Franz Schwegler, Parkhotel Beau Site Zermatt: «Es ist entscheidend, dass man selbst genau weiss, was man will»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Schwegler, als «Üsserschwiizer» haben Sie vor zehn Jahren die Leitung des Beau Site übernommen. Die einheimischen Hoteliersfamilien sind nicht gerade dafür bekannt, dass Sie sich gerne von Auswärtigen dreinreden lassen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den einheimischen Besitzerfamilien?


 


Franz Schwegler: Dieses Vorurteil gehört wirklich der Vergangenheit an. Bestimmt waren früher Verwandtschaftsgrad, Burger oder nicht Burger manchmal wichtiger als Ausbildung, Erfahrung oder Know-how. Doch in Zeiten wo nur noch Betriebe, die kompetent nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen und mit viel Liebe zum Beruf geführt werden, eine Zukunftschance haben, hat sich auch die Einstellung der einheimischen Hoteliersfamilien geändert. Natürlich gehört auch ein bisschen Fingerspitzengefühl dazu.


Aufgrund der klaren Regelung der Kompetenzen und einem guten Informationsfluss zwischen mir und dem Verwaltungsrat (Familien) könnte ich mir keine bessere Zusammenarbeit vorstellen. Im operativen Geschäft habe ich absolute Handlungsfreiheit und informiere den VR an unseren Sitzungen. Anregungen für Innovationen fallen immer auf fruchtbaren Boden, werden seriös diskutiert und vom VR mit mir als beratender Stimme, entschieden.


 


Was waren in diesen zehn Jahren die wichtigsten Ereignisse für Sie?


 


Der Generationenwechsel im 2001 war ein sehr wichtiges Ereignis. Obwohl ich auch unter dem ersten VR im operativen Bereich absolut freie Hand hatte und das «Beau-Site» führen konnte, als wenn es mein eigenes Hotel wäre, bekam ich immer mehr Mühe mit der Investitionspolitik. So kamen für mich die neuen Strukturen genau zum richtigen Zeitpunkt.

«Die meisten Rankings basieren jedoch auf Besuchen von Hotel-Testern welche gar nicht oder höchstens ein bis zwei Nächte bei uns logieren und so die gesamte Atmosphäre nur bedingt erleben. Für mich sind die besten Tester unsere Gäste.» Franz Schwegler, Direktor Parkhotel Beau Site, Zermatt


 


Im Umbau im Jahre 2002 haben Sie für 3.5 Millionen Franken umfassende Renovationsarbeiten vorgenommen, das Hotel im Erscheinungsbild den Ursprüngen angepasst und ein ganzes Dachgeschoss erstellt. Wie konnten Sie all das für die doch eher tiefen Kosten bewerkstelligen?


 


In Fachzeitschriften liest man immer wieder von enormen Beträgen, die von Besitzern (Sponsoren) in Hotels investiert werden. Unter diesem Aspekt ist es wirklich erstaunlich, was wir mit 3.5 Millionen Franken erreicht haben. Wir wollten immer das Beste, behielten aber unser Kostendach konsequent im Auge und es gab keine nachträglichen Spezialwünsche mit den entsprechenden Mehrkosten. Die sorgfältige Planung und die seriöse Berechnung der Kosten unseres Architekten, geringe Kostenüberschreitung von 4 % auf 3.4 Millionen Franken, trugen das nötige zum guten Gelingen bei.


 


Die neue Generation der Besitzer hat das Hotel im Jahre 2001 schuldenfrei übernehmen können. Wie wurde der Umbau und wie werden die noch ausstehenden Projekte (Renovation der restlichen Zimmer, Erweiterung des Wellnessbereiches) finanziert?


