zu niedrig zurückgewiesen.


Bedeutende Synergien?
Bei einem Zusammenschluss entstünde mit 237 Millionen Kunden der weltweit drittgrösste Breitband-Anbieter und die viertgrösste Mobilfunk-Gesellschaft, teilte FT mit. Das neue Unternehmen hätte 21 Staaten die führende Marktposition inne. Die Fusion brächte zudem bedeutende Synergien für beide Unternehmen mit sich. Die erwarteten Einsparungen hätten ab 2009 einen positiven Einfluss auf den Gewinn je Aktie des fusionierten Unternehmens. Ab 2011 sollten 70 Prozent der Synergien gehoben sein und sich auch positiv auf den Free Cashflow je Aktie auswirken. Ab dem Jahr 2013 sei beim Free Cashflow mit Einsparungen in der Grössenordnung von 1 Prozent des Pro-forma-Umsatzes der fusionierten Gesellschaft zu rechnen, glauben die Franzosen.


Aber auch bereits ohne die Hebung jeglicher Synergien würden operatives Ergebnis und Free Cashflow von France Telecom von einer Fusion profitieren, hiess es. Für die Jahre 2008 bis 2011 könnte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um durchschnittlich 2,7 Prozent zulegen, verglichen mit einem Plus von 1,5 Prozent bei France Telecom allein. Das Wachstumstempo beim operativen Free Cashflow von FT stiege von durchschnittlich 1,8 Prozent pro Jahr vor der Fusion auf 4,7 Prozent danach.


Märkte sehen niedrige Offerte
An den Finanzmärkten wurde das Angebot heiss diskutiert. «Sie tasten sich wahrscheinlich erst einmal vor, so schwach wie das Angebot ausgefallen ist», sagte ein Pariser Händler mit Verweis auf France Telecom. Ein anderer Marktteilnehmer erklärte: Relativ gesehen sei nicht schlecht, dass TeliaSonera-Anteilseigner Aktien von France Telecom bekommen sollen, da diese ein niedrigeres Kurs-Gewinn-Verhältnis hätten. Aber die Offerte bewerte TeliaSonera nur mit 56 schwedischen Kronen, was sehr niedrig sei. «Ich hätte gedacht, dass mehr Bargeld im Spiel sein würde», sagte er.


Ein skandinavischer Börsianer zeigte sich kritischer: «Das sollte ein freundliches Angebot sein und dann lehnt TeliaSonera es ab. Haben sie denn überhaupt keine Indikation gegeben?», fragte er. Es gebe noch keinen Kommentar von der schwedischen Regierung, die 37,3 Prozent an TeliaSonera hält, aber es sei sehr wahrscheinlich, dass die Antwort ebenfalls «Nein» lauten werde.


Gegenangebot von Telekom oder Telenor
Nach Meinung einiger Analysten ist das schwedische Telekomunternehmen damit deutlich unterbewertet. «Ich glaube, das ist nur ein Eröffnungsangebot von France Telecom», sagte ein Analyst. Er habe keine Idee, wie die schwedische Regierung das Angebot beurteilen werde. Die WestLB setzte ihre «Add»-Empfehlung für France Telecom-Titel «under review». Der Zeitpunkt des Angebots sei überraschend und die langfristigen Synergien seien schwer zu quantifizieren, das kurzfristige Potenzial rechtfertige die Übernahme nicht, schrieb Analyst Stefan Borscheid in einem ersten Kommentar.


Andere Marktteilnehmer spekulierten auf ein Gegenangebot von Telenor oder der Deutschen Telekom . Analysten von Dexia hielten ein solches Szenario zwar für möglich aber nicht wahrscheinlich. Sie bezeichneten das Angebot von France Telecom als fair. Die Experten gehen davon aus, dass das Ziel von France Telcom nicht in erster Linie Synergieeffekte ,sondern ein deutlicheres Engagement in Schwellenländern sei. (awp/mc/pg)

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