Der Finanzsektor ignoriert diese Unternehmen jedoch im Allgemeinen. Sie gelten als zu informell oder zu riskant, zu klein oder zu gross. Und ohne wachstumswirksame Finanzierungen ist der Grossteil dieser Firmen letztlich zum Scheitern verurteilt. Das muss sich ändern. Die G-20-Staaten sind sich des Problems bewusst, eine Lösung dieser komplexen Herausforderung erwies sich bisher jedoch als schwierig. Bis jetzt.
Programm «The G-20 SME Finance Challenge»
In Zusammenarbeit mit Ashoka’s Changemakers, einem Pionier im Bereich weltweiter Online-Wettbewerbe zur Lösung sozialer Problemstellungen, bat die G-20 öffentlich um die Einsendung von Lösungsansätzen, mit deren Hilfe die Finanzierung von KMUs sichergestellt werden kann. Das Programm trägt den Titel «The G-20 SME Finance Challenge» . Die Einsendungen sollen das Problem mit viel Kreativität angehen und aus zahlreichen Blickwinkeln berücksichtigen. Die besten Einsendungen werden erweitert, mit vielen Millionen Dollar aufgewertet und auf dem Seoul Summit vorgestellt. Die Lösungen werden dafür sorgen, dass zukünftig Millionen in den Mittelstand fliessen und dazu beitragen werden, die Weltwirtschaft zu stabilisieren. KMUs sind jedoch in der Lage, noch wesentlich mehr zu erreichen.
Haiti: Erste Schadensbegrenzung vor Ort durch KMU
Als das Erdbeben in Haiti die Welt zum Spenden anregte, waren KMUs bereits vor Ort und kümmerten sich um Schadensbegrenzung. Aufgrund etablierter Beziehungen zu den betroffenen Bevölkerungsteilen und einem nachhaltigen Interesse an der Förderung eines zeitnahen und langfristigen Wiederaufbaus sind KMUs absolut kritische Ersthelfer. Und sie sind selbst dann noch vor Ort, wenn die TV-Kameras den Ort des Geschehens wieder verlassen haben. Lokale Unternehmen haben bereits mit dem Wiederaufbau des dezimierten Stromversorgungsnetzes des Landes begonnen. Beispielhaft sei hierfür RePower Haiti genannt. Im Rahmen dieses Programms werden im Bereich erneuerbare Energien aktiven KMUs langfristige Verträge zu festen Konditionen zwecks Reparation des Stromnetzes und zur Schaffung von Arbeitsplätzen geboten. KMUs setzen jene Geschäftspraktiken problemlos um, die weltweit zwar in aller Munde sind, bei deren globaler Umsetzung jedoch grosse Probleme auftreten: Umweltverträglichkeit, Menschenrechte und sozialer Fortschritt.
Schlagkräftiges Mittel
Ein KMU aus Brasilien schützt den amazonischen Regenwald, indem es indigene Arbeiter zur Ernte von Kautschuk beschäftigt, die ihrerseits traditionelle Verfahren zur gewinnträchtigen Produktion von Latex einsetzen und gleichzeitig den Wald erhalten. Nur ein Fünftel der Weltbevölkerung, aber nahezu ein Drittel der ärmsten indigenen Bevölkerungen lebt in unmittelbarer Nähe der grössten natürlichen Ressourcen unseres Planeten. Vervielfacht würden derartige Lösungsansätze von kleinen Unternehmen ein schlagkräftiges Mittel zur Herbeiführung von Verbesserungen bedeuten. Andere KMUs tragen ihren Teil zur Lösung der globalen Wohnungskrise bei, sorgen Backstein für Backstein für eine wahre Revolution des Eigentumsrechts und unterstützten die Frauenbewegung.
KMUs bieten Frauen Arbeit
Wir benötigen viele weitere Firmen, die diesem Beispiel folgen. Weibliche Unternehmerinnen zahlen Darlehen wesentlich regelmässiger zurück als Männer und reinvestieren einen grösseren Gewinnanteil direkt in ihr Unternehmen. Weibliche Arbeitnehmerinnen investieren einen grösseren Anteil an ihrem Einkommen – bis zu 90 % – in ihre Familien, ihre Ausbildung und in die Verbesserung ihres Lebensstandards und tragen so direkt zur wirtschaftlichen und sozialen Stabilität in ihren Gemeinden bei. Eine Lösung der KMU-Finanzierungsproblematik ist derzeit wichtiger als jemals zuvor: Die Weltwirtschaft ist erschüttert, Entwicklungshilfe immer seltener und wir alle sind immer enger miteinander verbunden. Kleine und mittelständische Unternehmen gehen auf dem Weg in die Zukunft voran. Dabei müssen sie erfolgreich sein. (Ashoka’s Changemakers/mc/ps)