 


Mit einer Neuverschuldung von 3.35 Millionen Franken konnten wir den Umbau im Jahre 2002 finanzieren. Im Jahre 2003, 2004 & 2005 tätigten oder tätigen wir keine Amortisationen sondern investierten jedes Jahr rund weitere 900’000 Franken aus unserem Cash-Flow, vor allem in unsere Zimmer. Nächstes Jahr klopfen wir wieder bei der Bank an und bitten, mit einem guten Businessplan gerüstet, um einen Kredit von ca. 2 Millionen Franken. Mit diesen Mitteln bringen wir die restlichen 23 Zimmer auf Top Niveau und passen den Eingangsbereich, die Réception und das Back Office dem neuen Outfit an. Somit erscheint dann das Parkhotel Beau-Site im 2007 zum 100 jährigen Jubiläum komplett renoviert. In den Jahren 2007 & 2008 wir dann vor allem amortisiert, um im Jahr 2009 mit einem neuen Kredit unsere Wellnesspläne zu verwirklichen.


 


Langsam aber sicher steigt das Parkhotel Beau Site in den Rankings. Bei den Gästen werden Sie schon seit längerem mit Auszeichnungen geehrt (TUI Holly für Top Ferienhotel und Umwelt Champion). Welche Ziele haben Sie für die Rankings, wo wollen Sie sich im Jubiläumsjahr 2007 finden?


 


Mit den Rankings ist das so eine Sache. Sie zeigen einem sicher, dass man auf dem richtigen Weg ist und motivieren mich und meine Mitarbeiter auch weiterhin alles zu geben um eine Top Dienstleistung zu bieten. Die meisten Rankings basieren jedoch auf Besuchen von Hotel-Testern welche gar nicht oder höchstens ein bis zwei Nächte bei uns logieren und so die gesamte Atmosphäre nur bedingt erleben. Für mich sind die besten Tester unsere Gäste. Unsere Beurteilungsbögen mit einem Rücklauf im Winter 2005 von 52% geben uns das wertvollste Feedback und zeigen uns ganz klar unsere Schwächen und Stärken.


Daher ist für mich der TUI-Holly, welcher aufgrund der Rückmeldungen von unseren TUI Gästen an die TUI Zentrale nach Hannover vergeben wird, die wertvollste Auszeichnung. Im 2004 waren dies 5000 Übernachtungen dies entspricht 14% unserer Logiernächte. Nach Rang 2 im 2003 & 2004 von weltweit 10’000 Hotels wäre für mich und unser Team  der Sprung auf Platz 1 natürlich das Grösste.


 


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Abgesehen von zwei Abenden sind die immer gut gefüllten Restaurants exklusiv den Hotelgästen vorbehalten. Dadurch findet sich die Leistung der Küchencrew unter der Leitung von Burkhard Sattler in keinem Essführer. Eine Chance oder ein potentieller Verlust?


 


Natürlich sind Gäste von auswärts bei uns jeden Tag willkommen aber es ist richtig, wir haben kein eigentliches «à la carte» Restaurant. Die Passanten geniessen wie unsere Hotelgäste entweder das Menu oder das entsprechende Spezial-Dîner des Abends. Am Dienstag & Freitag wird grilliert und hier ist die Nachfrage meist grösser als das Angebot an Plätzen.


Also ich wage zu behaupten, Herr Burkhard Sattler mit seinem Team und unser Service-Team unter der Leitung von Monika Dressler & Francesco Matrella verwöhnen täglich bis zu 140 Gäste auf einem kulinarisch beachtlichen Niveau. All dies interessiert die Tester aber nicht. Um die Aufmerksamkeit dieser Gilde zu erwecken braucht es ein «Gourmet-Stübli» oder «Grill-Room»  welche mit sehr viel Aufwand dieses «à la carte» Geschäft für ein paar Plätze betreiben. Der finanzielle Aufwand und das Risiko von diesen Testern abhängig zu sein ist mir schlicht zu gross. Wir konzentrieren uns voll auf unser vielseitiges kulinarisches Programm und überlassen das «à la carte» gerne den ca. 150 Restaurants in Zermatt. Somit ist für mich unser erfolgreiches kulinarisches Konzept die richtige Lösung und absolut kein potentieller Verlust.


