G8-Gipfel: Scharfe Kritik an Biotreibstoffen
Subventionen, Steueranreize oder verbindliche Ziele für die Beimischung von Biotreibstoffen in Europa oder den USA müssten gestoppt werden, forderten am Dienstag Organisationen zum Kampf gegen Armut und Hunger sowie Greenpeace oder der World Wide Fund for Nature (WWF).
Grosse landwirtschaftliche Flächen zweckentfremdet
«Mit gegenwärtigen Technologien braucht es zehn Einheiten Energie, um elf Einheiten Biotreibstoff zu erzeugen», sagte Kumi Naidoo vom Global Call to Action Against Poverty (GCAP). Der Einfluss der Biotreibstoffe sei bereits in Afrika zu spüren. In Mosambique und Sambia würden grosse landwirtschaftliche Flächen «zweckentfremdet». Das verschärfe die Nahrungskrise noch. Caroline Towers Kayira von Actionaid forderte, die G8 müssten von Biotreibstoffen abrücken. «Wir haben schon genug Probleme, unsere Menschen zu ernähren.»
Hauptgrund für Nahrungskrise
Nach einer Studie der Weltbank vom April, die bisher unter Verschluss gehalten wurde, ist die starke Ausweitung der Produktion von Agrartreibstoffen in den USA und Europa der «wichtigste» Grund für die massiven Preissteigerung für Nahrung. Höhere Kosten für Energie und Düngemittel sowie der schwache Dollar hätten die Preise zwischen 2002 und 2008 sonst nur um 35 Prozent steigen lassen, während sie tatsächlich um 140 Prozent zugelegt hätten, heisst es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt.
Umdenken gefordert
Dreiviertel des Preisanstiegs für Nahrung ist laut Weltbankstudie auf Biotreibstoffe und die damit verbundenen Konsequenzen wie geleerte Getreidelager, Wandel in der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen, Preisspekulationen und Exportverbote zurückzuführen. Umweltaktivisten forderten ein Umdenken, damit die verschiedenen Biotreibstoffe nicht länger unkritisch befürwortet werden.
Kritik an G8-Staaten
«Was gestoppt werden muss, ist alles, was den Einsatz von Biotreibstoffen fördert», sagte Kathrin Gutmann vom WWF. «Diese Zeiten müssen vorbei sein», sagte ähnlich Greenpeace-Experte Daniel Mittler. Es wurde kritisiert, dass die G8-Staaten das Problem nicht aufgegriffen hätten. «Es ist unfassbar, dass bei den Gesprächen über die Nahrungskrise die verfehlte Beimischung von Biotreibstoffen ins Benzin überhaupt keine Rolle gespielt hat», sagte Jörn Kalinski von Oxfam in Deutschland.
G8-Staaten wollen gegen hohe Ölpreise vorgehen
Die G8-Staaten erklärten ihrerseits ihre «grosse Sorge» über den hohen Ölpreis, der die Weltwirtschaft gefährde. Die acht grossen Industrienationen verkündeten, die Ursachen der Preissteigerungen angehen zu wollen. Die Kapazitäten für die Förderung und die Verarbeitung von Öl sollten kurzfristig angehoben werden. Gemeinsame Anstrengungen müssten für neue Investitionen unternommen werden, hiess es. Ölförderländer sollten ein transparentes und stabiles Umfeld für Investitionen schaffen, um Produktionskapazitäten auszuweiten, die nötig seien, um der weltweiten Nachfrage nachzukommen. Um den Bedarf zu drosseln, fordern die G8 neue Anstrengungen, um die Energieeffizienz zu verbessern. (awp/mc/pg/03)