Françcois Dussart, Beau-Rivage Palace: «Finanziell wird auch 2005 noch ein Verlust resultieren. Für 2006 bin ich sehr optimistisch»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Dussart, das Unternehmen Beau-Rivage wurde Anfang November 2005 von der Börse genommen. Was war der Grund für diesen Schritt und ist es immer noch möglich, Aktien des Beau-Rivage Palace zu erwerben?


François Dussart: Der Grund ist sehr einfach: Die Fondation Sandoz besitzt 83% der Aktien, das Handelsvolumen war sehr niedrig, der Reportingaufwand für das kotierte Börsenunternehmen jedoch sehr hoch. Unter dem Strich war es also einfacher, das Börsenlisting aufzugeben. Die Aktie kann jedoch weiterhin erworben werden, zum Beispiel über die Bondpartner in Lausanne.

Nach einem Verlust von 2.66 Millionen Franken und dem Rückgang der Einnahmen im Jahre 2004 und den Investitionen in den neuen Spa CINQ MONDES in diesem Jahr, wie sieht das finanzielle Ergebnis für dieses Jahr aus?


Die Bauphase, welche fast ein Jahr bis Anfangs November dauerte, hat natürlich auch die Buchungen beeinflusst. Dennoch haben wir fast den Umsatz des Jahres 2004 erreicht. Finanziell wird auch 2005 noch ein Verlust resultieren. Für 2006 bin ich sehr optimistisch. Sehr erfreulich war das Geschäftsjahr im Angleterre & Résidence, welches in diesem Jahr eine Belegung von über 70% aufwies.

«Ein aussergewöhnlicher Wellnessbereich ist heute ganz klar ein «Muss» für ein Hotel unserer Kategorie. Zudem hilft uns der Wellnessbereich beim Verkauf der Zimmer.» François Dussart, Generaldirektor Beau-Rivage Palace

Sie haben die ersten 13 Jahre Ihrer Karriere innerhalb der Hyatt Hotelgruppe verbracht, bevor Sie im September 2003 zum Generaldirektor des Beau-Rivage Palace ernannt wurden. Was sind die wichtigsten Unterschiede der beiden Hotelwelten und was waren die Gründe für den Wechsel?


Bei einem Grossunternehmen wie der Hyatt Gruppe hat man Zugriff auf eine Vielzahl von Hilfsmitteln wie statistischen Informationen, Reports und Ähnlichem. Man gewöhnt sich schnell auf ein funktionierendes Umfeld. Der Managementstil ist geprägt von Teamwork. Im Beau-Rivage Palace musste ich die Informationssysteme, die ich benötigte, zuerst aufbauen. Aus Erfahrung wusste ich, was ich wollte. Auf der anderen Seite hat heute jede Entscheidung einen direkten Einfluss. Man sieht direkt die Folgen seiner Taten. Zudem geniesse ich im Beau-Rivage Palace eine grosse Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.

Im Jahre 2004 verbuchten die 3- und 4-Stern-Hotels in Lausanne einen beachtlichen Zuwachs bei den Übernachtungen (+17.5% respektive +8.8%), während die 5-Stern Häuser einen Rückgang von 4% hinnehmen mussten. Wie sehen die Zahlen für das Jahr 2005 aus?


Wir haben die Zahlen noch nicht vorliegen.  Ich denke aber, dass die 5-Stern-Hotels in diesem Jahr ebenfalls einen kleinen Zuwachs haben werden.

Mit dem CINQ MONDES haben Sie im Beau-Rivage Palace im November 2005 einen beispielhaften Wellnessbereich eröffnet. Es ist die der erste und bisher einzige Kooperation von CINQ MONDES für einen grossen Spa in der Schweiz. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Jean-Louis Poiroux und seinem Unternehmen CINQ MONDES?


Egli Stamatiou, die Leiterin des Spa CINQ MONDES, kannte die Treatments und Produkte aus ihrer früheren Tätigkeit. Wir haben für die Kooperation einige mögliche Partner angeschaut. Bei CINQ MONDES hat einfach geklickt. Das jugendliche und begeisterte Team, die natürlichen Produkte, die uralten Rituale, Alles hat uns überzeugt. Dazu haben wir mit CINQ MONDES ein einzigartiges Angebot in der Region.

