Der Aufsichtsrat der Opel GmbH akzeptierte auf einer ausserordentlichen Sitzung gleichzeitig das geplante Treuhandmodell der Bundesregierung, die am Abend eine Vorentscheidung über den neuen Investor fällen wollte. Die geplante Brückenfinanzierung könnte nach den Worten von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) ebenfalls bereits an diesem Mittwoch beschlossen werden. Am Mittag berieten die zuständigen Bundesminister im Kanzleramt über Opel. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt.
Opel soll aus GM-Insolvenz herausgehalten werden
Mit dem juristischen Schritt der Vermögensübertragung soll Opel aus der drohenden GM-Insolvenz in den USA herausgehalten werden. Bis zum Zuschlag für einen Investor wird ein Gremium aus Bundesregierung und GM die Geschicke des europäischen Opel-Unternehmens lenken. Dies hat der Aufsichtsrat ebenfalls beschlossen. Übertragen wurden laut Opel die europäischen Werke, die Patente und der Zugriff auf Technologien.
Steinbrück sagt Überbrückungskredit zu
Im ARD-«Morgenmagazin» sagte Steinbrück: «Es stehen drei Fragen an heute: Welchen Investor würden wir präferieren, wie sieht es aus mit dem Treuhandmodell, und daraus resultierend die Frage eines Überbrückungskredits in der Grössenordnung von 1,5 Milliarden Euro.» Steinbrück fügte hinzu: «Wir sind ins Gelingen orientiert und nicht ins Scheitern.» Mit der Brückenfinanzierung soll Opel im Falle der erwarteten GM-Insolvenz genügend Liquidität bekommen, um die Zeit bis zum Abschluss der Investorensuche zu überbrücken.
Bewertung der Konzepte
In Berlin geht es angesichts der drohenden Insolvenz von General Motors unter anderem um die Bewertung der Konzepte der drei Interessenten Fiat , Magna und Ripplewood. Bisher überzeugen die Angebote Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) noch nicht. Der Minister forderte Nachbesserungen, andernfalls sei auch eine Insolvenz von Opel möglich. Auch ein chinesischer Interessent habe sich gemeldet. Dabei handelt es sich nach Medienberichten um die Beijing Automotive Industry Corp. (BAIC).
Vernichtendes Urteil
Berater der Bundesregierung haben nach einem Zeitungsbericht ein vernichtendes Urteil über die Konzepte der Bieter gefällt. Sie empfehlen der Bundesregierung nach Informationen des Handelsblatts (Mittwoch) deshalb, keinesfalls bereits an diesem Mittwoch einen Bieter auszuwählen. Eine Vorfestlegung wäre eine Katastrophe, habe es in den Beraterkreisen geheissen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, das Papier sei die Meinung eines Investmentbankers und nicht die der Bundesregierung. Dass solche Papiere «durchgestochen» würden, zeuge von der Intensität der «Bieterschlacht». In dem Papier war insbesondere die geringe Eigenkapitalausstattung beim Magna- Modell kritisiert worden.
Koch sieht Magna als Favorit
Koch selbst geht mit einem klaren Vorzug für Magna in die Opel- Runde im Kanzleramt. Das Konzept sei überschaubarer und klarer beurteilbar als bei der Konkurrenz, sagte der Ministerpräsident am Mittwoch in Frankfurt. Fiat sei für die Beteiligten eine «Black Box», von der niemand genaue Zahlen gesehen habe. Ohne nachhaltige Änderung würde sämtliche staatliche Hilfe innerhalb von zwei Jahren allein bei Fiat verschwinden. «Ich will auch, dass kein Cent deutsches Geld nach Italien fliesst.» Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte im Spiegel gesagt, dass Fiat-Auto derzeit Geld verdiene.
Treffen auf Ministerebene
An dem Treffen im Kanzleramt nahmen neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Guttenberg auch die Regierungschefs der vier Bundesländer mit Opel-Standorten, GM-Europachef Carl-Peter Forster und ein Vertreter des US-Finanzministeriums teil. Bei den Gesprächen sollen zudem die Manager der Interessenten getrennt voneinander Rede und Antwort stehen.
Frist für GM-Gläubiger abgelaufen
Unterdessen ist für zehntausende Gläubiger des angeschlagenen US- Autobauers General Motors in der Nacht zum Mittwoch die Entscheidungsfrist für einen teilweisen Schuldenverzicht abgelaufen. US-Medienberichten zufolge kam keine ausreichende Zustimmung der Kreditgeber zum Schuldenkompromiss zustande. GM selbst gab zunächst kein Ergebnis bekannt. Bei einem Nein der Gläubiger gilt ein Antrag von GM auf Insolvenz binnen der nächsten Tage als so gut wie sicher – mit massiven Folgen für Opel.
Umschuldung als letzte Chance
Die Umschuldung gilt als die letzte Chance für die Opel-Mutter, eine Insolvenz zu umgehen. Bei dem in den USA als Gläubigerschutz bezeichneten Verfahren würde der Staat laut Medienberichten 70 Prozent an dem Autokonzern übernehmen und müsste zur Sanierung weitere 50 Milliarden Dollar hineinpumpen. Fast 20 Milliarden Dollar sind bereits an GM geflossen. (awp/mc/ps/19)