Gipsy Kings – «Roots»
Nach 15 Jahren Welterfolg avancierten Gipsy Kings zuletzt fast zu einer Karrikatur ihrer selbst. Mit dem neuen Album «Roots» finden sie nun zu ihren musikalischen Wurzeln zurück.
Von Patrick Gunti
Fans dieser grossen Musiker müssen keine Angst haben, die Rhythmen sind geblieben, das unvergleichliche Feeling stellt sich auch bei «Roots» ein. Allerdings hört sich das Album wieder mehr nach Zigeuner- und weniger nach Hintergrundmusik aller mexikanischen und spanischen Restaurants und Bodegas rund um den Planeten an. Zu verdanken haben wir dies einer Rückbesinnung der Musiker auf ihre Wurzeln. Sie sagten «adieu Paris“ und verabschiedeten sich gleichzeitig von den High-Tech-Studios, Synthesizern und elektronischen Effekten, die in den letzten Jahren Überhand genommen hatten.
Bauernhaus statt High-Tech-Studio
Statt dessen bezogen Canut, Nicolas, Andre, Pablo und Patchai Reyes sowie Diego, Paco und Tonino Balairdo ein frisch renoviertes Bauernhaus im Languedoc, unweit ihrer Wohnorte. Dort setzten sie sich in einen Kreis und probierten neue Songs aus. So ist «Roots“ ein sehr erdiges und ursprüngliches Album geworden. Kein Studio-Album, alles wurde live eingespielt.
Überzeugend
«Roots“ beginnt schwungvoll mit dem fröhlichen «Aven Aven“ in Katalan gesungen. «Legende“ ist ein eindringlich vorgetragener Appell, einer verlorenen Zigeunerseele den richtigen Weg zu weisen. Beim Flamenco-Stück»Bolerias“ stellt Tonino seine Fingerfertigkeit unter Beweis. «Rhythmic“ ist eines der ursprünglichsten Songs des Albums – Improvisation pur. Ob leidenschaftliche Liebeslieder, Flamencos,eine Gipsy-Kings-Version von Boogie-Woogie, Balladen oder Party-Musik – die Kings überzeugen hier vollauf.
Der Weg zurück gelungen
Nach einer Weltkarriere mit unzähligen Hits, Auszeichnungen und ausverkauften Tourneen ist den Gipsy Kings der Weg zurück gelungen, ohne sich neu erfinden zu müssen. Die Kings selber meinen zu ihrem Album, es klinge wie ihre Musik noch vor «Bamboleo“ – aber mit einer viel besseren Technik aufgenommen.
Die Limited Edition des Albums enthält zusätzlich eine DVD mit vier Songs, die zeigen, wie und wo «Roots“ aufgenommen wurde. Mit ihrem neuen Album sind die Gipsy Kings nun auf Tournee. Wer sich von ihren Live-Qualitäten überzeugen will, kann dies am 14. April im Kongresshaus in Zürich tun. (Vertrieb: Sony Music)
Daryl Hall & John Oates»Ultimate»
«Ultimate» ist leider kein neues Album des erfolgreichsten Pop/Rock-Duos der Musikgeschichte. Auf zwei CD’s liefern 37 Songs jedoch Zeugnis der beeindruckenden Karriere von Daryl Hall und John Oates ab – vom ersten Hit aus dem Jahre 1974 «She’s Gone» bis zu «Do It For Love“ ab dem gleichnamigen2002-er Album.
Drei Dekaden Hits – nur wenige Künstler können eine solche Karriere vorweisen wie Hall & Oates. In hiesigen Breitengraden hatten sie zwar eigentlich nur einen Megahit – vor über 20 Jahren stürmte «Maneater“ die Charts – in den USA, Grossbritannien, Australien und vor allem auch Japan gehören die beiden Vollblutmusiker aber bis heute zu den ganz grossen Stars. Ausverkaufte Tourneen und Hits in diesen Ländern zeugen von der Popularität und der Faszination, die von der Musik und der einzigartigen Stimme von Daryl Hall ausgeht.
Ein Platz in der Musikgeschichte
Die beiden Musiker haben sich ihren Platz in der Musikgeschichte längst gesichert. 40 Millionen Alben gingen bis dato über Ladentisch. Kein Wunder – «She’s Gone“ hört sich auch heute noch nicht wie ein Oldie an, «Maneater“ ist ein Pop-Song erster Güte, aber auch «Rich Girl“, «Kiss On My List“, „Private Eyes“ oder «Say It Isn’t So“ gingen um die Welt.
Vorübergehender Rückzug
Als Dauerlieferanten von weisser Soulmusik machten die zwei Männer aus Philadelphia vor allem in den 70er und 80er-Jahren Karriere. In den 90ern zogen sie sich etwas aus dem Rampenlicht zurück, wobei vor allem Darryl Hall ein gesuchter Songschreiber für andere Künstler war. Mit «Marigold Sky“ 1997 und «Do It For Love“ 2002 veröffentlichten sie zuletzt zwei Alben mit starken Songs, die ihnen zwar kaum neue Fans bescherten, aber zumindest die Longtime-Fans begeisterte.
Die Liebe zur Musik
Auch nach 30 Jahren auf der Bühne und im Studio denken Hall & Oates nicht ans aufhören. «Aus liebe zur Musik“, wie sie immer wieder betonen. Bleibt zu hoffen, das diese Liebe noch lange bestehen wird… (Vertrieb: BMG)