Genolier: Raymond Loretan wird VR-Präsident

Weiter seien im Verwaltungsrat fünf Komitees gegründet worden: Darunter ein Komitee für Compliance-Angelegenheiten oder auch je eines zu ethischen oder medizinischen Themen. Ausserdem wurde wie im Vorfeld angekündigt der für die Übergangsphase vorgesehene provisorischen Steuerungsausschuss bestehend aus Antoine Hubert, Sven Moos, Beat Röthlisberger und Hans-Reinhard Zerkowski eingesetzt. Ein wichtiges Ziel des Ausschusses ist die Suche nach einem neuen CEO. Interimistisch wird Finanzchef Beat Röthlisberger als CEO amten. Röthlisberger werde zudem nicht wie angekündigt die Spitalgruppe verlassen, er habe seinen Rücktritt zurückgenommen, heisst es.


Teils gehässig geführte GV
Die Aktionäre von Genolier haben am Montag in einer zum Teil gehässig geführten ausserordentlichen GV sieben neue Verwaltungsräte gewählt. Mit grossem Mehr wurden die früheren Verwaltungsratsmitglieder Antoine Hubert und Raymond Loretan (ehemaliger VR-Präsident) erneut ins Gremium berufen. Ausserdem wählten die Aktionäre auch die von Antoine Hubert vorgeschlagenen Christian Le Dorze, Johannes Boot, Cédric George und Antoine Kohler sowie überraschend der von der Ärzteschaft vorgeschlagene Philippe Glasson in den VR.  Der von der Genolier-Ärzteschaft erst an der Versammlung vorgeschlagene Glasson soll als ausgewiesener Arzt die Weiterentwicklung von Genolier mitprägen. Im Gremium verbleiben Präsident Hans-Reinhard Zerkowski und Michael Schroeder, auch wenn sie von einzelnen Aktionären zum Rücktritt aufgefordert wurden.


Monatelanger Konflikt beendet
Zerkowski erklärte den monatelangen Konflikt um die Macht im Unternehmen am Ende der vierstündigen Debatte am Montag für beendet. Drei Monate lang waren Hubert und der ehemalige Verwaltungsratspräsident Loretan auf der einen Seite und der Genolier-Verwaltungsrat auf der anderen Seite zerstritten. Vergangene Woche teilten der Verwaltungsrat sowie die Aktionärsgruppe um Antoine Hubert und die US-Beteiligungsgesellschaft Lincoln Vale gemeinsam mit, dass sie sich auf eine tiefgreifende Umbildung des Verwaltungsrates geeinigt hätten. Ein neuer Chef soll demnach extern rekrutiert werden. 


Hubert vor drei Monaten entmachtet
Hubert war an der turbulenten Generalversammlung vom 9. Juni von den Aktionären entmachtet worden. An derselben Versammlung wurde auch Loretan abgesetzt. Die Aktionäre folgten damals dem Antrag von Lincoln Vale, welche den Führungswechsel aus Unzufriedenheit über die bisherige Leistung des Unternehmens forderte. In dem Konflikt wurden auch gegenseitige Klagen nicht ausgelassen.


Fehlende Compliance-Instanz
Das Unternehmen habe eine schwierige Krise durchstehen müssen, sagte Zerkowski. Der VR sei aber dazu verpflichtet gewesen, die Geschäftspraktiken der Vergangenheit von unabhängiger Stelle untersuchen zu lassen. Die Untersuchung der Wirtschaftsberatung PwC sei zum Schluss gekommen, dass es bei Genolier keine eigentliche Compliance-Instanz gegeben habe und dass unter anderem Rechnungen mit fehlenden Angaben und dem Fehlen zugrundeliegender Dokumenten getätigt wurden. Ausländische Patienten seien mithilfe illegaler Praktiken in die Genolier-Kliniken geködert worden, lautete ein weiterer Vorwurf.


Teurer Rechtsstreit
Die Kosten aus Rechtsstreitigkeiten dürften Genolier inklusive der PwC-Studie auf rund 900’000 CHF zu stehen kommen. Bislang seien diesbezüglich Rechnungen von etwas mehr als 600’000 CHF eingegangen, so Zerkowski. In Zukunft will sich Genolier aber wieder auf das Geschäft konzentrieren und das Wachstum weiter vorantreiben. «Wir wollen mit unserem Angebot sowohl organisch als auch über Akquisitionen wachsen», sagte Zerkowski an der GV. Über den sogenannten «Medical Master Plan» sollen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Genolier wolle ein wichtiger Player unter den Privatkliniken bleiben und weiterhin Medizin mit sehr guter Qualität anbieten, so Zerkowski. Dabei sollen Synergien in der Gruppe bestmöglichst genutzt und die Kotenseite möglichst effizient gestaltet werden.  (awp/mc/ps/36)

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