Vor mehr als zwanzig Jahren hat sich der Bündner Giusep Fry mit Haut und Haaren dem Hausberg der Zürcher verschrieben. Seither hat er sich Schritt um Schritt seinen Traum erfüllt. Welche weiteren Ideen er hat und wie er den Erfolg begründet, erklärt Giusep Fry im Moneycab Interview.
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Fry, während sich mehrere Vereine zum Schutz des Üetlibergs formierten und mehr Ruhe am Zürcher Hausberg fordern, holen Sie mit immer neuen Ideen immer mehr Leute in Ihr Reich «Top of Zurich».Kino auf dem Berg, Esstheater, Dinner-Konzerte, Helikopterflüge für Hochzeitspaare.
Ihr Erfolg bedingt ein Mehr an Verkehr.Wo sehen Sie die Grenzen der Belastbarkeit und wie wird die Diskussion mit Ihren Kritikern weitergehen?
Giusep Fry: Nach Beendigung des Um- und Erweiterungsbaues ist unsere Infrastruktur um einiges gewachsen. Durch den Ausbau der Säle (von 7 auf 13) und der Zimmer (von 29 auf 55) wurden 39% mehr Firmen- und Familienanlässe auf dem Zürcher Hausberg durchgeführt. Durch unser Engagement beschäftigen wir seither auch 50 Mitarbeitende mehr. Die Anzahl der Anlässe hat sich eigentlich nicht geändert, wir führten schon immer unsere hauseigenen Veranstaltungen durch. Das Kino am Berg ist neu, bringt uns grundsätzlich nicht mehr Leute, da ja die Terrasse sowieso jeden Abend mit rund 400 Personen besetzt wäre. Der Verkehr wurde auch nicht erhöht und wir haben sogar Sammeltransporte für die Warenlieferungen organisiert.
«Im UTO KULM steckt viel Herzblut – ohne meine Mitarbeitenden würde so ein grosses Unternehmen nicht funktionieren.» Giusep Fry, Besitzer und Hoteldirektor Uto Kulm, Zürich
Mit dem Kauf des Uto Kulm 1999 konnten Sie sich einen Traum erfüllen. Wie kamen Sie aus den Bündner Bergen auf den Zürcher Hausberg, was hat Ihr Feuer entflammt?
Ich bin vor 21 Jahren zufällig als Geschäftsführer auf den Uetliberg gekommen. Ich realisierte, dass der Uetliberg ein riesiges Gastro-Potential hat. Die Nähe zu Zürich und die Skyline beeindruckten mich schon damals. Mein Traum ging mit dem Kauf natürlich in Erfüllung, und ich bin seither der stolze Besitzer eines der schönsten Berghotels der Schweiz inkl. 2.5ha Wald.
Im März 2003 konnte nach 14 Monaten Bauzeit und knapp 15 Millionen Franken Investitionen das neue 4-Stern Hotel Uto Kulm eröffnet werden. Als Eigentümer und Direktor des Uto Kulm nehmen Sie auch finanziell ein grosses Risiko auf sich. Wie und in welchen Zeitraum gedenken Sie diese Investitionen wieder zu amortisieren?
Die Investitionen sollen in 10 Jahren amortisiert werden, das heisst 1.5 Millionen Franken pro Jahr. In zehn Jahren sollte es wieder möglich sein in grossem Umfang neue Investitionen zu tätigen.
Aus dem traditionellen Bergrestaurant ist ein Business-, Seminar- und Erlebnishotel geworden. Wie sieht der typische Gast im Uto Kulm aus. Woher kommt er, was sucht er im Uto Kulm?
Es gibt verschiedene Zielgruppen, die wir bei uns empfangen.
Der typische Seminarbesucher ist eher männlich. Branchen sind Versicherungen, Banken, Vereine etc.Die Hochzeitsgäste. Die Lage, die Skyline, Romantik-Suiten und die auf grosse Bankette spezialisierte Küchencrew ermöglichen ein unbeschwertes Fest. Unser Team hilft auch gerne bei der Planung.Die Wein- und Essliebhaber oder die Veranstaltungsbesucher. Ein Tête à Tête mit der Liebsten oder dem Liebsten umrahmt mit schönem Wein – was will man noch mehr?Die Wanderer und Touristen. Die Nähe zu Zürich ermöglicht einen kurzen und doch beeindruckenden Ausflug in die «Bergwelt». Vom Zürcher Hauptbahnhof dauert die Fahrt ja nur 20 Minuten.Die Sportler – auch die sind bei uns willkommen, obwohl das Hotel 4-Sterne hat, fühlt sich eigentlich jeder bei uns wohl.
Die Bundesbeiträge für Schweiz Tourismus sind zurzeit inDiskussion wegen einer möglichen Kürzung. Wie wichtig sind die Beiträge aus Ihrer Sicht und wie beurteilen Sie die Resultate von Schweiz Tourismus?
Dieses Geld ist wichtig für das Tourismus-Land Schweiz. Die Verteilung der Gelder sollte gezielt eingesetzt werden. Ich persönlich finde, dass Schweiz Tourismus für die EM 2008 vermehrt Druck ausüben sollte, für die Schweiz ist das ein enorm wichtiger Event.
