Geoffrey Scott, CEO Uster Technologies

Von Christa W. Spoerle


Moneycab: Dr. Scott, Sie haben im ersten Halbjahr 2010 mit einem Umsatz von 62,4 Mio. und einem EBITA von 15,9 Mio. CHF die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Waren Sie selbst überrascht?


Dr. Geoffrey Scott: Bereits bei der Präsentation des Jahresergebnisses 2009 gingen wir von einem höheren Geschäftsvolumen für 2010 aus. Die positive Marktentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2009 setzte sich unterstützt durch die wiedererstarkte Nachfrage nach Garn fort. Grösseres Interesse der Produzenten in Effizienzsteigerungen und in Kosteneinsparungen sowie die fortlaufende Umstellung zur automatisierten Produktion führten zu einer anwachsenden Nachfrage nach USTER®-Produkten. Zudem profitierte die Gruppe von stabileren Märkten in Mittelasien und vom starken Geschäft im lokalen chinesischen Markt.



«Wir werden fortfahren, Synergien und gemeinsame Geschäftsentwicklungschancen aus der Partnerschaft mit Toyota Industries Corporation zu nutzen. Gleichzeitig wird die Gruppe Wachstumschancen wahrnehmen, die das Potenzial bieten, den Mehrwert unserer Produkte zu erhöhen.» Dr. Geoffrey Scott, CEO Uster


Was waren die Hauptgründe für die positive Entwicklung?


Der wichtigste Wachstumstreiber war die wiedererwachte Investitionsbereitschaft der Textilproduzenten. Sie investierten wieder in neue Maschinen mit dem Ziel, ihre Effizienz und Profitabilität zu erhöhen. Diese positive Entwicklung war eine Folge der gestiegenen Garnproduktion, nachdem die Hersteller ihre Überbestände im vergangenen Jahr abgebaut hatten. Ein dritter wichtiger Faktor waren die verbesserten Rahmenbedingungen für Kredit- und Handelsfinanzierungen für die Kunden in allen wichtigen Märkten.


Mit Ihrer Erwartung eines Umsatzes von 125-130 Millionen Franken und einer EBITA-Marge von 25% liegen Sie da für 2010 eher auf der vorsichtigen Seite?


Uster Technologies erwartet auf der Basis der starken Nachfrage aus Asien, insbesondere China und Indien, eine fortgesetzte Verbesserung der Marktlage. Für das Gesamtjahr rechnet das Management mit einem realistischen Umsatzwachstum von 25-30 % gegenüber dem Vorjahr und einer EBITA-Marge von rund 25 %.



«Asien bleibt wichtigster Wachstumsmarkt. Hier gibt es Chancen in sämtlichen Produktbereichen.»


Wann könnten Sie sich denn vorstellen, das Umsatzniveau von 2006 von 165 Mio. CHF wieder zu erreichen?


Mittelfristig streben wir ein Umsatzniveau auf der Höhe vor der Krise an. Auch wenn weiterhin eine gewisse Unsicherheit im Hinblick auf die wirtschaftliche Erholung sämtlicher Märkte weltweit besteht, konzentriert sich das Management – mit dem Ziel zum Umsatzniveau vor der Krise zurück zu kehren – auf eine kontinuierliche Ausweitung des Geschäftsvolumens.


Chancen ergeben sich aus dem Bedürfnis der Textilhersteller, ihre Effizienz zu steigern, indem sie Kosten senken und die Qualität ihrer Produkte erhöhen. Weiteres Potenzial für eine wachsende Nachfrage nach USTER® Produkten resultiert aus der fortschreitenden Automatisierung in vielen asiatischen Märkten als Antwort auf die steigenden Lohnkosten. Das größte Risiko für alle Unternehmen bleibt aber gegenwärtig die anhaltende Unsicherheit über die Erholung der weltweiten Wirtschaftslage.


In welchen Märkten und Produktgruppen rechnen Sie mit dem deutlichsten Wachstum?


Asien bleibt wichtigster Wachstumsmarkt. Hier gibt es Chancen in sämtlichen Produktbereichen.


Wo liegen in den kommenden Jahren ihre Investitionsschwerpunkte?


Uster Technologies konzentriert sich weiterhin auf die Stärkung ihrer Wettbewerbsposition durch Einführung neuer innovativer Produkte in allen Marktsegmenten bei gleichzeitiger Erweiterung der weltweiten Vertriebsorganisation.


Sie wollen die F&E-Investitionen erhöhen. Welcher Prozentsatz des Umsatzes wird es denn 2010 werden?


Wir streben weiterhin F&E-Ausgaben in der Höhe von rund 10 % des Umsatzes an. Innovation ist ein zentraler Wachstumstreiber. Gleichzeitig untermauert sie unseren Anspruch, die klare Nummer 1 in unseren Märkten zu sein.


Könnten Sie sich denn auch Akquisitionen vorstellen?


