Fussball-WM lässt Sportartikelbranche boomen

Spannend verspricht das Jahr auch abseits des grünen Rasens zu werden, da die Konzentration auf dem hart umkämpften Markt mit der angekündigten Übernahme des Branchendritten Reebok durch die weltweite Nummer zwei adidas weiter zunimmt.


Hauptgewinner der bevorstehenden Weltmeisterschaft
«Nach unserer Meinung ist der Sportartikelsektor der Hauptgewinner der bevorstehenden Weltmeisterschaft», sagte Analyst Christian Schindler von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Mit Hilfe von Ballack, Ronaldinho und Co. werde die Branche 2006 um 3,2 Prozent wachsen und damit stärker als im laufenden Jahr mit 2,5 Prozent. Der Umsatz mit Fussballprodukten dürfte dann auf drei Milliarden Euro ansteigen, nach rund 2,6 Milliarden im Jahr 2004.


Eine Jahrhundertchance
Europas Branchenprimus adidas-Salomon will mit der WM seinen Fussballumsatz erstmals über die Umsatzgrenze von einer Milliarde Euro treiben. «Dass das grösste Sportereignis der Welt vor unserer Haustür stattfindet, ist eine Jahrhundertchance», sagt Vorstandschef Herbert Hainer. Fussball ist traditionell die «Seele» von adidas und steht für rund 14 Prozent des Konzernumsatzes von zuletzt 6,5 Milliarden Euro. Mit einem Marktanteil von 35 Prozent ist adidas hier die weltweite Nummer eins.


Marketingkampagne schreibt Firmengeschichte
Mit der grössten Marketingkampagne in der Firmengeschichte wollen die Franken ihren Fussball-Marktanteil in Deutschland von 47 auf mehr als 50 Prozent erhöhen. Allein vom deutschen Nationaltrikot will adidas 500.000 Stück absetzen, vom offiziellen Spielball «Teamgeist» weltweit sogar zehn Millionen. Als offizieller Partner, Lizenznehmer und Ausrüster des Turniers wird adidas in den Stadien omnipräsent sein.


Man rechnet mit kräftigen Impulsen
Der Herzogenauracher Lokalrivale PUMA rechnet ebenfalls mit kräftigen Impulsen aus dem Fifa-Turnier. «2006 ist ein sehr wichtiges Jahr für uns – und Fussball wird die Schlüsselrolle spielen», sagt Konzernchef Jochen Zeitz. Als drittgrösster Hersteller von Fussballequipment will das Unternehmen den Abstand zu den Konkurrenten adidas und Nike verringern. Einen ersten «Sieg» hat PUMA schon ein gutes halbes Jahr vor dem WM-Anpfiff errungen: Mit zwölf Teams rüstet der Konzern so viele Mannschaften aus wie kein anderer Sportartikelhersteller.


Marktanteil verdreifacht
Weltmarktführer Nike setzt einmal mehr vor allem auf Rekord-Weltmeister Brasilien. «Brasilien verkörpert den Traum vom brillanten und ästhetischen Fussball und hat als einziges Team enormes Potenzial über das eigene Land hinaus», schwärmt Sprecher Olaf Markhoff von Nike Deutschland. Zwar spielt Fussball bei Nike traditionell eher eine untergeordnete Rolle, doch konnte der Konzern seinen Marktanteil hier in den vergangenen Jahren von 10 auf etwa 30 Prozent verdreifachen und näher an Marktführer adidas rücken.

Spannung auf dem Feld der Übernahmen
Spannung verspricht das Jahr 2006 aber nicht nur in den Fussball-Stadien, sondern auch auf dem Feld der Übernahmen. Mit dem Kauf des US-Konkurrenten Reebok durch adidas wird die Branche kräftig aufgewirbelt. Durch das 3,1 Milliarden Euro teure Geschäft, das im ersten Halbjahr abgeschlossen werden soll, kommen die Franken näher an den Erzrivalen Nike heran. Reebok soll adidas vor allem auf dem amerikanischen Markt weiter helfen, auf den etwa die Hälfte des weltweiten Umsatzes entfällt. Damit nimmt die Konzentration auf dem Markt weiter zu. Im Fussballgeschäft etwa vereinen die Top drei dieses Segments – adidas, Nike und PUMA – bereits heute drei Viertel des weltweiten Umsatzes.


Puma auf dem Sprung
Auch PUMA ist auf dem Sprung zu weiteren Zukäufen. Ausgangsbasis für Akquisitionen sei ein Markenpotenzial von mindestens 100 Millionen Euro, sagt Vorstandschef Zeitz. Damit könnte sich die weltweite Nummer vier vom japanischen Konkurrenten Asics absetzen, der PUMA in den nächsten Jahren beim Umsatz überho len will.


Kriegskasse gut gefüllt
Gespannt wartet die Branche aber vor allem darauf, wie Nike auf den adidas-Reebok-Coup reagiert. Nach einem Rekordjahr ist die Kriegskasse des Weltmarktführers gut gefüllt. Einige Experten halten deshalb selbst eine Übernahme von PUMA nicht für ausgeschlossen. (awp/mc/ab)

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