Von André Schäppi
Herr Brinken, auf dem schweizerischen Markt herrscht derzeit Ebbe bei Fachkräften wie Mechaniker und Ingenieure. Das muss doch StarragHeckert bei der grossen Nachfrage nach Ihren Produktionsfräsmaschinen empfindlich treffen?
Frank Brinken
: Wir haben eine langfristige Personalplanung, insofern sind wir noch nicht so stark betroffen. Der Standort Chemnitz in Deutschland ist in der Nähe mehrerer Hochschulen. Deshalb haben wir dort keine Probleme, geeignete Ingenieure zu finden. In Rorschach können wir zusätzlich zu Schweizer Ingenieuren auch auf solche aus Deutschland, Österreich zugreifen. Insofern haben wir hier ebenfalls keine Mangelsituation und auch in Genf können wir Leute aus dem angrenzenden Frankreich rekrutieren. Beim Fachpersonal haben wir ebenfalls noch keine Mühe, geeignete Leute zu finden, auch wenn wir manchmal ein wenig länger suchen müssen.Das erste Quartal 07 hat sehr erfreuliche Resultate geliefert und vergleichbare Unternehmen gehen für das zweite Quartal ebenfalls von einem starken Anstieg aus. Das dritte Quartal dürfte hingegen von einer Zurückhaltung der Kunden im Vorfeld der grössten Branchenmesse im September, der EMO, geprägt sein. Eine Ansicht, die Sie teilen?
Bei mechanischen Werkstätten ist das oft der Fall. Unsere Kunden wie Airbus oder Rolls Royce planen ihre Investitionen hingegen längerfristig. Deswegen dürfte diese Einschätzung hier nicht zutreffen. Dazu kommt, dass wir in engem Kontakt mit unseren Kunden stehen und sie deshalb bereits meist über aktuelle Entwicklungen informiert sind.
Wird StarragHeckert an dieser wichtigsten Branchenmesse wesentliche Innovationen vorstellen?
Wir bringen drei neue Maschinen: ein 4-Achsen-Bearbeitungszentrum von Heckert, eine neue Starrag-Maschine sowie eine SIP-Maschine mit einer neuen Steuerung und Automatisierung.
Und davon erwarten Sie eine Steigerung der Nachfrage?
Ja, eindeutig, wenn auch erst im Nachgang zur EMO.
Dann fällt auf, dass StarragHeckert gleich mit mehreren Neuheiten aufwartet. Eine Trendwende gegenüber früheren Jahren?
Ja, denn wir haben in der Vergangenheit lediglich etwa eine Neuheit pro Jahr präsentiert. Diese Kadenz wollen wir deutlich erhöhen und künftig mit mehreren neuen Produkten pro Jahr auf den Markt kommen. Möglich wird dies durch einen neuen Entwicklungsprozess mit dem wir massiv schneller und zielgerichteter entwickeln können.
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Wohin geht denn der Trend bei Ihren Produkten?
Wir überlegen uns, ob wir noch grössere Maschinen als solche bis zu einer Baugrösse 1600 entwickeln sollen. Im Moment sind wir daran, unser Programm für die Luftfahrt und Triebwerke zu überarbeiten. Dabei wird das Schwergewicht auf noch höhere Präzision und eine verbesserte Wirtschaftlichkeit gelegt.
Besteht denn überhaupt eine stärkere Nahfrage nach grösseren Maschinen?
Ja, die Nachfrage bei grossen Maschinen hält an, speziell in der Luftfahrt. Von diesem Trend werden wir profitieren und haben deshalb auch in Rorschach in den letzten zwei Jahren rund 7 Millionen Franken investiert.
Customer Services gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das beweist die Tatsache, dass dieser Bereich aus den Business Units herausgelöst wurde und auf Stufe Gruppenleitung zentralisiert wurde. Welchen Umfang macht der Service derzeit am Gesamtumsatz aus und welche Grössenordnung soll er mittelfristig erreichen?
Prinzipiell geben wir keine Details zu den einzelnen Business-Units bekannt.
Ein grosser Deutscher Mitbewerber erzielt im Service ein EBIT von 14%, was deutlich oberhalb des Gruppendurchschnitts von 6% ist. Welche Zahlen erreicht StarragHeckert oder welche Werte peilen Sie an?
Obwohl wir dazu ebenfalls keine Informationen bekannt geben kann man sagen: Service ist für uns ein interessantes Geschäft, in dem wir zulegen wollen.
Verglichen mit den Klassenbesten wie Mori Seiki oder Okuma ist StarragHeckert noch weit entfernt von deren Margen, die bei beinahe 14% liegen. Was wird unternommen, um in diese Region vorzustossen?
Wir betreiben laufend Verbesserungsprogramme und haben uns in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert von -13% im 2004 über 3.1% im 2005 zu 5.7% im 2006. Und jetzt wollen wir 7-8% erreichen. Dazu stehen wir nach wie vor und das ist für uns in unserem Währungsumfeld realistisch.
Die Marktbearbeitung in China musste 2006 reorganisiert werden. Die Vertriebsgesellschaft in Beijing hat nicht wie erwartet funktioniert und musste vollständig übernommen werden. Jetzt, wo die Situation bereinigt scheint, müsste ja steil aufwärts gehen, oder?
Ja, das ist richtig. Nach dem Taucher in 2004 mit 36 Millionen Franken sind wir jetzt wieder auf 60 Millionen pro Jahr und es geht zügig aufwärts. Wir profitieren einerseits von der Verlagerung europäischer Unternehmen nach Asien, die in China dasselbe Equipment wollen wie in Europa. Andererseits wachsen die für uns interessanten Bereiche wie die Luftfahrt, Energieerzeugung und Automobilbau und auch diese Industrien brauchen unsere Produkte. China wird also für uns weiterhin ein Wachstumsmarkt bleiben.
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Die grossen Wachstumsmärkte sind China, Russland und die USA. Die Wachstumsdynamik hat jedoch auch Indien erfasst, das unter die Top 10 der Welt-Werkzeugmaschinen-Verbraucher gestossen ist. Welches Wachstum erwarten Sie für dieses Jahr aus Indien, im Vergleich zu den anderen Märkten?
In Indien haben wir Bharat Fritz Werner, die für uns fertigt. Indien ist aber für uns noch nicht im gleichen Masse interessant wie China, da einerseits viele Unternehmen staatlich sind und andererseits die entsprechenden Industriebereiche wie Luftfahrt einfach noch nicht den Stand haben, die unsere Maschinen benötigen. Deshalb rechne ich erst in ein paar Jahren mit einer verstärkten Nachfrage nach unseren Produkten.
Wie sieht es mit anderen Märkten wie Südamerika oder Australien aus?
Wir haben uns bewusst auf China, Russland, die USA und Indien beschränkt, weil wir hier die notwendige Serviceunterstützung bieten können.
Zur Person
Frank Brinken ist seit dem 1. März 2005 CEO der StarragHeckert-Gruppe. Zuvor war er Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Maag Pump Systems Textron AG in Zürich. Nach seiner Tätigkeit in der Forschung und Industrieberatung beim Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Aachen war er bei Georg Fischer als Product Manager und danach bei Alusuisse-Lonza als Business Unit Leiter tätig, bevor er 1995 bei Maag Pump Systems AG den Vorsitz der Geschäftsleitung übernahm. Der 58-jährige Deutsche hat nach seinem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Aachen zum Dr.-Ing. promoviert und später Zusatzausbildungen in Marketing an der Hochschule St. Gallen und internationaler Unternehmensführung an der Wharton Business School der University of Pennsylvania absolviert.
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