Gesundheitskosten: Preisüberwacher macht Druck auf Bundesrat
Auch eine parteiübergreifende Parlamentariergruppe will unter anderem bei den Medikamenten ansetzen.
Kreis der Vergleichsländer ausweiten
Unter anderem verlangt Meierhans in seinem neuesten Newsletter vom Donnerstag eine systematische Überprüfung der Preise von Arzneimitteln alle drei Jahre. Diese Idee wird von den eidgenössischen Räten und auch von der Pharmabranche unterstützt. Weiter schlägt der Preisüberwacher vor, den Kreis der Vergleichsländer auszuweiten, deren Medikamentenpreise zur Festlegung der Preise in der Schweiz dienen. Derzeit stehen auf dieser Liste nur die Niederlande, Deutschland, Dänemark und Grossbritannien. Die Nachbarländer Frankreich, Italien und Österreich, wo Medikamente deutlich günstiger zu haben sind, fehlen dagegen. Ihre Gesundheitssysteme seien zu stark verschieden von jenem der Schweiz, wurde dies begründet. Die Diskussion dreht sich um die Frage, welche Länder neu in den Vergleich aufgenommen werden sollten. Die Pharmaindustrie lehnt die Aufnahme von Staaten wie Portugal und Griechenland wegen deren «völlig unterschiedlichen Strukturen» ab.
Vertriebsmargen sollen gesenkt werden
Weiter will Meierhans die Vertriebsmargen von Apotheken, Arztpraxen und Spitalambulatorien senken. Für Ärzte und Ambulatorien könnte der Vertriebskostenanteil von heute 15 auf 6 Prozent gesenkt werden. Couchepin war mit seiner Anregung, den Ärzten die Medikamentenabgabe ganz zu untersagen, sogar noch weiter gegangen. In seinen Augen ist es nicht zulässig, dass Ärzte zuerst Rezepte ausstellen und dann noch einen wirtschaftlichen Nutzen davon haben. Bei den Apotheken plädiert Meierhans auf eine Margen-Senkung um sechs Prozentpunkte auf 9 Prozent. Spitäler und Apotheken sollten zudem Medikamente und Generika mit abgelaufenem Patent erleichtert über direkte Kanäle importieren können.
Umsetzung durch den Bundesrat über den Verordnungsweg
All diese Massnahmen könnten vom Bundesrat auf dem Verordnungsweg umgesetzt werden, schreibt Meierhans. Einsparungen in der Höhe von knapp vier Prämienprozenten oder 800 Millionen Franken jährlich könnten damit erzielt werden. Auf die selbe Summe kamen auch Couchepin und die Parlamentariergruppe.
Förderung von Generika
Der Preisüberwacher empfiehlt jedoch noch weitere Massnahmen: Generika müssten gefördert werden, indem falsche Verkaufsanreize bei den Apotheken beseitigt würden. Auch müssten Medikamente mit gleichem Wirkstoff künftig wie in Deutschland zum Preis des billigsten Präparats verkauft werden. Ausserdem müssten die Medikamentenkosten in den Kostengewichten für die künftigen Fallpauschalen vollumfänglich eingerechnet werden, fordert Meierhans. Spitäler könnten so zu kostensparendem Einkaufsverhalten bei den Heilmitteln angehalten werden.
Ähnliche Forderungen wie Meierhans stellt auch eine Initiative des Konsumentenschutzes und der Krankenkassen, die derzeit vorbereitet wird. (awp/mc/pg/12)