Giusep Fry, Uto Kulm: «Das Schlemmer-Kino findet an 36 Abenden für je rund 260 Personen statt»
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Fry, der erfolgreiche letztjährige Open-Air Event «Kino am Berg» wurde von ganz draussen auf die Terrasse ins «La Bellezza» verlegt. Die Lösung wurde Ihnen durch Einsprachen des Vereins «Pro Üetliberg», vom schweizerischen und zürcherischen Heimatschutz, von Fussverkehr Schweiz, der Arbeitsgemeinschaft Pro Amt und der Umweltaktion Zürich 2 sowie verschiedenen Privatpersonen gegen das Vorjahreskonzept aufgezwungen. Was bedeutet diese neue Variante für Sie?
Ich habe das Open Air Kino letztes Jahr gestartet, weil wir während der eher ruhigen Sommersaison nicht so viele Seminargäste bei uns haben und ich ansonsten zehn bis fünfzehn Arbeitsplätze abbauen müsste. Der Rekurs gegen die vorliegende bau- und polizeirechtliche Bewilligung der kantonalen Baudirektion verunmöglicht leider die letzt jährige Variante auf der Landzunge. So suchten wir eine Alternative mit derselben Zielsetzung, keine Arbeitsplätze abzubauen ? wir fanden sie mit dem Schlemmer-Kino.
Diese Variante des Kinos ist einzigartig, weil das Schlemmer-Kino Cineasten und Gourmets rund um verwöhnt. Das Kinoticket enthält einen aktuellen Film, ein Cüpli zum Apéro, das Schlemmer-Buffet mit Background-Live-Musik und eine ZVV-Tageskarte. Es findet unter freiem Himmel statt, in einem romantischen Kerzenlichtambiente mit der schönsten Panoramasicht die es rund um Zürich gibt. Falls es dann doch regnen würde, können die Wände und die Decke des Glaspavillons «La Bellezza» sofort geschlossen werden ? wir garantieren also ein wetterfestes Kinofeeling. Im Hotel Uto Kulm kann man im Anschluss an das Kino in einem exklusiven Lifestyle-Doppelzimmer übernachten.
Wie waren die Erfahrungen des Kino-Events im letzten Jahr, wie viele Beanstandungen oder Reklamationen mussten Sie bearbeiten?
Am 25. 6. 04 wurde eine offizielle Lärmprüfung an vier Orten um das Hotel Uto Kulm durchgeführt, es gab keinen Grund zur Beanstandung. Die rund 8’000 Besucher vom letzten Jahr haben uns darin bestätigt, dass das Kino am Berg eine gute Sache ist. Wir wünschen uns, dass die Cineasten auch dieses Jahr (und auch die nächsten Jahre) das einmalige Ambiente auf Zürichs Hausberg geniessen können.
Eine gesunde Verkehrserschliessung ist ja nicht nur für das Uto Kulm eine Herausforderung, sonder auch für alle andern Restaurants und Bewohner auf dem Uetliberg. Wir erstellten eine Studie für eine Gondelbahn. Dann könnten alle Personen und Waren direkt zum Hotel Uto Kulm transportiert werden und wir wären offiziell ein «Berghotel». Giusep Fry, Hotel Uto Kulm
Da durch die Kombination von Abendessen und Kino kaum sehr viel mehr Gäste als an einem sonstigen Abend bedient werden können, ist das Personenaufkommen kaum grösser als sonst. Was sind die wichtigsten Gründe für die Einsprachen?
Das Personenaufkommen wäre auch bei der Durchführung auf der Landzunge nicht grösser als an sonstigen Tagen. Nein, wir hätten eher ein kleineres Aufkommen, da an einem sonnigen Abend mehr Personen auf der Landzunge bedient werden als die vorgegebenen und bewilligten 350 Plätze.
Hauptgrund er Einsprache ist das erhöhte Verkehrsaufkommen. Das erhöhte Verkehrsauskommen hat jedoch unter anderem seinen Ursprung darin, dass die SZU den Warentransport eingestellt hat. Unser Hotel wurde während den letzten Jahren von einem Berggasthaus zu einem Viersterne Hotel mit mehr Zimmern und Sälen ausgebaut und der Zürcher Hausberg ist dadurch ein noch attraktiverer Ausflugsort geworden. Die Probleme werden hoffentlich mit dem eingereichten Verkehrskonzept in Zukunft gelöst.
Durch die neue Installation von vier festen Leinwänden im La Bellezza wird die Infrastruktur für Seminare oder weitere Events merklich aufgewertet. Werden die Kinoevents jetzt zur festen Grösse im Uto Kulm?
Das Hotel Uto Kulm ist grundsätzlich ein Seminarhotel und diese technischen Installationen bedeuten für mögliche Teilnehmer eine Aufwertung. Ein Kino wollen wir jedoch nicht sein, da wir im La Bellezza die Gäste mit der Gastronomie und der unglaublich beeindruckenden Panoramasicht verwöhnen wollen.
