Geplante Übernahme durch TomTom belastet Tele Atlas

Den Ausblick bestätigte das Unternehmen, wenngleich auch hier Unsicherheit durch das Gebot des Navigationsgeräte-Herstellers TomTom herrscht. Die Übernahme selbst sei im Plan, sagte Tele-Atlas-Chef Alain De Taeye in einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen. Die US-Kartellbehörden hätten bereits grünes Licht gegeben und von der EU-Kommission erwarte man Gleiches in den kommenden Wochen.


Ein anderer könnte mehr bieten
Spekulationen, wonach der TomTom-Rivale Garmin ein höheres Angebot vorbereite, wollte De Taeye nicht kommentieren. «Unser Hauptaktionär steht hinter der TomTom-Offerte», sagte er lediglich. Mit den anderen Aktionären habe man noch nicht gesprochen. Tele Atlas hat für den 14. November eine ausserordentliche Hauptversammlung einberufen, auf der die Anteilseigner über das 2 Milliarden Euro schwere Angebot von TomTom abstimmen sollen. Derzeit liegt der Kurs der Tele-Atlas-Aktie allerdings über den gebotenen 21,25 Euro. «Da sind wohl Spekulationen im Markt, ein anderer könnte mehr bieten», räumte De Taeye ein.


Millionenkosten für eine Übernahme
Auf die Vorlage der Zwischenbilanz reagierte der Kurs des TecDAX-Mitglieds kaum. Er verharrte im frühen Handel bei 23,03 Euro. Unterm Strich entstand im dritten Quartal ein Minus von 1,9 Millionen Euro nach einem Verlust von 17,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Vier von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Minus von 1 Millionen Euro gerechnet. Tele Atlas begründete den erneuten Verlust mit Kosten durch die TomTom-Offerte von 4,4 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat von Tele Atlas unterstützt die Offerte und empfiehlt den Aktionären die Annahme. Kritiker hatten eingewandt, das Geschäft von Tele Atlas werde unter der Übernahme leiden, da sich mit TomTom konkurrierende Navi-Hersteller abwenden würden. Andere Branchenkenner wiederum erwarten mangels Alternativen bei den Kartenanbietern keine Beeinträchtigungen.

Bommendes Geschäft sorgt für gute Zahlen
Dank des Booms bei Navigationsgeräten konnte Tele Atlas seinen Umsatz im dritten Quartal dann auch um 14 Prozent auf 74,3 Millionen Euro steigern. Analysten hatten allerdings mit einem Anstieg auf 77,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gerechnet. Auch der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit einem Zuwachs von 35 Prozent auf 15,0 Millionen Euro unter der Prognose von 15,4 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich von minus 5,3 auf minus 1,6 Millionen Euro bei im Schnitt erwarteten minus 1,1 Millionen Euro.



Stabiler Ausblick
Den Ausblick für das laufende Jahr hält das Unternehmen bei. Demnach erwartet Tele Atlas einen Umsatz von 315 Millionen Euro, ein bereinigtes EBITDA von 65 Millionen Euro und ein EBIT von 3 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten hat der Kartenanbieter 211,1 Millionen Euro Umsatz erreicht, ein bereinigtes EBITDA von 32,3 Millionen Euro und ein EBIT von minus 13,3 Millionen Euro. In den kommenden Jahren prognostiziert Tele Atlas ein jährliches Umsatzwachstum von 20 Prozent und ein Plus beim bereinigten EBITDA von 50 Prozent.


Teures Kartenmaterial belastet
Die Zahlen von Tele Atlas werden momentan noch von hohen Abschreibungen auf das Kartenmaterial belastet, dessen Erstellung viel Geld verschlungen hat. In der Zukunft gehen Analysten dann aber von hohen Profiten aus. Inwiefern die Offerte von TomTom das Ergebnis belasten werde, sei unklar, sagte Unternehmenschef De Taeye.


Navigationsgeräte werden immer billiger
Von den stetig fallenden Preisen für Navigationsgeräte ? vom zweiten auf das dritte Quartal verbilligten sie sich im Schnitt um 5 Prozent ? geht laut De Taeye keine Gefahr aus: «Das hat keine Auswirkungen auf unsere Prognose, da wir gleichzeitig höhere Volumen haben.» Wichtigster Markt für Tele Atlas ist mit Abstand Europa, am stärksten ist im dritten Quartal allerdings das Geschäft in den USA gewachsen, das sich mehr als verdoppelt hat. Bei den Anbietern digitaler Strassenkarten gibt es neben Tele Atlas im Wesentlichen nur noch das US-Unternehmen Navteq , das der Handyhersteller Nokia übernehmen will. TomTom will seine Aktionäre am 13. November auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung über die Offerte für Tele Atlas abstimmen lassen. Bis zum 4. Dezember haben die Tele-Atlas-Aktionäre Zeit, ihre Anteile anzudienen. Sollte die EU-Kommission bis dahin allerdings keine Freigabe erteilt haben, behält sich TomTom eine Verlängerung des Angebots vor. (awp/mc/th)

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