Gate Gourmet: Verkauf als Hängepartie
Der Verkauf der Swissair-Tochter Gate Gourmet an die Texas Pacific Group ist noch nicht besiegelt. Nun behindert British Airways, ein wichtiger Kunde von Gate Gourmet, den Vertragsabschluss.
Von Andreas Kälin und Daniel Zulauf
(Foto: PD)
Der Verkauf des Catering-Unternehmens Gate Gourmet an den US-Finanzinvestor Texas Pacific Group, von der konkursiten Swissair Gruppe bereits im März angekündigt, hätte nach schwierigen Verhandlungen eigentlich am vergangenen Montag, dem 25. November, fixiert werden sollen. Doch nun gibt es eine weitere Verzögerung. Noch immer besteht das Risiko, dass der Abschluss nicht zu Stande kommt. Richard Stables von der involvierten Londoner Investment Bank Lazard Frères beziffert diese Gefahr mit «vielleicht 20 Prozent».
British Airways legt StolpersteinDen Stolperstein hat gemäss Recherchen von Moneycab British Airways gelegt. Die britische Luftfahrtgesellschaft fordert eine Verbesserung ihrer Vertragsbedingungen. Sie ist nach United Airlines und Delta Airlines der drittwichtigste Kunde von Gate Gourmet. Das Catering-Unternehmen macht gemäss Sprecher Martin Müller mit diesen drei Klienten je zwischen 10 und 17 Prozent des Umsatzes; im letzten Jahr wären das 330 bis 560 Millionen Franken gewesen.
Der geplante Eigentümerwechsel hat British Airways offenbar Gelegenheit geboten, Einzelheiten ihrer Verträge mit Gate Gourmet neu auszuhandeln. Sie fordert Preisnachlässe. Sollten die Briten erfolgreich sein, drückt dies den Unternehmenswert von Gate Gourmet. Das hätte zur Folge, dass Texas Pacific das Kaufangebot für den Caterer von 1,09 Milliarden Franken reduzieren würde.
Finanzierung gesichertTrotz der Probleme hat die US-Finanzgesellschaft ihr Interesse an Gate Gourmet nicht verloren. Das zeigt sich bei der Finanzierung der Transaktion, die gemäss übereinstimmenden Aussagen «gesichert» ist. Bereits im Oktober berichtete Moneycab von Hindernissen im Verkaufsprozess. Als Knacknuss galt damals die Anleihe über 400 Millionen Euro, die Gate Gourmet im November hätte begeben sollen. Das Geld hätte Texas Pacific dazu gedient, einen Teil des Kaufpreises zu begleichen.
Schwieriges Umfeld(Foto: PD)
Solche risikobehaftete «Leveraged buyouts», bei denen der Käufer die Übernahmekosten teilweise dem Kaufobjekt selbst aufbürdet, sind derzeit schwierig zu bewerkstelligen. Es ist denn auch nicht gelungen, die geplante Anleihe zu platzieren. Texas Pacific musste sich deshalb «einiges überlegen», weiss Filippo Beck, der Sprecher des Sachwalters der Swissair-Gruppe. Trotz des schwierigen Umfelds konnte Texas Pacific eine andere Lösung aushandeln: Vermutlich wird von Bankenseite ein Kredit zur Verfügung gestellt, der später in einem günstigeren Marktumfeld als Anleihe aufgelegt wird.
Neue Finanzierungslösung teurerDiese neue Finanzierungslösung ist teurer. Sie führt zu einer Minderung des Übernahmepreises von schätzungsweise maximal 33 Millionen Franken. Am meisten betroffen ist SAirGroup Finance (USA): Gemäss Verteilschlüssel erhält die amerikanische Finanzierungsgesellschaft vom bisherigen Verkaufspreis von 1,09 Milliarden Franken einen Anteil von 602,5 Millionen Franken, der sich durch die höheren Finanzierungskosten nun um maximal 18,2 Millionen Franken verringert. Auch die anderen Gläubiger von Gate Gourmet wie SAirGroup, SAirLines und Swissair, die knapp 270 Millionen Franken hätten erhalten sollen, oder SAir Group Finance (NL) haben eine Erlösminderung zu gewärtigen.
Erlös geschätzte 5 Prozent tieferZusätzlich dürften nun noch günstigere Vertragskonditionen für British Airways den Erlös mindern, allerdings in geringerem Umfang als es die höheren Finanzierungskosten vermögen, meint ein Eingeweihter. Insgesamt wird sich der Verkaufserlös für Gate Gourmet um geschätzte 60 Millionen Franken oder über 5 Prozent reduzieren. Das trifft auch die Obligationäre, etwa über die SAirGroup Finance (USA), die eine Anleihe über 350 Millionen Dollar begeben hatte.
Wichtiger für alle Involvierten ist es aber, dass der Gate-Gourmet-Deal endlich abgeschlossen wird. Der Sprecher des Sachwalters der Swissair-Gruppe hofft, dass das Closing zu Stande kommt. Ob es noch für dieses Jahr zu erwarten ist, kann oder will er nicht sagen.
Die Nummer zwei der Welt (Foto: PD)
Bei Gate Gourmet wird mit der grossen Kelle angerichtet: Das Unternehmen, das noch Teil der SAirGroup ist, gilt mit rund 24 Prozent Marktanteil als das zweitgrösste Airline-Catering-Unternehmen der Welt. Grösser ist nur noch Sky Chef (Marktanteil von 34 Prozent). Bei Gate Gourmet wird in 45 Küchen in 33 Ländern auf sechs Kontinenten jeden Tag für 800’000 Passagiere gekocht. Im Jahr essen damit rund 300 Millionen Fluggäste, was aus den Küchen von Gate Gourmet kommt. Der Hauptsitz des Unternehmens, das weltweit noch knapp 25’000 Angestellte beschäftigt, liegt in Glattbrugg.