In einer Erklärung betonten die Finanzminister und Notenbankgouverneure der Gruppe am späten Freitag in Washington, dass die kurzfristigen Konjunkturaussichten eingetrübt blieben. Aufgrund der Finanzturbulenzen erklärten sie, das globale Finanzsystem stärken und entsprechende Vorschläge des Finanzstabilitätsforums (FSF) umsetzen zu wollen. Zudem äusserten sie sich sehr besorgt über die jüngsten Wechselkursentwicklungen.
Unterstützung der IWF-Reformen
Einer Reihe von wichtigen Reformen des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte nichts mehr im Wege stehen. Der geschäftsführende Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, äusserte sich am Samstag in Washington nach den Beratungen des IWF-Lenkungsgremiums zuversichtlich, dass die beiden Kernelemente der Reformen die nötige Zustimmung finden werden. Er erklärte, sowohl bei der Reform des Stimmrechts- und Quotensystems als auch bei der Reform der IWF-Finanzen rechne er mit der erforderlichen Mehrheit durch die Mitgliedsländer Ende April.
Paulson bleibt pessimistisch
US-Finanzminister Henry Paulson hat sich wenig zuversichtlich über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft geäussert und gesagt, 2008 werde ein schwieriges Jahr. Dabei schliesse er nicht aus, dass neue Schieflagen an den Finanzmärkten auftreten könnten, erklärte Paulson bei der IWF-Frühjahrstagung. «Wir müssen von einem holprigen Weg ausgehen», betonte er angesichts der noch drohenden Anpassungsprozesse im Zuge der globalen Finanzkrise.
EU weiterhin besorgt
Die jüngsten Entwicklungen an den Devisenmärkten stellen nach Auffassung von EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia «einen Anlass zur Sorge dar». «Der Euro hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das nicht länger im Einklang mit den wirtschaftlichen Fundamentaldaten steht», sagte Almunia bei der IWF-Frühjahrstagung. Er warnte davor, dass es angesichts der hohen Volatilität an den Märkten zu einem Überschiessen des Euro-Wechselkurses kommen könne.
Mehr Wechselkursflexibilität verlangt
Die französische Finanzministerin Christine Lagarde sieht einen deutlichen Wechsel bei der G-7-Sprache zur Entwicklung am Devisenmarkt. Bei den Wechselkursaussagen der G-7-Gruppe sei ein «Wendepunkt» erreicht worden, sagte Lagarde am Rande der IWF-Frühjahrstagung. «Die Märkte werden uns nun zeigen, ob diese Änderung in der Sprachregelung ausreichend war», sagte die Finanzministerin. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat von China verlangt, mehr Wechselkursflexibilität zuzulassen, um zur «notwendigen Anpassung bei den globalen Ungleichgewichten beizutragen». Dies werde auch helfen, eine Überhitzung der chinesischen Wirtschaft zu verhindern, erklärte Steinbrück bei der Frühjahrstagung des IWF.
Massnahmenkatalog
Das Finanzstabilitätsforum hat am späten Freitag einen Katalog mit Massnahmen im Bereich der Banken- und Finanzaufsicht vorgelegt, die dafür sorgen sollen, dass das Weltfinanzsystem in Zukunft besser gegen schwerwiegende Störungen gewappnet ist. Der im Rahmen des G-7-Treffens vorgelegte Bericht ist das Ergebnis einer sechsmonatigen Arbeit unter der Federführung des italienischen Notenbankpräsidenten Mario Draghi. Der Bericht ist eine Reaktion auf die weltweiten Finanzturbulenzen in Folge der US-Subprime-Krise und enthält zahlreiche Empfehlungen zur Stärkung der globalen Finanzinfrastruktur.
Trichet sagt Unterstützung zu
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat seine volle Unterstützung für die Empfehlungen des Finanzstabilitätsforums zur Stärkung des globalen Finanzsystems signalisiert. «Regierungen müssen bereit sein, Regulierungsaufgaben zu übernehmen, wenn der private Sektor seine Probleme nicht lösen kann», sagte er in Washington. Die Ergebnisse solcher Regulierungsbemühungen würden aber nicht jedem entgegen kommen. «Vor allem, wenn die Selbstregulierung nicht funktioniert, muss der öffentliche Bereich eingreifen», sagte Trichet.
Künftige Krisen nicht ausgeschlossen
Finanzaufsichtsbehörden können die Folgen von Finanzkrisen abmildern, diese jedoch nicht verhindern. Dies haben am Rande der IWF-Frühjahrstagung Notenbank-Offizielle unterstrichen. «Wir können nicht die Wellen von Optimismus oder Pessimismus unterbinden, die über die Märkte kommen», sagte Donald Kohn von der US-Notenbank anlässlich einer Veranstaltung des Finanzstabilitätsforums. «Es wird auch in Zukunft krisenhafte Entwicklungen geben, aber als Regulierer können wir uns nur anstrengen, das Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen», erklärte Kohn.
«Erschreckende Zahl»
Bundesbankpräsident Axel Weber hat den bisherigen Abschreibungsbedarf von Finanzinstituten als Folge der US-Subprime-Krise auf rund 225 Mrd USD beziffert. «Dies ist eine erschreckende Zahl», sagte er am späten Freitag nach den Beratungen der G-7-Finanzminister und Notenbankgouverneure in Washington. Deutschland liege dabei mit Abstand hinter den USA und der Schweiz auf Platz drei bei den Wertberichtigungen, sagte Weber. Rund 30 Mrd USD hätten deutsche Banken bisher abschreiben müssen. (awp/mc/ps)