Gazprom-CEO: «Gazprom hängt von Europa ab wie Europa von Gazprom»
Dies sagte der Vorstandsvorsitzende des russischen Gaskonzerns, Alexej Miller, am Mittwoch anlässlich des 35- jährigen Bestehens russischer Erdgas-Lieferungen nach Deutschland in Leipzig. «Es gibt eine seltsame Vorstellung darüber, dass jegliche andere Variante besser ist als eine Lieferung von Russland.»
Erdgas zweitwichtigster Energieträger Deutschlands
Der deutsche Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) beschwichtigte Miller. «Die Bundesregierung legt grossen Wert darauf, dass diese Beziehung stabilisiert und ausgebaut wird», sagte er. Erdgas ist der zweitwichtigste Energieträger in Deutschland nach Mineralöl. 34 Prozent des importierten Gases kommen aus Russland, weitere grosse Lieferanten sind Norwegen mit 26 Prozent und Niederlande mit 18 Prozent. Die EU deckt 44 Prozent des Erdgas-Verbrauchs aus Russland.
«Gas- nicht vom Ölpreis entkoppeln»
In der Diskussion um die hohen Gaspreise sprach sich Miller gegen eine Entkoppelung des Gas- und Ölpreises aus. «Wir sehen kein Anliegen darin, diesen Mechanismus zu ändern und betonen: Die Gaspreise sind niedriger als die Erdölpreise.» Wichtig für die Abnehmer sei zudem in erster Linie nicht der Preis, sondern die Versorgungssicherheit. «Gazprom hat 35 Jahre lang immer zuverlässig Gas geliefert», sagte der Konzernchef. Europa werde immer der wichtigste Markt bleiben. «Für unsere europäischen Abnehmer sind wir bereit, so viel Gas zu liefern wie sie wollen.»
Milliardenschwere Pipeline geplant
Am 1. Mai 1973 strömte erstmals russisches Erdgas ins jetzige Deutschland; durch ein fast 5000 Kilometer langes Leitungssystem und zunächst in die DDR. Zwei Monate später bekam auch der Westen Deutschlands Erdgas aus der damaligen Sowjetunion. Seitdem bezogen beide Teile Deutschland mehr als 700 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Importeure sind die E.ON Ruhrgas AG, die Wingas und die Verbundnetz Gas AG (VNG). Gazprom will die Fördermenge in den kommenden Jahren erhöhen und zum Beispiel im östlichen Sibirien neue Förderstätten erschliessen. Für den Transport nach Europa sind eine milliardenschwere neue Pipeline durch die Ostsee und eine Leitung von Russland nach Italien und Österreich geplant. (awp/mc/ps)