Fusion HP/Compaq:Die grüne gegen die weisse Vollmacht
Die Schlacht um die Fusion zwischen Compaq und Hewlett Packard geht in die Endphase. Walter Hewlett, Sohn des Mitbegründers, will keine Fusion. Management und VR bekämpfen Hewlett mit harten Bandagen.
Von Thomas Sadecky
Schon im ersten fettgedruckten Satz an die HP-Aktionäre wird Klartext gesprochen: «Sende keine grüne Vollmacht für Walter Hewlett ab!» heisst es. Mit der weissen Vollmacht hingegen unterstützten Aktionäre das bestehende HP-Management und dessen Fusionspläne. Der Verwaltungsrat druckst sich nicht mehr herum und spricht Walter B. Hewlett jegliche Qualifikation ab, dem Unternehmen Ratschläge in Bezug auf die Fusion mit Compaq zu erteilen. Der HP-Verwaltungsrat besteht nicht nur aus Carly S. Fiorina, der einflussreichsten Frau an der Spitze eines Technologiekonzerns (sie soll im Falle einer Fusion 57 Millionen Dollar in Form von Optionen erhalten). Auch andere Verwaltungsräte wie Philip M. Condit, CEO von Boeing, und Sam Ginn (Ex-CEO von Vodafone) sind Wirtschaftsführer von Rang.
Verwaltungsrat verspricht EinsparungenDer Verwaltungsrat verspricht sich durch die Fusion Einsparungen von 2,5 Mrd. Dollar und zeigt den Aktionären Punkt für Punkt die Vorteile für die neue fusionierte Company. In den Bereichen Server, Speicher, High-Performance-Computing und Dienstleistungen werde die Marktposition genauso gestärkt wie auf dem PC Markt. Auch das Hauptargument von Walter Hewlett, HP soll sich auf das profitable Printer-Geschäft konzentrieren, wird entkräftet. HP will dies zwar tun, kann es jedoch nur in der Praxis umsetzen, falls die anderen Sparten genug Cash generieren. Denn es leuchtet ein, dass man mit Verlusten aus den übrigen Sektoren langfristig auch im Print-Bereich verlieren wird.
Walter Hewlett (Foto: Keystone)
Walter Hewlett will Platt als CEO
Der Vorgänger von Carly Fiorina, Lew Platt, wurde von Walter Hewlett bereits angefragt, ob er im Falle einer Nicht-Fusion das Ruder als CEO übernehmen würde. Dies war die klare Kriegserklärung an die Führung von HP, und wohl auch deshalb heisst es im Schlussabsatz an die HP-Aktionäre: Walter Hewlett hat keinenPlan, welcher die Herausforderungen die sich HP stellen, bewältigen könnte. Und auch die Folgerung, dass die Probleme für HP die gleichen bleiben, falls die Fusion scheitert, leuchtet ein. Im Vorfeld scheint das bestehende Management die besseren Karten zu haben.
Der Countdown läuftDoch schon heute wird die wichtige Organisation «Institutional Shareholder Services» ISS nachbörslich ihre Empfehlung für die Fusion an die Aktionäre abgeben. Doch definitiv werden die Würfel erst am 19. März fallen und mit ihnen auch die Entscheidung über die Zukunft von Hewlett-Packard und Compaq. Viele Aktionäre der beiden Unternehmen hegen die Hoffnung, dass der Aktienkurs neuen Schwung erhält. Gegenüber den beiden Konkurrenten IBM und Dell liegen die Aktien von HP und Compaq in den letzten 52 Wochen um mehr als 40 Prozent im Hintertreffen.