Gewinneinbruch bei Sunrsie – Mutterkonzern muss 560 Mio. Franken abschreiben
Der Rückgang sei zum grössten Teil auf den Wegfall von Sondereinnahmen zurückzuführen, die den Vorjahresgewinn um 197 Mio. Fr. nach oben gedrückt hatten, gab Sunrise am Donnerstag vor den Medien in Zürich bekannt. Der Löwenanteil des Geldes stammte von der Swisscom, die nach einem Bundesgerichtsurteil zu viel verlangte Interkonnektionspreise an die Konkurrenten zurückzahlen musste.
Aber auch ohne diese Sonderposten hat Sunrise im vergangenen Jahr weniger verdient. Der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank um 4,1% auf 518 Mio CHF. Zudem nahmen die Abschreibungen um 7% auf 320 Mio CHF zu.
Umsatz stabil – 12 % mehr Mobil-Kunden
Der Gesamtumsatz blieb indes stabil auf 1,949 Mrd CHF (-0,1%). Trotz eines deutlichen Kundenzulaufs (+12%) schrumpfte der Umsatz im Mobilfunk um 1,3% auf 1,185 Mrd CHF. Der Preisnachlässe hätten den positiven Effekt durch den Kundenzuwachs wieder weggefressen, erklärte der neue Finanzchef Christian Hütwohl, der von der Swisscom kam.
Das Festnetzgeschäft sei unbefriedigend verlaufen. Sunrise habe hier 45’000 Kunden verloren. Der Umsatz kletterte dennoch wegen des Zuwachses der Geschäftssparte um 2,7% auf 605 Mio CHF, wie Hütwohl weiter sagte. Beim Internet ging der Umsatz um 0,6% auf 159 Mio CHF zurück, die Kundenzahl schrumpfte um 51’000.
Erneute Kritik an Swisscom
Das Festnetz- und Breitbandgeschäft leide in der Schweiz nach wie vor unter der Dominanz der «De-facto-Monopolistin» Swisscom, beklagte sich die Sunrise-Spitze. Beim Breitbandinternet fahre die Tochter des dänischen Telekomkonzerns TDC hohe Verluste ein, weil die Wiederverkaufspreise der Swisscom zu hoch seinen. Der Fall liegt seit Jahren bei der Wettbewerbskommission (Weko).
Träge Kunden
80 bis 90% der Schweizer würden zu viel für Telekommunikation bezahlen. Dennoch seien die Kunden hierzulande wenig bereit, den Anbieter zu wechseln, sagte Sunrise-Chef Christoph Brand.
Mutterkonzern schreibt 560 Mio. Franken auf Sunrise-Wert ab
Dies wird nun auch dem Mutterkonzern TDC schmerzlich bewusst: Wegen des mangelnden Wettbewerbs und der schleppenden Liberalisierung in der Schweiz schreibe das vom früheren Swisscom-Chef Jens Alder geführte Unternehmen 560 Mio CHF auf dem Wert von Sunrise in den eigenen Büchern ab. Die letzte Bewertung von Sunrise stammte aus dem Jahre 2001. Die damalige Einschätzung über das Tempo der Liberalisierung des Telekommarktes habe sich einfach nicht bewahrheitet, sagte Hütwohl.
Investitionen in Kunden und Infrastruktur
Brand sagte der Swisscom den Kampf an: «Wir werden kräftig investieren in Kunden und Infrastruktur.» Ein dreistelliger Millionenbetrag sei alleine für die Entbündelung der letzten Meile der Swisscom von der Telefonzentrale bis zum Hausanschluss vorgesehen. Bislang habe Sunrise in 37 Swisscom-Telefonzentralen eigene Geräte installiert. Bis Ende Jahr sollten es rund 140 Telefonzentralen. Damit könne Sunrise rund 30% der Bevölkerung abdecken.
Um jetzt schon Kunden zu gewinnen, hat der zweitgrösste Telekomkonzern des Landes vor kurzem ein Bündelangebot für Handy, Internet und Festnetz lanciert, das deutlich billiger ist als bisher. Die Resonanz der Kunden sei gewaltig, sagte Privatkundenchefin Alexandra Reich. Sunrise setzt darauf, die gesenkten Preise durch mehr Kunden wettmachen zu können. (awp/mc/pg)