In der lokalen Presse sind Sie Dank Ihrer Ideenflut ein Dauerthema. Dies ist zum Teil kostenlose Werbung für Sie und Ihr Hotel. Welche Werbemittel- und Kanäle sind für Sie sonst noch wichtig?
PR ist nicht gratis, wir haben dafür eine PR-Agentur. Zusätzlich sponsoren wir die Wetterfee und Sommertalk von Tele Züri, sind auf vielen Web-Seiten verlinkt. Wir bieten den Medien auch interessante Leserangebote und Wettbewerbspreise an. Ansonsten informieren wir unsere Kunden stetig über alle Projekte und beziehen sie auch dabei mit ein. Kundenbindung ist uns ein wichtiges Anliegen.
«Fryherr vom Uetliberg», «König von Zürich» sind nur einige der Bezeichnungen für Sie. Wie fühlen Sie sich selbst auf dem Berg und weshalb wohnen Sie nicht an dieser traumhaften Lage?
Die Bezeichnungen ehren mich. Im UTO KULM steckt viel Herzblut – ohne meine Mitarbeitenden würde so ein grosses Unternehmen nicht funktionieren. Die traumhafte Lage geniesse ich den ganzen Tag und bin auch an vielen Abenden anwesend. Ich wohne jedoch in Uitikon Waldegg, weil meine Kinder zur Schule müssen und eine gewisse Distanz auch gut tut. Man muss ja auch mal abschalten können.
Falls Ihre beiden Kinder (heute 7 und 10 Jahre alt) ebenfalls in die Hotellerie einsteigen möchten, welche Ratschläge würden Sie ihnen geben?
Ich empfehle ihnen eine solide und praktische Grundausbildung und unterstütze sie dabei. Ich wäre natürlich auch Stolz wenn eines meiner Kinder das UTO KULM weiter führen würde.
Dass mit Kreativität, Qualität und Innovation in der Hotellerie der Erfolg immer noch machbar ist, haben Sie seit Ihrem Beginn auf dem Uetliberg eindrücklich bewiesen. Welche Ziele haben Sie mit dem Uto Kulm noch und welche konkreten Schritte zur Umsetzung stehen in der kommenden Zeit an?
Das UTO KULM sollte in aller Munde sein. Für die Kunden sollte der Name ein Garant für Qualität, Service und Professionalität und vor allem Kontinuität sein. Wünschenswert wäre, dass sich in der Transportfrage und allen anderen Belangen durch eine harmonische Jahresplanung alles einpendelt und nicht mehr soviel Kritik hervorgerufen wird.
In Ihrem Weinkeller frönen Sie Ihrer grossen Leidenschaft, den Bordeaux-Weinen. Wo verbringen Sie Ihre Ferien und woher holen Sie sich die Inspiration für neue Ideen?
Klar ist ja, dass es zu einem guten Essen einen guten Wein braucht. Für mich, wie auch für die Kunden ist Preis-Leistung wichtig – guter Wein zu einem realistischen Preis. Im Winter fahre ich Ski und im Sommer tanke ich am Meer Sonne und gehe mit offenen Augen durch die Gegend. Ich sehe Trends und Neues – und versuche das Gesehene sofortim Betrieb um zu setzten.
Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Gesundheit und Familie sind mir sehr wichtig. Ohne – tja, müsste ich sie mir wünschen.
Uto Kulm Zürich: Der Moneycab Testbericht
Uto Kulm: Vier Sterne, ein Diadem und das Schweben im Raum
Wer je den Ausblick vom Aussichtsturm auf dem Uto Kulm genossen hat, wird Zürich mit anderen Augen sehen. Der Hausherr des Uetlibergs, Giusep Fry, für puristische Naturfreunde oft ein rotes Tuch, zeigt seit zwanzig Jahren, wie sich mit Kreativität, Begeisterung und täglicher Höchstleistung auch die Zürcher in die Höhe locken lassen. weiter…
Giusep Fry
Giusep Fry (44) ist seit 1983 Direktor und seit 1999 Eigentümer und Direktor des HotelRestaurants UTO KULM
Der Bündner Giusep Fry begann seine berufliche Laufbahn mit einer Kochlehre und war von 1979 bis 1983 in diversen Saisonstellen als Koch und Küchenchef im In- und Ausland tätig.
Bereits im Oktober 1983 kam er auf den Uetliberg, und zwar als Geschäftsführerim alten Hotel-Restaurant UTO KULM. In dieser Position begleitete er während den Jahren 1986 und 1987 den Umbau des Hauses zum heutigen Haupthaus und den ehemaligen Nebengebäuden mit Seminarräumen, Gäste- und Mitarbeiterzimmern sowie diversen Wirtschaftsräumen.
Im Jahre 1994 wurde Fry Pächter und seit Januar 1999 ist er Eigentümer und Direktor des UTO KULM. Neben seiner beruflichen Karriere absolvierte Fry diverse Führungs- und Managementkurse in den Bereichen Gastgewerbe und Wirtschaft.
Giusep Fry ist verheiratet und Vater von zwei Kindern (6- und 9-jährig). Sportliche Aktivitäten sind ein fester Bestandteil seiner Freizeit, welche der Hotelier am liebsten mit seiner Familie geniesst.
Seine Leidenschaft gehört ferner dem französischen Wein. Giusep Fry ist stolzer Besitzer einer umfangreichen Bordeaux-Sammlung.