Die Investitionen für das CINQ MONDES belaufen sich auf etwa 12 Millionen Franken. Kalkulieren Sie für die Investitionen in den Spa-Bereich einen Return (Return on Investment) oder ist das heute einfach ein Muss für ein Luxushotel?


Ein aussergewöhnlicher Wellnessbereich ist heute ganz klar ein «Muss» für ein Hotel unserer Kategorie. Zudem hilft uns der Wellnessbereich beim Verkauf der Zimmer. Das Ziel ist, dass der Betrieb und ein Teil der Amortisation des Wellnessbereiches aus dem operativen Betrieb gedeckt werden können.  Wir bieten 200 Kunden ein Jahresabonnement für 3’600 Franken an, zudem werden die Treatments schon intensiv gebucht.

Seit Mitte der Neunziger Jahre wurde das Beau-Rivage Palace gesamthaft renoviert und das neue Spa wurde erstellt. Die Investitionen beliefen sich auf etwa 150 Millionen Franken. Wie sehen die nächsten Pläne für Ihr Hotel aus, stehen weitere Investitionen an?


Zur Zeit ist das Hotel in einem hervorragenden Zustand und wir planen keine zusätzlichen grösseren Investitionen. Für den normalen Unterhalt und die Pflege des Hotels wenden wir auch so jährlich 3.9 Millionen Franken auf.


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Im Jahre 2002 generierten Gäste aus dem Mittleren Osten 35% des Einkommens. Wie kommt dieser hohe Anteil zustande und sehen Sie zunehmende Konkurrenz durch die Luxushotels, die im Mittleren Osten zuhauf entstehen?


Wir haben hier schon einen Rückgang seit dem Höhehpunkt im Jahre 2002. Dies vor allem, weil nach dem 11. September die grossen Geschäftsdelegationen ausblieben. Der Anteil des Einkommens mit diesem Gästesegment wird sich zwischen 10-15% einpendeln. Unser angenehmes Klima vor allem im Sommer und die Sicherheit werden von den Gästen aus dem Mittleren Osten hoch geschätzt und werden durch die Luxushotels in dieser Gegend nicht beeinträchtigt.

In der Schweiz hört man immer wieder, dass die Kosten für das Personal und die Güter zu hoch sind und den Wettbewerb erschweren. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Hotel-Manager und wie wollen Sie den Erfolg in der Zukunft sicherstellen?


Die Kosten in der Schweiz sind in der Tat sehr hoch. Hier werden in Zukunft noch vermehrt die Möglichkeiten des Outsourcings geprüft werden müssen. Die Wäscherei, das Housekeeping und zum Beispiel die technischen Dienstleistungen können gut auch von ausländischen Anbietern erbracht werden. Entscheidend ist beim Outsourcing das Qualitätsmanagement.


Der Erfolg wird auch in Zukunft direkt von den Kunden abhängen. Wir können nicht mehr warten, bis der Kunde zu uns kommt, wir müssen uns aktiv auf ihn zu bewegen. Wer einmal bei uns war, soll möglichst wieder zurückkommen. Dabei spielt der Spa als Ort des Verwöhnens ein wichtige Rolle, die gesunde Ernährung und unsere Glaubwürdigkeit.

Unterschiedliche Kulturen und Erbe mischen sich im Beau-Rivage Palace aus spannende Art (Neubarock in der Hotelarchitektur und asiatische Einflüsse im Spa). Wo sehen Sie die nächsten wichtigen Trends und Themen in der Hotellerie?


Spa wird noch für einige Zeit ein dominantes Thema sein, dazu kommt immer mehr das Vertrauen in die im Hotel verwendeten Produkte, die Qualität und die Authentizität unseres Angebotes.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


Dass uns kein Ereignis wie dasjenige des 11. Septembers mehr erschüttert und wir in einer friedlicheren Gesellschaft leben können. Und dass die Leute eine grössere Sensibilität für die eigenen Belange und die Bedürfnisse der anderen entwickeln.





François Dussart

Generaldirektor Beau-Rivage Palace seit 1. September 2003.
Verheiratet, drei Kinder.

Hotelfachschule in Lausanne.
Karriere in der Hyatt Hotelgruppe:
– Generaldirektor Hyatt Regency Belgrad
– Hyatt Hotels in Frankreich, Türkei, Mexiko und Spanien
– Hyatt Regency Tahiti

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