Frankreich: Kritik am Urteil gegen Börsenzocker Kerviel
Dies sagte eine Sprecherin des Verbands der Kleinanleger am Mittwoch dem Sender France 2. Auch von politischer Seite kam Kritik. «Es ist doch erstaunlich, dass ein einzelner die gesamte Schuld tragen soll. Dabei hat das System der Bank versagt», sagte der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei UMP Gérard Longuet. Kerviel selbst zeigte sich am Tag nach dem Urteil erschüttert über das Strafmass. «Ich habe den Eindruck, dass ich für alle den Kopf hinhalten soll», sagte er dem Sender Europe 1. Er habe von Anfang an seine Mitverantwortung eingestanden, aber er habe nun mal nicht allein in dem Boot gesessen. Er werde sich nun darauf konzentrieren, den Berufungsprozess vorzubereiten.
Astronomische Rückforderung
Ein Pariser Gericht hatte Kerviel am Dienstag wegen Veruntreuung, Fälschung und betrügerischer Manipulation zu fünf Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung verurteilt. Ausserdem müsse er der Bank die astronomische Summe von 4,9 Milliarden Euro zurückerstatten, die sie durch Kerviels riskante Börsengeschäfte verloren hatte. Es war der grösste Spekulationsverlust aller Zeiten – und es ist die höchste Schadensersatzsumme, die je ein französisches Gericht einem einzelnen aufgebrummt hat.
Kerviel muss nicht alles zahlen
Es wäre ohnehin unmöglich gewesen, nun hat es die französische Bank Societe Generale auch bestätigt: Der zu der Rekordsumme von knapp fünf Milliarden Euro verurteilte Ex-Börsenhändler Jérôme Kerviel muss nicht alles zurückzahlen. «Es steht ausser Frage, eine solche Summe von einer einzelnen Person zu fordern», sagte eine Sprecherin der Grossbank am Mittwoch dem Sender France Info. Die Bank wolle eine Lösung finden, die für ihre Aktionäre vertretbar sei, aber auch die Situation des Verurteilten berücksichtige. «Wir haben nicht vor, Jérôme Kerviel für 177.000 Jahre zu verschulden. Wir sind eine verantwortungsbewusste Bank», fügte sie hinzu. Man wolle zunächst den Berufungsprozess abwarten. (awp/mc/ps/ss/29)