Furcht vor Eskalation im Atomstreit hält Ölpreis nahe Rekordhoch
Trotz einer leichten Entspannung beim Ölpreis sehen Händler noch kein Ende des Höhenflugs an den Rohstoffbörsen. Gewinnmitnahmen drückten den Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI nach der jüngsten Rekordjagd wieder unter die Marke von 71 US-Dollar. Der Ölpreis stand am Nachmittag an der New Yorker Rohstoffbörse mit 70,93 Dollar aber weiterhin in unmittelbarer Reichweite des Rekordhochs von 71,60 Dollar vom Vortag.
Atomstreit das beherrschende Thema am Markt
An der Rohstoffbörse in London verharrte der Barrel-Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent mit 72,48 Dollar ebenfalls nur knapp unter dem Rekordhoch von 72,64 Dollar. Der Atomstreit bleibe unverändert das alles beherrschende Thema am Markt, sagte ein Händler. Bei einer Eskalation des Atomstreits könnte der Iran nach Einschätzung von Experten mit der Strasse von Hormus den Zugang zum Persischen Golf blockieren und damit eine der Hauptschlagadern des weltweiten Ölhandels unterbrechen.
Preisanstieg bis 80 Dollar möglich
Neben dem Atomstreit schürt zudem die anstehende Ferienzeit in den USA und die Aussicht auf eine weitere verheerende Hurrikan-Saison in den Ölfördergebieten im Golf von Mexiko die Sorge vor Versorgungsengpässen. In den Ferienmonaten steigt der Benzinverbrauch in den USA erfahrungsgemäss sprunghaft an. Ölexperte Tony Nunan von der japanischen Mitsubishi Corp’s International Petroleum hält mittlerweile einen Preisanstieg beim WTI-Öl über die Marke von 80 Dollar für durchaus möglich.
Szenarien bis 100 Dollar
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) will ebenfalls einen Preissprung über die Marke von 80 Dollar nicht mehr ausschliessen. «Wenn der Atomstreit mit dem Iran eskalieren sollte, dann sind sehr kurzfristig auch Ölpreise über 80 Dollar je Barrel möglich», sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert. Sollte der Iran als die Nummer vier der weltweit grössten Öllieferländer gänzlich ausfallen, «dann sind wir ganz schnell bei Preisen für Öl über 100 Dollar», sagte die DIW-Expertin.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) ist ebenfalls deutlich gestiegen. Nach Berechnungen des OPEC-Sekretariats vom Mittwoch in Wien kostete ein Barrel aus den Fördergebieten der elf OPEC-Länder am Dienstag 65,80 Dollar. Das war ein Anstieg um 78 Cent im Vergleich zum Vortag. (awp/mc/pg)