 


Wie sieht der typische Gast im Parkhotel Beau Site aus. Woher kommt er und was sucht er in Ihrem Hotel?


 


Unsere Gäste kommen zu je 30 % aus Deutschland, Grossbritannien und der Schweiz. Die übrigen 10% aus der ganzen Welt. Der typische «Beau-Site» Gast liebt das ungezwungene, lockere Ambiente auch für Kinder und schätzt die 100%ige Dienstleistungsbereitschaft des ganzen Team?s. Er möchte spüren, dass auch die Mitarbeiter Spass haben hier zu arbeiten und schätzt die familiäre Atmosphäre. Er liebt es nicht, wenn man im vorschreibt, was man darf und was man nicht darf. Ein Beispiel, wir haben kein Nichtraucher Restaurant aber auf allen Tischen steht ein kleines Kärtchen mit dem Text: «Wir bitten Sie das Rauchen in unseren Restaurants auf ein Minimum zu reduzieren. Besten Dank für Ihr Verständnis.»


Unsere Gäste wollen in den Ferien Abschalten, Auftanken und bei der Abreise sich bereits wieder auf das Wiedersehen freuen.


 


 


Ihre Zimmerauslastung liegt schon bei über 87 Prozent über die Öffnungszeit gerechnet. Lässt sich das überhaupt noch steigern, oder haben Sie Erweiterungspläne für das Beau Site?


 


Wir werden auf keinen Fall die Zahl der Zimmer erweitern. Mit 67 Zimmern haben wir eine ideale Grösse, um die den Ansprüchen unserer Gäste gerecht zu werden. Unser Steigerungspotenzial liegt im durchschnittlichen Preis pro Übernachtung, welcher unter dem schweizerischen Schnitt liegt. Es ist unser Ziel, unsere Zimmerkontingente sukzessive  bei den Tour Operatern zu reduzieren und den Anteil der direkt buchenden Gäste zu erhöhen, bei gleich bleibender Auslastung.


 


Die Schweizer Hoteliers beklagen sich oft über die hohen Kosten, die tiefen Erträge, zu viele Hotelbetten und die Konkurrenz im Ausland. Wie beurteilen Sie die Situation in Zermatt, und mit welchen Ideen kann die Situation der Hotellerie in der Schweiz verbessert werden?


 


Bestimmt sind wir in Zermatt privilegiert. Wer hat schon einen so berühmten Berg vor der Haustüre, eine internationale Skiarena von 1’600 – 3’830 müM mit 100 prozentiger Schneesicherheit 365 Tage im Jahr. Das alles in einer einzigartigen, unbeschreiblich schönen hochalpinen Bergwelt mit rund 27 Viertausendern. Zermatt hat trotz seiner Grösse noch immer den Charme eines Bergdorfes, vor allem auch weil es autofrei ist.


Mit diesen sehr guten Rahmenbedingungen gelingt es uns noch einen Qualitäts-Tourismus zu betreiben mit Preisen, die es uns ermöglichen, die sehr wichtigen Investitionen in die Infrastruktur der Hotels, Bergbahnen, Beschneiungsanlagen etc. zu tätigen. Nur so können wir mit den anderen Alpenresorts in Österreich, Frankreich, Italien, Kanada und den USA mithalten.


 


Nun ich weiss nur zu gut, dass dies nicht für die ganze Schweiz zutrifft. Vor meiner Zeit in Zermatt führte ich 7 Jahre das Vier-Sterne Hotel Landhaus in Giswil/OW am Brünigpass und weiss aus dieser Zeit, was es heisst, ohne diese Rahmenbedingungen Ziele zu erreichen.


