Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Bearing Point in einer neuen Studie «Geldwäschebekämpfung in Europa». Der Studie zufolge glauben nur 60 Prozent der Geldwäschebeauftragten deutscher Banken, daß die Institutsspitze die Brisanz des Themas richtig einschätzt. In anderen Ländern sei dieser Anteil höher, dort werde die Bekämpfung der Geldwäsche häufiger als Aufgabe der Führungsriege angesehen. Schliesslich könne die Verwicklung in einen Geldwäscheskandal – und damit in kriminelle Machenschaften wie Drogenhandel, Korruption oder Terrorismusfinanzierung – das öffentliche Ansehen einer Bank erheblich beschädigen.
Unterschiedliche Umsetzung in der EU
Die Mehrheit der in der Studie befragten Fachleute geht davon aus, dass die Behörden die Vorschriften zur Geldwäschebekämpfung verschärfen werden. Dabei stellt schon die Umsetzung der bestehenden Vorschriften die Banken vor grosse Herausforderungen. Erschwerend hinzu kommt, dass Länder wie Frankreich, Schweden oder Griechenland noch nicht einmal die zweite EU-Geldwäscherichtlinie umgesetzt haben, obwohl die EU im Juni 2005 schon eine dritte Richtlinie erlassen hat. International tätige Institute sehen sich dadurch mit unterschiedlichen Vorschriften konfrontiert, was den Aufbau einheitlicher Systeme zur Geldwäschebekämpfung erschwert und verteuert. Auch unterschiedliche Definitionen, was eine «Straftat» und damit eine Vortat zur anzuzeigenden Geldwäsche ist, erschweren der Studie zufolge die Arbeit der Geldwäschefahnder.
Fehlende Ressourcen in Deutschland behindern Umsetzung
Anders als in anderen Ländern scheitert die Umsetzung von Sicherungsmassnahmen in Deutschland häufig an fehlenden Ressourcen. Jedenfalls haben darüber laut Studie 60 Prozent der deutschen Befragten geklagt. «Eine Aufstockung der Ressourcen im Bereich der Geldwäscheabwehr erscheint bei den meisten kleineren und mittleren Instituten mittelfristig in jedem Fall notwendig», meint Ralf Temporale, einer der Co-Autoren. In Deutschland und einigen anderen Ländern sei ein Manko, daß die Anforderungen an das Berufsbild eines Geldwäschebeauftragten zwar gestiegen seien, es aber noch an qualifizierten Aus- und Weiterbildungsangeboten fehle. Bearing Point hat für die Studie insgesamt 74 Institute aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Irland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz befragt.
(FAZ / MC / hfu)