Gläubigerschutz für Eurotunnel – Insolvenz vorerst vom Tisch
Damit kann der Verkehr im Kanaltunnel weiter fliessen. Eurotunnel will sein Konsolidierungsprogramm fortsetzen, ohne die Forderungen der Gläubiger fürchten zu müssen. Eine Insolvenz des mit mehr als 9 Milliarden Euro verschuldeten Unternehmens ist damit zunächst vom Tisch.
Sechsmonatige Beobachtungszeit
Das Gericht setzte eine sechsmonatige «Beobachtungszeit» fest, wobei Forderungen an Eurotunnel innerhalb von zwei Monaten bekannt gegeben werden müssen. «Zufrieden und hoffnungsvoll» kündigte Eurotunnel-Chef Jacques Gounon daraufhin an, das Unternehmen werde, unterstützt von zwei von der Justiz gestellten Administratoren, die Verhandlungen über die Schulden sofort wieder aufnehmen. «Sie dürften ziemlich rasch in einen zufrieden stellenden Vorschlag einmünden», erläuterte Gounon.
Sanierung der Gesellschaft unabdingbar
Buchstäblich bis zur letzten Minute vor der Gerichtsentscheidung hatten Unternehmensführung und ein Teil der Gläubiger noch nach einem Kompromiss gesucht. Gounon hatte nochmals klargemacht, dass eine Sanierung der Gesellschaft unabdingbar sei. Der Gläubigerschutz sei die «letzte Etappe» auf dem Weg zu Abkommen zwischen beiden Parteien.
«Unvernünftige» Forderungen
Im Zusammenhang mit dem Antrag auf Gläubigerschutz hatte Gounon zuvor gesagt, er verstehe nicht, warum Gläubiger wie die Deutsche Bank ihre «unvernünftigen» Forderungen aufrechterhalten konnten angesichts der Verantwortung gegenüber den 2.300 Beschäftigten und den 800.000 Aktionären. Im Mai hatten sich Gläubiger zum Verzicht von 54 Prozent ihrer Aussenstände in Höhe von mehr als neun Milliarden Euro aus der Bauzeit des Tunnels bereit erklärt.
Leichte Umsatzsteigerung im ersten Halbjahr 2006
Im ersten Halbjahr 2006 hatte Eurotunnel seinen Umsatz leicht verbessert. Der Umsatzerlös stieg um zwei Prozent auf 399 Millionen Euro. Dies sei aber allein auf die höhere Fahrpreise zurückzuführen. Der Transport von Lastwagen sei um acht Prozent zurückgegangen. Zudem seien sieben Prozent weniger Personenwagen und 17 Prozent weniger Autobusse durch den Kanaltunnel transportiert worden. (awp/mc/pg)