 


Sie fragen mich nach Ideen. Nun, man kann die Hotellerie nicht neu erfinden, Konzepte kommen und gehen mit mehr oder weniger Erfolg. Ich glaube es ist entscheidend, dass man selbst genau weiss was man will. Es braucht sehr viel Herzblut, Eigeninitiative, Präsenz an der Front und Durchhaltevermögen um zufriedene Gäste zu haben welche wiederkommen. Dies ist schliesslich unser Ziel und der Erfolg ist eine Folgeerscheinung.


 


Wenn Sie sich ein Hotel auf der grünen Wiese erstellen könnten. Wo würde es stehen, wie würde es aussehen, was wäre speziell in Ihrem Traumhotel?


 


Während meiner Ausbildung arbeitete ich zwei Wintersaisons 1977/78 und 1978/79 als Kellner in Zermatt. Der Virus Zermatt hat mich da gepackt und ich dachte damals schon, «so ein Hotel in Zermatt das wär?s doch». Also würde mein Traumhotel in Zermatt stehen in einem kleinen Park und würde genau so aussehen wie das Parkhotel Beau-Site in ein paar Jahren aussieht. Speziell wird sein, dass sich der Multimillionär wie auch der, welcher sich seinen Aufenthalt im Parkhotel Beau-Site schwer erarbeitet hat, genau gleich wohl fühlen und gleich behandelt werden.


 


Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


 


Ich wurde vom Leben bisher sehr verwöhnt und bin sehr zufrieden. Ich wünsche mir Gesundheit für unsere Familie und immer viele aufgestellte Gäste, welche ich zusammen mit meinem Team im Parkhotel Beau-Site verwöhnen darf.





Franz Schwegler

Geburtsdatum: 10. Juli 1954


Geburtsort: Basel
Zivilstand: geschieden, Lebenspartnerin Frau Dilia Dossetto, 3 Kinder

Ausbildung:
Kochlehre im Restaurant Helm in Basel, parallel dazu die Gewerbeschule für Köche in Basel-Stadt
1977: Servicekurs Schweiz. Hotelfachschule, Luzern
1980: Administrationskurs Schweiz. Hotelfachschule, Luzern
1981: Diplomkurs mit Abschluss Schweiz. Hotelfachschule, Luzern
2000: Seminar «Unternehmerenergie Schmidt Colleg»

Berufliche Stationen:
Dez. 1973 ? April 1974: Commis de cuisine, Hotel Dom, Saas-Fee
Nov. 1974 ? Okt. 1975: Tournant de cuisine, Rest. Jolie-Ville, Basel
Dez. 1975 ? Sept. 1976: Chef entremetier, Hotel Guarda Val, Lenzerheide
Okt. 1976 ? Feb. 1977: Chef de cuisine / Stütz Patron, Rest. Capitol, Luzern
Dez. 1977 ? April 1978: Chef de rang, Hostellerie Tenne, Zermatt
April 1978 ? Okt. 1978: Dining-room waiter & Bar steward, MS Vistafjord, Norvegian America Line, Oslo
Dez. 1978 ? April 1979: Chef de rang, Hostellerie Tenne, Zermatt
Mai 1979 ? Sept. 1979: Chef gardemanger, Hotel Ermitage, Luzern
Mai 1980 ? Okt. 1980: Réceptions-Praktikant, Hotel Union, Luzern
Nov. 1980 ? März 1981: Réceptionist, Carlton Hotel, St. Moritz
Mai 1981 ? Sept. 1981: Chef tournant, Hotel Monopol Metropol, Luzern
Dez. 1981 ? März 1982: Night-Manager, Arosa Kulm, Arosa
April 1982 ? Juni 1986: Personalchef / Direktionsassistent, Hotel Union, Luzern
Juni 1986 ? Juni 1988: Direktionsassistent, Hotel Belvédère, Hergiswil NW
Juli 1988 ? Aug. 1995: Direktor, Hotel Landhaus, Giswil OW
Seit Okt. 1995: Direktor, Parkhotel Beau-Site, Zermatt

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