GCC-Staaten: Liquiditätsengpässe im Zuge der Finanzmarktkrise

von Gérard Al-Fil
Bislang, so schien, seien die GCC-Staaten, also Saudiarabien, Kuwait, Bahrain, Katar, VAE und Oman, gegenüber der globalen Kreditkrise weitgehend immun. Inzwischen mehren sich jedoch die Anzeichen von ersten Liquiditätsengpässen in der sehr wohlhabenden Region, die in 2008/2009 über 600 Milliarden Dollar aus dem Ölexport einnehmen dürfte, wie das Global Investment House in Kuwait schätzt. Händler berichten von einer ungewohnt hohen Zurückhaltung im Interbankenhandel. Von Suprime- oder Kreditderivateverlusten waren arabische Banken aber bislang nur minimal betroffen, obgleich deren Kurse an den Börsen seit Anfang 2008 mehrheitlich um die Hälfte einbrachen. Ausserdem wurden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres Islamic Bonds mit einem Gesamtwert von nur 12 Mrd. Dollar emittiert. Dies stellt einen Einbruch von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum dar.


Knackpunkt Ölpreis
Für den Fall einer echten Liquiditätskrise hat die Zentralbank der VAE unterdessen einen Fonds in Höhe von 50 Milliarden Dihram (etwa 13 Mrd. Dollar) eingerichtet. Sorgen bereitet auch der Energiesektor. Der Verfall der Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen ist für die Länder des GCC ein zweischneidiges Schwert: einerseits müssen sie ihre Einnahmeprognosen aus dem Ölhandel nach unten schrauben. Andererseits haben das billigere Fass Öl, das seit Anfang Juli 35 Prozent an Wert verloren hat, und der wiedererstarkte Dollar den Inflationsdruck auf diese Länder genommen. Alle GCC-Staaten, mit Ausnahme von Kuwait, haben ihre Währungen in einem festen Verhältnis an den Greenback gekoppelt (,pegged currencies›).

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