Das teilte GM Europe in Zürich mit. Magna und RHJ gelten als Favoriten, BAIC waren zuletzt keine Chancen mehr eingeräumt worden. Die Vertragsentwürfe der Bieter werden an diesem Dienstag von GM gesichtet und bewertet. Sie werden laut Regierungssprecher Ulrich Wilhelm parallel der Bundesregierung zur Kenntnis gegeben. «Wir werden dann in den nächsten Tagen die Angebote bewerten und gemeinsam über das weitere Vorgehen entscheiden», sagte Wilhelm am Montagmorgen.
Endspurt
Mit dem Ultimatum hat der Endspurt um die Übernahme des Autobauers Opel am Montag einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Interessenten sind weiter zuversichtlich, mit ihren Konzepten sowohl das Management von GM als auch die Bundesregierung und die Länder mit Opel-Standorten überzeugen zu können. GM kann Opel nicht ohne Zustimmung der Regierungen an einen Investor verkaufen, weil die Konzepte aller Bieter Staatsgarantien vorsehen. «Unsere Verhandlungen mit GM sind sehr weit fortgeschritten», sagte RHJ-Sprecher Arnaud Denis am Montag. Es gebe keinen Grund, grosse Änderungen an dem Konzept vorzunehmen, das der Finanzinvestor vergangene Woche der Bundesregierung in Berlin präsentiert hatte. RHJ wird von Teilen des GM-Managements bevorzugt, bisher aber vom Opel- Betriebsrat und den Landesregierungen abgelehnt.
Nachbesserung
Hingegen besserte Magna sein Konzept in einigen wichtigen Punkten nach. Ende Mai war der Zulieferer zunächst als grosser Favorit aus den Gesprächen im Bundeskanzleramt hervorgegangen. Danach gerieten die Verhandlungen mit GM aber mehrfach ins Stocken. So hatten Magna und GM unter anderem verbissen über den Zugang zum russischen Markt verhandelt. Ursprünglich hatte Magna das Exklusivrecht für die Produktion und den Vertrieb der US-Konzern-Marke Chevrolet angestrebt. Kreise berichteten jedoch am Montag, dass die Markenführung nun weiter bei GM bleiben solle, während sich beide Unternehmen die Vertriebsrechte teilen sollten. Die Produktion werde möglicherweise unter die Führung von «New Opel» gestellt.
Magna strebt höhere Beteiligung an
Ein Insider wies unterdessen Medienberichte aus Russland zurück, wonach Magna und die Sberbank nur dann an ihrem Angebot festhielten, wenn GM ihnen die Nutzung des gesamten intellektuellen Eigentums erlaube. «Es gibt einen gemeinsamen Vorschlag, nachdem eine hohe Entscheidungsfreiheit für Opel gesichert sein muss», sagte die Quelle. Ein Ultimatum gebe es aber nicht. Zudem teilte Magna am Montag auf Anfrage mit, dass der Zulieferer eine höhere Beteiligung an der neuen Gesellschaft anstrebt als bisher bekannt. Der Zulieferer wolle ebenso 27,5 Prozent an «New Opel» wie die russische Sberbank übernehmen, sagte ein Magna-Sprecher am Montag, ohne auf die Hintergründe einzugehen. Damit hätte auch Magna eine Sperrminorität. Bisher hatte Magna einen 20-Prozent-Anteil angepeilt, die Sberbank wollte mit 35 Prozent einsteigen.
Paket bleibt unverändert
Das Paket insgesamt werde dadurch aber nicht verändert. GM solle weiterhin mit 35 Prozent beteiligt werden, die Opel-Belegschaft mit zehn Prozent. Die industrielle Führung liege wie schon nach früheren Plänen bei Magna. Ob und wie stark sich der Beitrag des Zulieferers erhöht und der Beitrag der Sberbank gegenüber den früheren Plänen verringert, wollte der Sprecher nicht sagen. Magna und die Sberbank wollen 500 Millionen Euro Eigenkapital in «NewOpel» einbringen. Sie erwarten Staatsgarantien von 4,5 Milliarden Euro. Der russische Autohersteller GAZ soll als Kooperationspartner sein Vertriebsnetz in Russland zur Verfügung stellen.
Stellenabbau
RHJ strebt 50,1 Prozent von «New Opel» an und will dafür in zwei Schritten 275 Millionen Euro Eigenkapital einbringen. GM soll 39,9 Prozent halten, und die Mitarbeiter zehn Prozent. RHJ hofft auf staatliche Garantien von bis zu 3,8 Milliarden Euro. Der Finanzinvestor will 9.900 Stellen streichen, davon 3.900 in Deutschland. Magna will in Europa 11.600 Stellen bei Opel abbauen, davon 2500 in Deutschland. Europaweit sind 54 000 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 26.000 in Deutschland. BAIC will bei einer Übernahme 7.584 Stellen in Europa streichen, davon rund 3.000 in Deutschland, und strebt nur staatliche Garantien von 2,64 Milliarden Euro an. Allerdings wird dem Hersteller von zuletzt 12.000 Autos nicht zugetraut, Opel in eine sichere Zukunft zu führen. Ausserdem wird mit dem Autobauer ein Technologieabfluss nach China befürchtet.
Dauer der Ausmarchung offen
In den nächsten Tagen stellt der US-Konzern seine Analyse der Geschäftspläne unter anderem den Regierungen in Berlin und Washington sowie den Aufsichtsräten von GM und Opel vor und gibt eine Empfehlung ab. Derzeit rechnet GM mit einer Entscheidung bis Ende des Monats. Aus Verhandlungskreisen wurde am Montag aber Skepsis an dem engen Zeitplan bekundet. «Es wird spannend, das kann noch kompliziert und langwierig werden», warnte ein Insider.
Entscheid bei Opel-Treuhand
Das letzte Wort über den Investor hat die Opel-Treuhand, die 65 Prozent der Anteile an Opel hält. Sie wird nach Abstimmung mit GM und den Regierungen von Bund und Ländern mit Opel-Standorten entscheiden, welcher Bieter den Autobauer übernimmt. Im Treuhand-Beirat unter Vorsitz des Präsidenten der amerikanischen Handelskammer AmCham, Fred Irwin, sitzen zwei Vertreter von GM, einer vom Bund und einer der Länder. Sie haben sich allerdings vertraglich zur Unabhängigkeit verpflichtet und müssen ihre Entscheidung allein anhand wirtschaftlicher Kriterien treffen. (awp/mc/ps/24)