Ein Entscheid dürfte demnach erst im Oktober fallen. Betriebsrat und Gewerkschaften warfen GM vor, Zeit und Geld zu verschwenden. Branchenexperten warnten, eine weitere Verzögerung schade massiv dem Image der Marke Opel.
«Behalten oder vertagen»
In Berliner Koalitionskreisen hiess es am Dienstag, es sei sehr unwahrscheinlich, dass der GM-Verwaltungsrat seinen monatelangen Widerstand gegen den österreichisch-kanadischen Zulieferer und seine russischen Partner aufgebe. General Motors habe signalisiert, dass es nur noch zwei ernstzunehmende Optionen gebe: «Behalten oder vertagen», sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Deutschen Presse-Agentur dpa. Im Rennen ist auch noch der belgische Finanzinvestor RHJ International, den Deutschland aber ablehnt.
Bundesregierung: Sonderkonditionen einzig für Magna
Regierungsmitglieder wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betonten zuletzt aber immer wieder, dass die Bundesregierung ihre Zusagen über Staatshilfen nur für den Fall gemacht habe, dass Magna den Zuschlag bekomme. RHJI oder GM bekämen die Garantien nicht. Sie müssten stattdessen den Überbrückungskredit über 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen.
Staatshilfe für Opel hält bis Januar 2010
Dieser Kredit hält Opel seit Monaten über Wasser. GM hat deshalb allerdings auch keinen Zeitdruck, weil die Hilfe noch bis Januar für Opel ausreichen dürfte. Aus diesem Grund sei eine Entscheidung erst nach der Bundestagswahl am 27. September denkbar, hiess es. Nach Informationen des «Handelsblatts» soll eine Entscheidung frühestens Anfang Oktober fallen, weil die GM-Spitze ihre Optionen intensiver prüfen will. GM wolle den deutschen Autobauer mit Finanzmitteln aus den USA sowie der Hilfe einiger EU- Staaten sanieren, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Insider.
Betriebsrat und Gewerkschaften fordern endlich Klarheit
Der GM-Verwaltungsrat will sich bei der zweitägigen Sitzung am Stammsitz in Detroit ausführlich mit der künftigen Strategie des einst weltgrössten Autoherstellers befassen. Die deutsche Seite geht davon aus, dass frühestens am Mittwochabend Informationen zu Opel bekanntwerden könnten. Betriebsrat und Gewerkschaften forderten GM auf, aus Rücksicht auf die Beschäftigten endlich für Klarheit zu sorgen. Jede «weitere Verzögerung könnte Opel/Vauxhall wieder an den Rand der Insolvenz bringen», erklärten Vertreter des Europäischen Arbeitnehmerforums von GM (EEF) und weiterer Branchengewerkschaften.
«Hickhack ist purer Nervenkrieg»
Durch das monatelange Gezerre leidet nach Ansicht von Experten das Markenimage von Opel. «Der Hickhack ist purer Nervenkrieg – zum grossen Nachteil für die Opel-Belegschaft, aber auch für die Marke und das Image von Opel», erklärte der Leiter der Forschungsstelle Automobilwirtschaft (FAW) in Bamberg, Wolfgang Meinig. (awp/mc/ps/36)