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Es ist Mittag an einem herrlich heissen Junitag und nur wenige Gäste haben den Weg auf den Zürcher Hausberg gefunden. Wie sieht die Sommersaison allgemein für Sie umsatzmässig aus und wie können Sie mehr Gäste auf den gegenüber der Stadt kühleren Üetliberg locken?
An einem heissen Sommertag wie diesem haben wir über Mittag oft nur wenige Gäste. Am Abend füllt sich die Szene dann wieder mit Leuten aus der Stadt, welche die kühlere Luft und die Aussicht ihres Hausbergs schätzen. Unser Problem liegt eher beim schlechten Wetter ? da fehlen die Gäste. Es kommt oft vor das wir eine 100% Auslastung (Reservationen) haben, aber wenn es dann regnet ? kommen die Leute einfach nicht mehr. Dazu wird dann der siebenminütige Fussmarsch eher als negativ betrachtet und nicht wie bei schönem Wetter als erholsam und entspannend.
Die Investitionen in die technische Infrastruktur betragen etwa 100’000 Franken. Wie viele Gäste erwarten Sie für die Kinosaison am Berg und wie viele zusätzliche Übernachtungen können Sie in etwa verbuchen?
Wir bieten an 36 Abenden für rund 260 Personen das Schlemmer-Kino. Die gesamte Spielzeit bei 100% Auslastung würden uns 9’720 Personen und verkaufte Tickets einbringen. Die Tickets sind zu 69, 79 oder 100 Franken erhältlich. Zusätzliche bieten wir ein Lifestyle-Doppelzimmer zum Kino-Special für 150 Franken inklusive Frühstück an. Da isch das diesjährige Konzept von dem des letzten Jahres unterscheidet, können wir noch keine genauen Zahlen bekanntgeben.
Die Verkehrserschliessung des Üetliberg ist eine seltsame Mischung aus Zug, Strasse, Fussweg und Verboten. Parkplätze weitab der Bahnstation, die Bahn endet einige hundert Meter unterhalb des Gipfels. Was wäre Ihrer Meinung nach eine gute Lösung zur Erschliessung des Üetlibergs?
Eine gesunde Verkehrserschliessung ist ja nicht nur für das Uto Kulm eine Herausforderung, sonder auch für alle andern Restaurants und Bewohner auf dem Uetliberg. Wir erstellten eine Studie für eine Gondelbahn. Dann könnten alle Personen und Waren direkt zum Hotel Uto Kulm transportiert werden und wir wären offiziell ein «Berghotel». Dies wäre jedoch für unsere Nachbarn keine Lösung.
Seit mehr als zwanzig Jahren sind Sie jetzt auf dem Üetliberg als Wirt und Hotelier tätig. Wie hat sich in dieser Zeit das Verhältnis der Zürcher zu Ihnen und zum Uto Kulm entwickelt?
Der Wechsel vom Bergrestaurant zum Viersterne-Hotel hat die Angebotspallette verändert. Die verschiedenen Zielgruppen, Biker, Touristen, Seminar- Hochzeits- und Bankettgäste haben gewisse Erwartungen. Das Team bemüht sich 365 Tage alle diese Wünsche zu erfüllen, was natürlich ab und zu nicht so einfach ist.
Zum Schluss haben Sie noch zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Ich bin wunschlos glücklich!
Ich habe ein liebe Familie?
Ich habe tolle Gäste?
Ich habe ein super Team?
?und das alles am schönsten Ort auf der Welt! ? Was will ich da noch mehr?
Der Gesprächspartner
Giusep Fry (45) ist seit 1983 Direktor und seit 1999 Eigentümer und Direktor des HotelRestaurants UTO KULM
Der Bündner Giusep Fry begann seine berufliche Laufbahn mit einer Kochlehre und war von 1979 bis 1983 in diversen Saisonstellen als Koch und Küchenchef im In- und Ausland tätig.
Bereits im Oktober 1983 kam er auf den Uetliberg, und zwar als Geschäftsführerim alten Hotel-Restaurant UTO KULM. In dieser Position begleitete er während den Jahren 1986 und 1987 den Umbau des Hauses zum heutigen Haupthaus und den ehemaligen Nebengebäuden mit Seminarräumen, Gäste- und Mitarbeiterzimmern sowie diversen Wirtschaftsräumen.
Im Jahre 1994 wurde Fry Pächter und seit Januar 1999 ist er Eigentümer und Direktor des UTO KULM. Neben seiner beruflichen Karriere absolvierte Fry diverse Führungs- und Managementkurse in den Bereichen Gastgewerbe und Wirtschaft.
Giusep Fry ist verheiratet und Vater von zwei Kindern (6- und 9-jährig). Sportliche Aktivitäten sind ein fester Bestandteil seiner Freizeit, welche der Hotelier am liebsten mit seiner Familie geniesst.
Seine Leidenschaft gehört ferner dem französischen Wein. Giusep Fry ist stolzer Besitzer einer umfangreichen Bordeaux-Sammlung.
