Gewerkschaft Travail.Suisse kritisiert Managerlöhne

Eine Volksinitiative, die Löhne auf 1 Mio und bei multinationalen Konzernen auf 3 Mio CHF beschränkt, würde «übermorgen stehen», sagte Travail.Suisse-Präsident Hugo Fasel an einer Medienkonferenz in Bern. Er verwies auf die Stadt Bern, wo die Löhne der Stadtregierung mit einer Initiative auf 200’000 CHF gekürzt worden waren.


Lohntransparenz hat jedoch Priorität
Eine gesetzliche Lohnbeschränkung habe für die Gewerkschaft aber nicht Priorität, zunächst müsse volle Lohntransparenz hergestellt werden. Einen Schritt in diese Richtung unternimmt Travail.Suisse mit der zum zweiten Mal erstellten Studie über die Lohnentwicklung in 27 Schweizer Unternehmen.


Löhne der Topmanager um 30 Prozent gestiegen
Fazit: «Der Irrsinn bei den Managersalären geht ungebremst weiter». Gesamthaft seien die Löhne der 27 Topmanager um 30% oder 40 Mio CHF auf 162 Mio gestiegen. An der Spitze stehen die Löhne der Manager von Credit Suisse, UBS, Novartis, Roche und Nestlé, die Travail.Suisse als «jenseits von Gut und Böse» bezeichnet. Obenaus ragt Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel, dessen Lohn Travail.Suisse aufgrund der Angaben aus dem Geschäftsbericht 2005 auf 37,8 Mio CHF veranschlagt.


Lohnschere bei 17 Unternehmen grösser geworden
Um die Gefährdung der sozialen Marktwirtschaft zu verdeutlichen, stellt Travail.Suisse den Topsalären die jeweils tiefsten Löhne gegenüber und errechnet so die Lohnschere. Die Grossbank UBS beispielsweise hat den Tiefstlohn auf 45’000 CHF beziffert, Marcel Ospel verdient damit das 544-fache. Noch grösser ist die Lohnschere bei der Credit Suisse, die den Tiefstlohn nicht angegeben hat. Wenn auch hier von 45’000 CHF ausgegangen wird, beträgt die Lohnschere 1:840. Insgesamt ist die Lohnschere bei 17 Unternehmen grösser geworden, bei 8 stabil geblieben und nur bei 1 (Post) kleiner geworden.


Guter Bezahlung liegt nicht mehr Leistung zugrunde
Hinter der Spitzengruppe beginne nicht die heile Welt der sozial verantwortlichen Patrons, sagte Fasel. Vielmehr spiele sich hier, weitestgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, ein «ganz normaler Wahnsinn» ab. So hätten sich etwa die Chefs von Zschokke und Clariant Lohnerhöhungen von 94 respektive 76% gegönnt. Es sei nicht mehr die Leitung für eine gute Bezahlung entscheidend, sondern die Position und der Status; «kartellistische Seilschaften zwischen Managern und Verwaltungsräten sind wichtiger als Leitsung», sagte Fasel. Gleichzeitig würden die Arbeitnehmenden zu Lohnzurückhaltung gemahnt.


Migros, Coop und Post löbliche Ausnahmen
Es sei auch marktwirtschaftlich nicht erklärbar, warum ABB-Chef Fred Kindle 5,6 Mio CHF verdiene, während bei der Migros (die bei Umsatz und Gewinn ähnliche Werte erzielt) Anton Scherrer 617’000 CHF erhält. Neben der Migros seien auch Coop und die Post löbliche Ausnahmen.


Revision des Aktienrechts Gelegenheit für Lohntransparenz
Damit die Wirtschaft das Problem der auseinanderklaffenden Lohnschere selbst in den Griff bekommt, biete volle Transparenz eine gute Grundlage, sagte Fasel. Die laufende Revision des Aktienrechts sei dazu die optimale Gelegenheit. So müssten nun wirklich klar die individuellen Bezüge offengelegt werden, ebenso wie der jeweils tiefste Lohn. (awp/mc/ar)

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