Wir haben immer gesagt, dass wir in Bezug auf Akquisitionen einen opportunistischen Ansatz verfolgen. Wir sind stets bereit, Gelegenheiten zu prüfen, die uns neue Geschäftsbereiche eröffnen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Wertschöpfungskette im Textilbereich von der Faser bis hin zum Einzelhandel.


Welche Bedeutung messen Sie der Zusammenarbeit mit Toyota zu?


Toyota Industries Corporation verfügt über einen langjährigen hervorragenden Ruf im Markt und teilt viele gemeinsame Wertvorstellungen mit der Uster Gruppe. Beide Unternehmen sind qualitätsorientiert, investieren stark in Innovation und bieten hervorragenden Kundenservice und Support. Die Textile Machinery Division der Toyota Industries Corporation hat eine marktführende Stellung im Web- und Spinnsektor. Gemeinsam können wir unsere Stellung im Markt stärken. Dadurch eröffnet sich grosses Potenzial für gemeinsame Marktentwicklung in der Zukunft.



«Wir streben weiterhin F&E-Ausgaben in der Höhe von rund 10 % des Umsatzes an. Innovation ist ein zentraler Wachstumstreiber. Gleichzeitig untermauert sie unseren Anspruch, die klare Nummer 1 in unseren Märkten zu sein»


Könnte dennToyota den Anteil noch ausbauen?


Die Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen fokussiert sich auf die technische Zusammenarbeit. Aus meiner Sicht investierte Toyota Industries Corporation vor allem in technische Synergien und verfolgte dabei primär das Ziel, vom technologischen Know-how der Uster Gruppe zu profitieren, zum Beispiel im Bereich der Sensortechnologie. Bisher fokussierte die Zusammenarbeit auf die Untersuchung von gemeinsamen Technologie- und Marktchancen. Dabei konnten verschiedene interessante Projekte identifiziert werden.


Was dürfen die Aktionäre im laufenden Jahr erwarten?


Es ist wichtig festzuhalten, dass die Gruppe weiterhin ihre operative Flexibilität und ihre Fähigkeit behält, schnell auf mögliche Nachfragerückgänge zu reagieren, wie sie dies im letzten Jahr bewiesen hatte. Die zukünftigen Wachstumsaussichten stützen sich auf den Trend zu höherer Qualität und grösserer Automatisation in den Schwellenländern.


Wie sieht ihr Lieblingsszenario für 2011 aus?


Wir wünschen uns eine Stabilisierung der weltweiten Wirtschaft bei anhaltendem Marktaufschwung. Uster Technologies wird ihre Marktstellung durch weitere grosse Investitionen in Produkt- und Marktentwicklung stärken. Wir werden fortfahren, Synergien und gemeinsame Geschäftsentwicklungschancen aus der Partnerschaft mit Toyota Industries Corporation zu nutzen. Gleichzeitig wird die Gruppe Wachstumschancen wahrnehmen, die das Potenzial bieten, den Mehrwert unserer Produkte zu erhöhen. Dadurch optimieren wir die Produktionseffizienz unserer Kunden und senken gleichzeitig deren Ausschuss und Kosten.





Der Gesprächspartner:
Geoffrey Scott, Jahrgang 1954, ist britischer Staatsbürger. Er erwarb einen Biochemie-Abschluss der Universität in Liverpool und promovierte an der Universität in Nottingham, ebenfalls im Fach Biochemie. Seit 2003 ist er Mitglied des Verwaltungsrates und CEO der Uster Technologies AG. Zwischen 1999 und 2003 war er CEO der Unternehmensdivision Zellweger Uster von Zellweger Luwa AG, Uster. Vorher bekleidete er leitende Managementpositionen bei Kevex Instruments, Fisons plc (Unternehmensbereich Wissenschaftliche Instrumente) und Beckman Instruments.


Das Unternehmen:
Die Uster Gruppe ist ein führender Hersteller von Produkten für die Qualitätskontrolle in der Textilindustrie. Die Gruppe bietet technologisch anspruchsvolle Systeme und Dienstleistungen an, welche die Herstellung von Produkten in optimaler Qualität auf jeder Stufe der Textilverarbeitung gewährleisten; von der rohen Textilfaser wie Baumwolle, Wolle oder synthetischen Garnen bis zum fertigen Gewebe. Uster Technologies legt Qualitätsstandards fest, die als Grundlage für den globalen Handel mit Textilprodukten dienen. Die Gruppe mit Hauptsitz in Uster ist mit ihren Technologiezentren in Uster (Schweiz), Knoxville (USA) und Suzhou (China) sowie einer ausgedehnten Vertriebs- und Serviceorganisation weltweit in den wichtigsten Textilmärkten vertreten. Im Geschäftsjahr 2009 erwirtschaftete die Uster Gruppe mit etwa 464 Mitarbeitenden einen Bruttoumsatz von CHF 101 Mio. und einen Betriebsgewinn (EBIT) von 8 Mio CHF.

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