Gewerkschaftsfusion zwischen SEV und GeKo rückt in greifbare Nähe
Mit gut 80 000 Mitgliedern wäre die neue Organisation nach der Unia die zweitgrösste Gewerkschaft in der Schweiz. Heute zählt der SEV rund 50 000 und die Gewerkschaft Kommunikation ungefähr 37 000 Mitglieder. Gemäss einer im Juni veröffentlichten Studie wäre die Fusion für beide Organisationen der zukunftsträchtigste Weg. Die Gegner hätten Bedenken gehabt, ob der Branchenbezug erhalten werden könne. Zudem befürchteten sie höhere Mitgliederbeiträge und Stellenabbau bei der Gewerkschaft. Beide Organisationen beschäftigen heute rund 60 Personen. Entlassungen solle es keine geben, sagte Gentil. Die Angestellten sollen aber vermehrt in die Regionen verlegt werden, statt nur von Bern aus zu arbeiten.
Eher unter- als überdotiert
Beide Organisationen seien ohnehin eher unter- als überdotiert, sagte GeKo-Zentralsekretär, Nationalrat Christian Levrat (SP/FR). Obwohl auch bei seiner Gewerkschaft die Personalpolitik ein Thema war, hiessen die Delegierten das Fusionsprojekt einstimmig gut.
Zusammenschluss drängt sich auf
Für Levrat drängt sich der Zusammenschluss auf, weil die Entwicklung und die Probleme in beiden Branchen sehr ähnlich sind: Post, Verkehr und die Telekommunikation in den ehemaligen Staatsbetrieben seien geprägt von Marktöffnung und Wettbewerb. Diese Infrastrukturbereiche müssten heute im Markt bestehen und zugleich den Service-public-Auftrag erfüllen. Eine weitere Verwandtschaft der beiden Organisationen ortet Levrat bei der «Gewerkschafts-Philosophie», die auch Kampfmassnahmen nicht ausschliesse.
Fusionsentscheid im Mai
Der eigentliche Fusionsentscheid wird von den Delegierten beider Organisationen im Mai 2007 gefällt. Für beide Gewerkschafts-Chefs ist klar, dass bis dahin noch viel Arbeit zu tun ist. Insbesondere gelte es, die Struktur der neuen Organisation festzulegen. Starten würde die Gewerkschaft voraussichtlich am 1. Januar 2009.
300 Sektionen
Die meisten der über 50 000 Mitglieder des SEV sind Mitarbeitende der SBB. Die 1919 gegründete Gewerkschaft hat heute über 300 Sektionen und ist in 10 Unterverbände gegliedert. Die Gewerkschaft Kommunikation ist 1999 aus dem Zusammenschluss der PTT-Union, des Verbandes Schweizerischer Postbeamter, des Verbands Schweizerischer Telefon- und Telegrafenbeamter, der Vereinigung Posthalterinnenverband sowie der Postsektion des Personalverbandes des Bundes hervorgegangen. Die heute rund 37 000 Mitglieder in den Branchen Post/Logistik, Telecom/IT und Flugsicherung sind in 35 Sektionen organisiert. (awp/mc/gh)